© Stefano Ferrario/pixabay.com
© Stefano Ferrario/pixabay.com

Stöger/Graf/Strebl: Forschung & Entwicklung machen Österreich zum Frontrunner bei intelligenten Stromnetzen - BILD

Stöger: F&E machen Österreich zu Frontrunner bei intelligenten Stromnetzen - Graf: Neue Rahmenbedingungen für Netzfinanzierung nötig - Strebl: Smarte Lösungen haben Praxistest bestanden

"Bei intelligenten Netzen ist es uns gelungen, Österreich im internationalen Spitzenfeld zu positionieren", erklärt Technologieminister Alois Stöger anlässlich der Fachtagung "Intelligente Stromnetze - Mit Energieinnovationen Chancen für Österreich eröffnen". In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Martin Graf, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, und Michael Strebl, Geschäftsführer von Salzburg Netz GmbH, kündigt Stöger an, dass das Technologieministerium und die E-Control die bestehende Zusammenarbeit verstärken werden, um die notwendige Weiterentwicklung der heimischen Stromnetze zu "Smart Grids" voranzutreiben und dabei sichere und effiziente Gesamtkonzepte zu entwickeln. "Hier geht es um die gerechte Verteilung von Kosten und Nutzen und darum, die Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung einzubinden", so Stöger.

143 Mio. Euro öffentliche Mittel für Energieforschung

Umwelt- und Energietechnologien sind ein Schwerpunkt in der Forschungsförderung des bmvit. Im internationalen Vergleich konnte Österreich im Bereich der Förderung von Energietechnologien in den letzten Jahren stark aufholen und liegt heute auf dem sechsten Platz unter den Mitgliedsländern der Internationalen Energieagentur (IEA). 2014 wurden über 143 Mio. Euro öffentliche Forschungsmittel in Österreich für die Energieforschung investiert, 95 Mio. Euro davon vom bmvit.

"Smart Grids Innovationsregionen"

Als nächster Schritt werden, gemeinsam mit Netzbetreibern und Industrie "Smart Grids Innovationsregionen" entwickelt, um neue Systemlösungen im Realbetrieb testen zu können. "Unser Ziel ist es, international konkurrenzfähige Demonstrationsprojekte zu schaffen", betont Stöger die Frontrunner-Position Österreichs. Durch die Zusammenarbeit mit der E-Control ist es möglich, Markt- und Geschäftsmodelle zu testen und Rückschlüsse für die Gestaltung des zukünftigen Regulierungsrahmens zu ziehen. Eine erste Pilotausschreibung gemeinsam mit der E-Control ist bereits in Vorbereitung und soll im Herbst starten.

Struktur der Stromnetzentgelte an Herausforderungen der Zukunft anpassen

In den nächsten fünf Jahren (2015-2020) müssen rund 5,6 Milliarden Euro in Ausbau und Modernisierung der Strominfrastruktur investiert werden, betont Martin Graf, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control. Finanziert wird dieser Ausbau der Stromnetze über die Stromnetzentgelte. Diese machen für einen Haushalt rund ein Drittel der gesamten Stromrechnung aus und gelten dem Netzbetreiber die Kosten für Betrieb und Instandhaltung des Stromnetzes ab. "Die Energieversorgung hat sich dramatisch geändert, nicht zuletzt durch das vermehrte Aufkommen dezentraler Erzeugung. Die verursachungsgerechte Kostenaufteilung gerät immer mehr in ein Ungleichgewicht. Daher muss auch die Struktur der Stromnetzentgelte angepasst werden", betont Graf. Bis 2019 soll das neue Modell der Stromnetzentgelte umgesetzt sein, wobei man einzelne Änderungen auch vorziehen könnte. "Das Ziel ist, auch zukünftig eine sichere, nachhaltige und sozial gerechte Stromversorgung sicherzustellen", unterstreicht Graf.

Smart Grids könnten Kosten für Gesamtsystem senken

Das Übertragungsnetz (Höchstspannungsleitungen mit 380 kV und 220 kV) ist bereits in ganz Europa smart. Werden auch die Verteilnetze, die den Strom hin zu den Kunden transportieren, zu intelligenten Netzen ist mit niedrigeren Kosten des Gesamtsystems zu rechnen. "Wir hoffen, dass die Verteilnetze durch die bessere Vernetzung billiger werden", sagt Graf. "Die Alternative wäre, dass noch mehr Geld in den Ausbau der bestehenden Leitungen investiert wird. Dieses Geld kann man sich durch eine bessere Vernetzung sparen." Zudem tragen intelligente Stromnetze dazu bei, dass die Stromversorgung grüner werde, sagt Graf. "Smart Grids können Ökostrom aus stark schwankenden erneuerbaren Quellen besser aufnehmen. Wer die Energiewende will, braucht auch intelligente Netze."

Salzburg als Vorreiter bei Smart Grids

In Salzburg wird die Energiezukunft bereits heute gelebt. Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH, erklärt: "Die Energiewende ist weit mehr als die Substitution fossiler Energieträger durch Erneuerbare - sie stellt einen vollständigen Systemwechsel dar, das bedeutet Effizienzsteigerung, intelligente Vernetzung und Digitalisierung. Unsere beiden Salzburger Leuchtturmprojekte ‚Smart Grids Modellgemeinde Köstendorf‘ und ‚Wohnanlage Rosa Zukunft‘ zeigen, dass die smarten Lösungen den Praxistest bestehen." Die Verschmelzung von IKT mit der Energiewirtschaft wird erstmals in der Wohnanlage Rosa Zukunft umgesetzt, das heißt das erfolgreiche Zusammenspiel von Smart Home und Smart Grid.

: "role model" für Energiewende

"Diese intelligente Vernetzung ist die Grundvoraussetzung für die Orchestrierung des Gesamtsystems", so Strebl. Dazu zählen aber nicht nur dezentrale erneuerbare Erzeuger, sondern auch neue Anwendungen wie z. B. Speicher und Elektromobilität. "Wir haben mit unseren Projekten internationale Sichtbarkeit erreicht - Österreich gilt als ‚role model‘ für eine leistbare, intelligente und nachhaltige Energiewende, die im Verteilernetz stattfindet."

Kunden sind Erfolgsfaktor

Eine Erkenntnis aus der Modellgemeinde Köstendorf ist, dass intelligente Lösungen ein Kostendämpfungsfaktor und bis zu 50 Prozent günstiger als konventionelle Ansätze sind. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor seien die Kunden selbst, sagt Strebl. "Eine Neugestaltung von Geschäfts- und Tarifmodellen ist erforderlich, denn die Kunden können in Zukunft wesentlich dazu beitragen, dass die bestehenden Ressourcen und Netzinfrastruktur bestmöglich genutzt werden", ergänzt Strebl. "Unsere Smart Grids Modellregion zeigt, dass der Systemwechsel in der Energiewirtschaft zu neuen Aufgaben führt. Der Netzbetreiber wird sich vom reinen Energieverteiler zum Systemmanager entwickeln, das heißt zum Information Utility."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /