Effizientere Klimaanlagen durch regelmäßige Inspektionen

Gebäuderichtlinie verlangt regelmäßige Audits - EU-Projekt harmonAC ortet Einsparpotenzial von über 50 %

Wien- Wenn Anfang 2009 die EU-Gebäuderichtlinie in nationales Recht integriert sein muss, werden regelmäßigeÜberprüfungen von Klimaanlagen mit einer Leistung von über 12 kW verpflichtend. Dadurch soll sich die Energieeffizienz der Anlagen steigern. Das EU-Projekt harmonAC, an dem die Österreichische Energieagentur beteiligt ist, beschäftigt sich mit der Entwicklung praxistauglicher Inspektionsmethoden, die die Umsetzung in nationales Recht erleichtern sollen.

In der EU zeichnet der Gebäudesektor für über 40 % des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich. In Österreich denkt man dabei vor allem an den Heizwärmebedarf. In Zukunft wird jedoch der Energiebedarf für Kühlung und Klimatisierung von Gebäuden eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielen. So stellt die reclip:more (Klimazukunft Österreich, ARC systems research, BOKU-Met, WegCenter, IMG, ZAMG, Juni 2007) zur Entwicklung des Klimas in Österreich fest, dass bis zum Jahr 2025 im Sommer mit einem Temperaturanstieg von 2 bis 3 GradC gerechnet werden kann. Tage mit einer Temperatur von über 30 GradC, sogenannte Hitzetage, werden in Zukunft vermehrt auftreten: Bis 2025 werden sich die Hitzetage im Osten auf 20 bis 25 Tage vervierfachen, im Westen wird es bis zu 10 solcher Hitzetage geben. Heißere Sommer bedeuten aber auch, dass mehr Energie für die Klimatisierung von Räumlichkeiten verbraucht wird. Innovative Technologien und die verbesserte Effizienz bestehender Geräte sollen dem europaweit steigenden Stromverbrauch für Klimatisierung entgegenwirken.

Noch keine einheitliche Methode in Österreich

Einen Ansatz dazu bietet die Europäischen Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (2002/91/EC). Diese schreibt u. a. in Artikel 9 die regelmäßige Inspektion von Klimaanlagen mit einer Leistung von über 12 kW vor. Die Mitgliedstaaten waren angehalten, die Richtlinie bis 4. Jänner 2006 in nationale Gesetze umzusetzen, eine Verlängerung der Frist um bis zu drei Jahre wurde bewilligt. Das bedeutet, dass spätestens Anfang 2009 eine Umsetzung in nationales Recht erfolgt sein muss. Die Zeit drängt also, denn vor allem jene Teile der Gebäuderichtlinie, die die Klimatisierung betreffen, wurden bisher erst von wenigen Mitgliedstaaten in nationales Rechtübergeführt. Zur Umsetzung fehlen vor allem konkrete Vorstellungenüber Umfang und Häufigkeit der vorgeschriebenen Inspektionen und Audits. Auch in Österreich, wo die Integration des Artikel 9 der EU-Gebäuderichtlinie in den Aufgabenbereich der Länder fällt, gibt es noch keine einheitliche Methode.

Hier setzt das im Rahmen des EU-Programms "Intelligente Energie für Europa" geförderte Projekt harmonAC (Harmonizing Air Conditioning Inspection and Audit Procedures in the Tertiary Building Sector) an. Ziel von harmonAC ist die Entwicklung von Methoden für den Ablauf der Inspektionen und Audits. Seit dem Projektstart im September 2007 wurde bereits eine erste Version von Methoden für die Inspektion der Klimaanlagen entwickelt. Im Laufe des drei Jahre dauernden Projekts werden diese von den Projektpartnern aus Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Österreich, Portugal und Slowenien in über 500 Feldversuchen und Fallstudien getestet und optimiert. Darüber hinaus werden Studien zu den häufigsten Einsparmöglichkeiten sowie zu Zeitaufwand und Kosten im Vergleich zu den tatsächlichen Einsparungen erstellt. Die wichtigsten Akteure der Branche sollen durch die Entwicklung benutzerfreundlicher Tools zur Unterstützung bei den Inspektionen und entsprechende Trainingsunterlagen sowie durch Workshops und Seminare einbezogen werden.

Ergebnis des Projekts ist eine fundierte Grundlage an Methoden und Daten, welche es den Mitgliedstaaten ermöglicht, den optimalen Umfang und Einfluss der nationalen Inspektionsmethoden festzulegen.

Einsparpotenzial von über 50 %

Die Österreichische Energieagentur ist als einer der neun Projektpartner für die Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Durchführung von fünf Fallstudien und zwanzig Feldversuchen zuständig. Bei den Fallstudien und Feldsuche werden die Klimaanlagenösterreichischer Unternehmen inspiziert, deren Stromverbrauch und das erzielte Raumklima gemessen und so Energieeinsparmöglichkeiten identifiziert. Nachdem die Anlagen instand gesetzt wurden, werden abermals Stromverbrauch und Raumklima gemessen, um Informationen über die tatsächlich erzielte Verbesserung zu erhalten. Diese Studien dienen einerseits zur Abtestung und Weiterentwicklung der Methoden für die Inspektion von Klimaanlagen und zeigen andererseits die real erzielbaren Einsparungen auf.

Die Aktivitäten im Rahmen des Projekts harmonAC unterstützen die Umsetzung des Artikels 9 der Gebäuderichtlinie und leisten somit einen Beitrag zu mehr Energieeffizienz. Wenn alle Verbesserungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, erwarten Energieexperten durch die regelmäßigen Inspektionen von Klimaanlagen ein Einsparpotenzial von über 50 %. Regelmäßige Wartung und Inspektion einer Klimaanlage hilft aber nicht nur beim Energiesparen, sondern bedeutet auch mehr Komfort, Sicherheit und Behaglichkeit für den Nutzer. Und davon profitieren wir alle - denn der nächste Sommer kommt bestimmt.

Weitere Informationen: www.harmonac.info www.energyagency.at

Quelle: Österreichische Energieagentur


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /