© Ludwig Bernhard Eder/ Manfred Hillinger in seinem Tesla Roadster
© Ludwig Bernhard Eder/ Manfred Hillinger in seinem Tesla Roadster

Elektrisierend: Wie ein Tesla und eine Photovoltaikanlage sich perfekt ergänzen

Familie Hillinger hat ihre Energiewende umgesetzt: Sie fährt fast immer mit Strom von der Sonne

© Ludwig Bernhard Eder/ Ein Elektroauto vom Feinsten
© Ludwig Bernhard Eder/ Ein Elektroauto vom Feinsten
© Ludwig Bernhard Eder/ Laden in Wien
© Ludwig Bernhard Eder/ Laden in Wien
© Ludwig Bernhard Eder/ Laden zuhause
© Ludwig Bernhard Eder/ Laden zuhause
© Ludwig Bernhard Eder/ Die Ladescheibe zeigt, wann wahrscheinlich fertig geladen ist
© Ludwig Bernhard Eder/ Die Ladescheibe zeigt, wann wahrscheinlich fertig geladen ist
© Ludwig Bernhard Eder/ Am Tablett oder am Telefon kann nach Ladestationen in der Nähe gesucht werden
© Ludwig Bernhard Eder/ Am Tablett oder am Telefon kann nach Ladestationen in der Nähe gesucht werden
© Hillinger- Die PV-Anlage am Dach
© Hillinger- Die PV-Anlage am Dach
© Hillinger- Manfred Hillinger setzt auf erneuerbare Energie und Elektromobilität
© Hillinger- Manfred Hillinger setzt auf erneuerbare Energie und Elektromobilität
© OEKONEWS-Nina Holler / Quer durch Europa mit dem Tesla Roadster bei der WAVE TROPHY
© OEKONEWS-Nina Holler / Quer durch Europa mit dem Tesla Roadster bei der WAVE TROPHY
© OEKONEWS-Nina Holler / Unterwegs bei der WAVE Trophy
© OEKONEWS-Nina Holler / Unterwegs bei der WAVE Trophy
© OEKONEWS-Nina Holler / Tamara und Manfred Hillinger (Mitte) waren  das Siegerteam bei der WAVE TROPHY 2014
© OEKONEWS-Nina Holler / Tamara und Manfred Hillinger (Mitte) waren das Siegerteam bei der WAVE TROPHY 2014

Bereits 2002, als sie mit dem Bau ihres Hauses starteten, dachten die IT Fachleute Manfred und Tamara Hillinger aus Niederösterreich an die Errichtung einer Photovoltaikanlage. Damals war die Anschaffung noch nicht leistbar, wurde aber bereits für die Zukunft mitgedacht. Im Herbst 2010 war es dann soweit und die Module mit einem Jahresertrag von etwa 5000 kWh wurden auf das Dach des Einfamilienhauses montiert.

"Nach der ersten Jahresabrechnung war klar, dass wir bei rund 4000 kWh Stromverbrauch mehr produzierten als verbrauchten. Der Stromkonsum konnte außerdem noch weiter reduziert werden, indem wir auf LED-Beleuchtung umstellten und Gerätestecker zur Vermeidung von unnötigem Stand-by-Betrieb einsetzten." erzählt Manfred Hillinger.

Gleichzeitig entstand die Idee, die Überschüsse für den Betrieb eines Elektroautos einzusetzen.

"Nach der ersten Testfahrt mit einem TESLA Roadster war ich von der Technik völlig überrascht. Da hat eine damals noch kleine Firma aus bestehenden Komponenten einen Sportwagen gebaut, der alles bietet was man braucht. Es war einfach kein anderes vergleichbares Auto auf dem Markt." meint Hillinger. Im Vergleich zu den damaligen € 35.000,- teuren E-Autos bot TESLA das beste Preis- Leistungsverhältnis.

"Mein Gedanke war, mit diesem Auto die Elektromobilität mehr unter die Leute zu bringen. Dieser Sportwagen ist zwar teuer, aber eigentlich nicht neu erfunden worden. Er wurde bei der Entwicklung mit Komponenten gestartet, die es frei auf dem Markt zu kaufen gab. TESLA hat einfach Bestehendes verbessert und den Beweis erbracht, jedes Auto elektrisch betreiben zu können. Warum verpesten wir dann unsere eigene Luft zum Atmen immer noch?"

Ein Sportwagen? Rein elektrisch? 1 1/2 Jahre lang wurde an einem Geschäftsmodell gefeilt und im Juni 2011 das Bestellfax an TESLA nach Großbritannien abgeschickt. Am 18. August 2011 wurde das Auto schließlich geliefert.

Manfred Hillinger berichtet:

"In der Anfangsphase musste ich mich auf "das neue elektrische Gefühl" erst einstellen, ich fuhr sehr vorsichtig. Bei einer Normreichweite von 340 km, die mit dem Roadster gegeben ist, verliert man jedoch sehr rasch die Angst, nicht weit genug zu kommen. Man beschäftigt sich damit erst wieder, wenn eine der wenigen längeren Fahrten anstehen. In der Garage wurde eine Starkstromsteckdose installiert, die noch heute funktioniert, aber nur 2-3 Mal im Jahr verwendet wird.

Heute lade ich fast immer "gemütlich", also langsam, mit Wechselstrom aus der ganz normalen Steckdose, weil die Schnellladung im Alltag meist nicht notwendig ist. Das Auto steht ohnehin stundenlang in der Garage. Trotzdem halte ich es für absolut wichtig, in jedem Fahrzeug eine Schnellladefähigkeit einzubauen.

Meine Gattin und ich sind klassische Pendler und wir fahren immer gemeinsam die 45 km in die Arbeit nach Wien. Die täglichen Einkäufe liegen zumeist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause.

Im Nebengebäude meines Arbeitsgebers hat der Elektrogroßhändler REGRO für seinen E-Auto Fuhrpark eine Ladestation errichtet und die darf ich je nach Bedarf mehrmals die Woche mitbenutzen. Es liegt dann immer die Ladeuhr hinter der Windschutzscheibe, mit dem voraussichtlichen Ende des Ladevorgangs und meiner Telefonnummer. Wenn jemand kommt und dringend Strom braucht, kann er mich einfach anrufen. Über Fernwartung kann ich das Laden stoppen. Das Ladekabel wir dann abgezogen und beiseite gelegt.

Was bei mir zusätzlich dazukommt, sind Ausfahrten zu Events, wie Solarpark- oder Windparkeröffnungen, die Wave Trophy oder Gemeinde- und Schulveranstaltungen zum Thema E-Mobilität. Durch mein E-mobility & Energy Management-Studium fahre ich in der Woche 1 bis 2x nach St. Pölten, deshalb nutze ich die Tankstellen in der Nähe meines Büros. Grundsätzlich bin ich der Meinung, in der Zeit, in der ein Auto unnötig herumsteht, kann es sinnvoll nachladen. Überall dort wo Autos länger abgestellt werden, sollten Ladestationen errichtet werden. So wie es z.B. die Wien Energie in den Wiener Parkhäusern bereits macht und weiter ausbaut.

Bei einem Elektroauto stellt sich immer die Frage, wo ich es laden kann wenn das notwendig ist. Dadurch, dass ich viel in Wien unterwegs bin und die Wien Energie schon Ladestationen hatte als ich mein E-Auto angeschafft habe, war es naheliegend eine Ladekarte der Wien Energie zu besorgen. Mittlerweile habe ich von verschiedenen Betreibern entsprechende Ladekarten immer im Auto dabei.

Die Handhabung ist wirklich sehr einfach. Man hält die Ladekarte an die Wien Energie-Säule, steckt das Kabel an und die Abrechnung erfolgt bequem über die nächste Quartalsabrechnung. Die Rechnung gibt detailliert Auskunft wann, wo, wie lange, wie viel kWh zu welchem Preis geladen wurden.

Meine Lieblingssäule ist beim Kraftwerk Spittelau, weil sie nahe zum Büro und zur U-Bahn ist. Hier kommt ebenfalls die Ladeuhr zum Einsatz, damit ich nicht jemanden anderen, der Nachladen möchte unnötig behindere.
Zusätzlich nutze ich öfter die Wien Energie Ladestationen im Parkhaus Messe und in der Lehargarage bei der Technischen Universität.

Für weitere Strecken, die ich nicht gut kenne, benutze ich auf meinem Smartphone die Ladestellenverzeichnisse von E-Tankstellenfinder und LEMNET, die es bereits als APPs gibt. Die Adresse gebe ich dann ins Navi und lasse mich hinführen.

Vor Erwerb der Elektroautos haben wir 2000 bis 3000 kWh Stromüberschuss pro Jahr um 8 Cent je kWh verkauft. Im April 2014 haben wir noch einen Renault ZOE, angeschafft und mit der in der Zwischenzeit um 2000 kWh erweiterten Photovoltaikanlage decken wir unseren Verbrauch beinahe zu 100 %.

Mit unterschiedlichen Steckdosen an Lademöglichkeiten gibt es kein Problem, weil für jede Steckdose der entsprechende Adapter einfach immer mit dabei ist. Von den modernen genormten Steckdosen Typ2 bis zur einfachen Schuko Steckdose kann alles verwendet werden.

Kosten:
Der TESLA Roadster hat zwar über € 100.000 gekostet und ist sicher nicht für jedermanns Geldbörse, die geringen Fixkosten können sich jedoch sehen lassen
- Versicherung Haftpflicht € 47,- p.m.
- Steuer € 0,- motorbezogene Versicherungssteuer
- Wartung, Service 1x jährlich € 600,- inkl. Kleinmaterial
- Reparaturen € 0,- bisher keine

Die ZOE von Renault haben wir seit April 2014 als Zweitauto und werden voraussichtlich rund 10.000 km im Jahr damit fahren.

Resultat: 100 km um nur € 1,52
Bei 30.000 Jahreskilometer mit dem Tesla Roadster kalkulieren sich die Treibstoffkosten aus unterschiedlichen Strombezugsquellen. Basis 15 kWh Strom je 100 km.

25.500 km um € 420,-
Dafür braucht der Tesla 3.825 kWh die in unserer Garage geladen werden. Die Kilowattstunde kalkuliert sich mit 11 Cent. Dieser Preis ergibt sich aus 8 Cent für Überschuss Strom und 19 Cent für den Kauf je kWh Strom. Jede bei Sonnenschein geladene kWh reduziert diesen Maximalansatz.

4.500 km um € 34,-
Dafür verbraucht der Tesla 675 kWh. Die Kosten ergeben sich aus einer Mischung vom Laden bei der Wien Energie und diversen anderen Ladestationen wie in Bruck an der Leitha oder in Klagenfurt oder beim Laden bei meinem Elektrogroßhändler. Im Schnitt liegen die Kosten, bei hoher Nutzung von Gratis-Lademöglichkeiten, bei ca. 5 Cent.

Fazit:
Es gibt für unsere Familie keine Notwendigkeit mehr für Autos mit Verbrennungsmotor und so fahren wir an jeder Tankstelle winkend vorbei.

Für Otto Normalverbraucher steht das Auto täglich über 22 Stunden herum. Objektiv betrachtet ist daher die Ladegeschwindigkeit reine Nebensache. 90% der Fahrten sind im Umkreis von 50 km und es werden laufend neue Ladestationen eröffnet. Die Angst, keinen Strom zu finden ist absolut unbegründet. Bei 78.000 gefahrenen Kilometern sind wir nie stromlos stehen geblieben. Es hat sich auf den Events gezeigt, dass man die Leute mit dem Aussehen eines Sportwagens und den tollen Leistungswerten einfach besser und schneller an das Thema Elektromobilität heranführen und überzeugen kann.

Interessanter Blog von Manfred Hillinger: Teslafahren.at

Text von:
Gruene Welle e.U. Manfred Brustmann

GastautorIn: Manfred Brustmann für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /