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IAEA-Bericht zu Fukushima verharmlost Folgen des Atom-Unfalls

Greenpeace und Bürgerinitiativen stellen unwissenschaftlichen Bericht in Frage

Greenpeace hat gestern gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Japan einen offenen Brief an den Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA Yukiya Amano geschickt. Darin bewerten sie den Bericht der IAEA "The Fukushima Daiichi Accident - Report by the Director General" als mangel- und fehlerhaft. Der Bericht wird heute im Rahmen der jährlichen Generalkonferenz der IAEA präsentiert.

Laut Greenpeace kommt der Bericht zu eindeutigen Schlussfolgerungen, obwohl noch große Unsicherheiten bestehen und Daten fehlen. Zudem werden die Auswirkungen der Katastrophe auf die menschliche Gesundheit sowie auf die Umwelt verharmlost und die aktuelle nukleare Krise in der Gegend falsch dargestellt. Der Bericht spiegelt auch in keiner Weise das Versagen der Atomindustrie und vieler Atomregulierungsbehörden weltweit wieder. Dadurch wird ein Lernen aus der Katastrophe in Fukushima unmöglich. Zudem beschönigt der Bericht die Mängel der derzeitigen Atomregulierungsbehörde in Japan.

"Es wirkt, als wäre der Fukushima-Bericht der IAEA eher ein Propagandainstrument der Atomindustrie als eine zuverlässliche und ausgewogene Bewertung der Fukushima-Katastrophe. Man behauptet, dass keine Langzeitfolgen für die menschliche Gesundheit zu erwarten sind. Gleichzeitig gibt der Bericht zu, dass Unsicherheiten bezüglich Strahlungsdosis und Langzeiteffekt bestehen. Die Wahrheit ist, dass niemand weiß, wie viel Strahlung die Bevölkerung in den Tagen nach dem Unfall ausgesetzt war. Wenn man die Dosis nicht kennt, kann nicht behauptet werden, es gäbe keine Folgen. Alles andere ist politische Rhetorik und keine Wissenschaft", kritisiert Greenpeace Atomexperte Jan Haverkamp.

Japans Regierung hatte Mitte Juni angekündigt, die Evakuierungsorder in Fukushima im März 2017 auslaufen zu lassen. Dadurch würden jedoch die betroffenen Menschen ihre Kompensationszahlungen verlieren und viele aufgrund mangelnder Alternative gezwungen sein, in gefährlich verstrahlte Gebiete zurückzukehren. Der IAEA-Bericht versucht trotzdem die Entscheidung der japanischen Regierung zu rechtfertigen.

"Indem der IAEA-Bericht vorgibt, es herrsche nach einer Atomkatastrophe wieder Normalität, unterstützt er damit aktiv die Agenda der Regierung von Ministerpräsident Abe. Das eindeutige Ziel ist es, den noch kräftigen öffentlichen Widerstand in Japan gegen das Wiederhochfahren einiger Atomkraftwerke zu beseitigen. Die Strahlung in den Gebieten, wohin die Menschen wieder zurückkehren sollen, ist alles andere als normal. Nur wenn eine wirklich unabhängige, internationale Kommission eingerichtet wird, die die Ursachen und Folgen des Unfalls untersuchen kann, werden die Menschen in Japan einen ausgewogenen Bericht auf Basis von Fakten erhalten", sagte Shaun Burnie, leitender Atomexperte bei Greenpeace Deutschland.

Derzeit ist nur ein Atomkraftwerk in Japan in Betrieb, 42 sind ausgeschaltet. Die japanische Regierung will in den nächsten Jahren mindestens 35 Reaktoren wiederhoch fahren.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /