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PAKET ZUR ENERGIEUNION: unseriöser Umgang mit Zahlen - "fast 30" oder 26,9 oder 13,6?

In ihrer "Rahmenstrategie für eine krisenfeste Energieunion mit einer zukunftsorientierten Klimaschutzstrategie" betont die EU-Kommission die vermeintlich wichtige Rolle der Atomenergie für den Klimaschutz.

Unter der Überschrift ‘Eine Energieunion für Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit’ steht die Forderung, die EU solle ‘dafür sorgen, dass sie ihre technologische Führungsposition im Nuklearbereich halten kann, … damit sich die Energie- und Technologieabhängigkeit nicht weiter erhöht’.

Merke: das Statistische Amt der Europäischen Union (eurostat) betrachtet die Atomenergie offiziell als ‘heimische Energiequelle’* unter Berufung auf ein internationales Übereinkommen (IEA / OECD, UNECE)* .

Bei der Präsentation des Strategiepapiers gab EU Energie-Kommissar Cañete bekannt, die Nutzung der Nuklearenergie müsse "eben sicher sein", und man müsse "schauen, was mit den Kernabfällen, mit der Entsorgung passiert". EU-Kommissionsvize Sefcovic kündigte an, dass er noch heuer "einen illustrativen Ausbauplan" für AKWs in Europa vorlegen wird.



All diesen Aussagen zur Bedeutung der Atomenergie für den ‘Klimaschutz’, der ‘Wirtschaftlichkeit’ und der ‘Import-Unabhängigkeit’ liegt die Behauptung zugrunde: ’Die Kernenergie liefert derzeit fast 30 % der Elektrizität in der EU’. Dieser Umgang mit Zahlen ist unseriös. Der Anteil der Atomenergie lag nach neusten Zahlen (2013) von eurostat bei 26,9 %, Tendenz fallend*.

Die Ausklammerung der anderen Energiebereiche, wie dem CO2-intensiven Transport- oder Wärme-Sektor, ist entlarvend. Der Anteil der Atomkraft am Bruttoenergieverbrauch betrug nämlich nur bescheidene 13,6%.



Egal ob es Unkenntnis oder Absicht ist, die hinter diesem Umgang mit Fakten steht, in beiden Fällen wird es schwer, diese EU-Kommission davon zu überzeugen, dass sie die skandalöse Bewilligung der Subventionen für den Bau neuer Atomkraftwerke in Hinkley Point zurücknimmt.

Gegen diese Bewilligung klagen neben diversen Energieversorgern auch die Regierungen von Österreich und Luxemburg vor dem EUGH.

Aber auch die Bürgerinnen und Bürger können etwas tun, denn sie sind berechtigt, eine Beschwerde gegen die Subventionsbewilligung einzulegen. Die Elektrizitätswerke Schönau haben eine Beschwerde vorformuliert. Mit der Hilfestellung aus Schönau haben bereits mehr als 60.000 Menschen protestiert, unter dem Motto ‘Kein Geld für Atom – Stoppt Brüssel!’





*the total amount of electricity produced in nuclear facilities in the EU-28 increased by 23.0 %, reaching a peak of 1 008.4 million GWh in 2004. Then between 2004 and 2013, the total production of nuclear power in the EU-28 decreased by 13.1 % http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Nuclear_energy_statistics



* Vielleicht muss man der schrägen Logik folgen, dass die Uranminen in Kasachstan (32%) , Kanada (16%) , Australien (11%), Niger (8%), Namibia (7%) … Europa einfach näher sind, als die Sonne mit 8,3 Lichtminuten

GastautorIn: Dr. Eva Stegen für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /