© Gerd Maier
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Weg mit der Pendlerpauschale für PKW

Warum soll die städtische Bevölkerung dafür zahlen, um von den "Speckgürtel"-Autos zugeparkt und verdreckt werden? In Zeiten knapper Budgets wäre eine (schrittweise) Abschaffung dieses veralteten Wahl-Zuckerls dringend notwendig

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Regierung Sparmaßnahmen beschließt. Maßnahmen, die sicherlich nicht angenehm werden. Da drängt sich die Frage auf: Macht es nicht Sinn, dort zu sparen, wo die meisten Kosten und Schäden verursacht werden - anstatt auf dem Rücken der Bevölkerung? Wie aus einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer hervorgeht, pendeln alleine nach Wien täglich 120.000 Menschen mit dem PKW zur Arbeit. Hochsubventioniert. Die Pendlerpauschale für Autos ist wesentlich höher bemessen, als diese Steuererleichterung für Menschen, die mit den Öffis zur Arbeit pendeln. Mit anderen Worten: Wenn ich mir ein günstiges Grundstück ohne öffentliche Verkehrsanbindung leiste, wird diese umweltschädlichste Art der Fortbewegung belohnt. E-Autos wären immerhin leiser und - am Auspuff - abgasfrei. Aber Platz und Kosten für die Allgemeinheit durch die massivere Straßennutzung und -Ausbauten verursachen diese genauso, wenn sie zum pendeln genützt werden. Berechnungen der TU Wien gehen von einem gesamten Platzverbrauch eines PKW von 60 Quadratmetern aus. Das ergibt alleine in Wien eine Fläche von 7,2 Mio. Quadratmetern (!!). Jetzt kann natürlich argumentiert werden, dass die Menschen am Land ohnehin ein Auto hätten und viele nicht in die Stadt ziehen würden, weshalb wir die Fläche auf (konservative) 20 Quadratmeter reduzieren - 10 Quadratmeter für den Parkplatz und weitere 10, da es nicht nur am Parkplatz stehen, sondern sich auch fortbewegen muss. Wir sind immer noch bei 2,4 Mio. Quadratmetern, also 2,4 Mio. Quadratkilometer. Jetzt kann argumentiert werden, dass manche dieser Personen trotzdem ein Auto benötigen. Ein Carsharing-Auto kann 8 bis 15 private Pkw ersetzen, also konservativ geschätzt reduzieren wir daher nochmals auf 2,16 Quadratkilometer. Weniger wird's nicht. Das entspricht exakt der doppelten Fläche des 8. Wiener Gemeindebezirks, die auf einen Schlag begrünt oder in Radwege und Fußgängerzonen umgewandelt werden kann. Was das an Lärm- und Feinstaub-, Unfall- und Kostenreduktion bringt, ist gar nicht auszudenken. Hinzu kommen die massiven Entlastungen des Steuersystems und die bessere Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel. Natürlich wird die Politik nicht mutig genug sein, diese Änderung adhoc durchzuführen. Aber was wäre mit einer schrittweisen Abschaffung der Pendlerpauschale für PKW? Beispielsweise keine Neuanträge ab 2017? Und ab 2020 eine gänzliche Abschaffung der PKW-Pendlerpauschale? Die Öffi-Pendlerpauschale bleibt ja davon unberührt. Der Effekt wäre, dass die Bürgermeister aller Umlandgemeinden einen sofortigen Ausbau der Öffis fordern und einleiten werden. Auch jetzt schon wohnen 90% aller Pendler im Umkreis von 9km zum nächsten Bahnhof, wie die oben angesprochene AK-Studie aufzeigt. Es wäre also ausreichend Zeit, die Intervalle der Öffis zu verdichten, die Nebenbahnstrecken würden nicht mehr eingestellt und Kosteneinsparungen in Millionenhöhe wären sofort umsetzbar.

Mehr Jobs durch weniger Autos?

Die Job-Effekte sind nebenbei bemerkt um 60% höher, wenn das Geld anstatt in PKW- in Öffi-Infrastruktur investiert wird. Wir werden um eine Diskussion, wo künftig gespart werden wird, nicht herumkommen. Sparen wir doch dort, wo wir im Gegenzug auch Arbeitsplätze schaffen, die Umwelt entlasten und Kriegstreibern das Geld für Öleinnahmen reduzieren. Wie immer gilt bei meinen Ansichtssachen: Das Bessere ist der Feind des Guten - posten Sie gerne bessere (nachvollziehbare) Zahlenquellen.


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /