© Rasen am Ring
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Rasen am Ring: „Same procedure as every year, James!"

Ein Aufruf, die Wiener Verkehrsprobleme doch ausnahmsweise intelligent zu diskutieren

‘Rasen am Ring’, der Tag danach. Das Sichten der Presseaussendungen und Zeitungsberichten fördert Spannendes zu Tage: ‘Krieg am Ring’ titelt da jemand, von einem ‘Anschlag auf die Bewohnerinnen und Bewohner’ schreibt ein Partei-Kandidat. Im letzten Jahr war es ähnlich, im Jahr davor auch. Eine reflektierte Diskussion findet kaum statt, zu festgefroren ist der missverstandene Pro-Auto-Reflex. ‘Oh, by the way, the same procedure as last year, Miss Sophie?’ ‘Same procedure as every year, James.’

Was ist denn auf der Ringstraße passiert? Etwa 26.000 Menschen haben den wunderbaren Spätsommertag genutzt. Sie haben ihr Büro vorübergehend ins Freie übersiedelt, einen feinen Nachmittag mit ihren Kindern verbracht oder einfach nur den attraktiven Raum zwischen Wiens prächtigsten Bauwerken genossen! Buntes Leben, wo sonst Autoschlangen vorbeiziehen.

Und es gibt auch die andere Seite: Viele Autos haben einen Stau gebildet. Viele Menschen haben sich geärgert! Warum muss schon wieder auf dem Ring demonstriert werden? Ich muss meine Frau mit dem Auto zum Arzt bringen und jetzt stecken wir hier fest, erzählt einer. Warum muss ich hier im Stau stehen?

Ja, warum eigentlich?

Die Einwohnerzahl Wiens wächst. Immer mehr Menschen versuchen in der Früh in die Schule oder zur Arbeit zu kommen. Immer mehr Menschen suchen einen Parkplatz. Der Trend geht ja in die richtige Richtung: Der Motorisierungsgrad, also die Zahl der Autos pro Haushalt, sinkt. Durch den Zuzug steigt die absolute Zahl an PKW aber weiter an. Wenn wir nicht gegensteuern, steht Wien eines Tages still.

Darum wollen wir mit ‘Rasen am Ring’ zum Nachdenken anregen. Müssen Sie heute Auto fahren? Müssen Sie morgen Auto fahren? Ist es möglich, mit jemandem mitzufahren statt alleine unterwegs zu sein? Wäre die Straßenbahn eine Alternative? Könnten Sie morgen zwei Wege auf einmal erledigen?

Wir leben in einer Stadt mit einem großartigen Öffentlichen Verkehrsnetz. Okay, in den Randbezirken könnte der Bus öfter kommen. Okay, das Radwegenetz könnte attraktiver sein. Aber es wird immer besser. Wohl auch darum wird nur mehr etwa ein Viertel der Alttagswege in unserer Stadt mit dem Auto erledigt. Der überwältigende Teil von etwa drei Viertel verteilt sich auf Öffentlichen Verkehr, Fahrrad oder die eigenen Füße.

Unser Ziel mit Rasen am Ring ist in diesem Kontext ein sehr klares: Ziel ist eine Verkehrspolitik, die sich weniger am Auto sondern mehr am Menschen orientiert. Eine Stadt der kurzen Wege. Echte Wahlfreiheit. Urbanität nicht nur in der Innenstadt. Die Einbeziehung des Wiener Umlandes, des Speckgürtels. Eine gemeinsame intelligente Planung mit Niederösterreich. Spürbare Lenkungsmaßnahmen wie eine Verkehrserregerabgabe. Deutlicher Ausbau des Öffentlichen Verkehrs auch über die Stadtgrenze hinaus.

Ein Schritt in diese Richtung ist eine verkehrsberuhigte, autofreie Ringstraße ist und damit mehr Lebensqualität für Wien und dessen BewohnerInnen. Auch für Sie, die sie gestern im Stau gestanden sind.

Axel Grunt, Obmann der Plattform Zukunft statt Autobahn, ist Mitveranstalter von Rasen am Ring


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /