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Atomkonferenz in Prag: Atomenergie auch wirtschaftlich am Ende, gefährliche Experimente drohen

Warnung vor Laufzeitverlängerungen als Hochrisikostrategie - heftige Kritik an Kommissionsbericht PINK

30 Jahre nach Tschernobyl, 5 Jahre nach Fukushima veranstalteten internationale NGOs mit Unterstützung des Landes Oberösterreich gestern in Prag eine große Konferenz über die Zukunft der Atomenergie. "Die EU steht 2016/17 vor der Entscheidung über die Zukunft der Kernenergie. Heute ist diese Technologie auch wirtschaftlich am Ende und wird auch dadurch immer problematischer. Es drohen in ganz Europa Laufzeitverlängerungen als Hochrisikostrategie und gefährliche Experimente, auch um die Milliardenkosten für Stilllegungen aufzuschieben", fordert Anschober einen klaren Ausstiegsplan und den Umbau der europäischen Atomgemeinschaft EURATOM in eine Agentur für Atomausstieg und Energiewende.

2016/17 wird durch ein Urteil des EuGH nach einer Nichtigkeitsklage Österreichs entschieden, ob völlig unwirtschaftliche Neubauten von AKW in der EU durch Milliardensubventionen ermöglicht werden. Der Modellfall des britischen AKW-Projektes Hinkley Point wird immer mehr zum drohenden Milliardengrab. Nach aktuell geschätzten Baukosten von 25 Milliarden Euro droht ein absolutes Finanzdesaster auf Kosten der Konsument/innen: nach einer heute vom britischen "Guardian" veröffentlichten Studie wäre auf die gesamte Betriebsdauer des geplanten AKW gerechnet die Produktion derselben Menge von Erneuerbarer Energie um insgesamt 50 Milliarden Euro preiswerter als durch den Atomreaktor Hinkley Point. Anschober: "Immer mehr Atomkonzerne - etwa in Frankreich - kommen in immer dramatischere Wirtschaftsprobleme. Die wachsende Unwirtschaftlichkeit der Atomenergie droht nun zu gefährlichen Experimenten zu führen. Diese müssen von der EU und den nationalen Behörden rasch gestoppt werden."

Der aktuelle, gestern präsentierte Atombericht PINK der EU-Kommission weist auf Kosten von 250 Milliarden Euro für die Stilllegung von Atomreaktoren bis 2050 hin. Anschober: "Dies ist schön gerechnet, in Wirklichkeit liegen die Kosten doppelt so hoch. Aber nur 130 Milliarden sind durch Rücklagen abgedeckt. Auch um diese gigantischen Kosten zu schieben, planen immer mehr Betreiber massive Laufzeitverlängerungen, die auch im neuen PINK-Bericht befürwortet werden."

Die derzeit in der EU in Betrieb befindlichen 129 Atomreaktoren sind im Durchschnitt fast 30 Jahre alt. Aktuell wurde in Dukovany 1 eine unbefristete Laufzeitverlängerung erteilt, in Krsko ist eine auf 60 Jahre geplant, ebenso an etlichen anderen Standorten. Anschober: "Das ist eine Hochrisikostrategie, ein gefährliches Experiment. Denn mit diesen Betriebszeiten gibt es keine Erfahrungen, darauf wurden die Reaktoren nicht ausgelegt und damit steigt das Risiko."

Anschober fordert daher eine klare Strategie der EU-Kommission zur Risikobegrenzung: absoluten Vorrang für Effizienz und Erneuerbare, den Umbau von EURATOM in eine Atomausstiegs-Agentur und Agentur für die Energiewende, ein klares Nein zu unbefristeten Laufzeitverlängerungen und zumindest die verbindliche Durchführung von grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfungen im Fall von Anträgen auf Laufzeitverlängerungen. "Massive Laufzeitverlängerungen dürfen kein strategischer Plan der EU sein."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /