© oekostrom AG/APA-Fotoservice/Hörmandinger - Die TeilnehmerInnen der Podiumsrunde
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Atomkraft: Völlig wider die Vernunft

"Ich vermisse die breite Basis, die sich gegen AKW-Projekte stellt" meint oekostrom AG Vorstand Lukas Stühlinger

Gestern Abend lud die oekostrom AG anlässlich des 30. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe und ihrer Gründung am 28. April 1999 in Kooperation mit neongreen network zur Podiumsdiskussion mit dem Titel "Atomkraft 2.0 - kommt es zum Showdown in der europäischen Energiepolitik?".


Lukas Stühlinger, Vorstand der oekostrom AG diskutierte mit einer hochkarätigen Expertenrunde über die europäische Energiepolitik und deren jüngste Entscheide, durch die Atomenergie, die eigentlich vollends unwirtschaftlich, ist einen neuen Auftrieb erfährt. Neben verheerenden Gefahren für die Menschen würde eine Renaissance der Atomkraft auch zur Verdrängung erneuerbarer Energien führen -was ganz klar im Widerspruch zu jeglichen Klimazielen Europas steht.

GLOBAL 2000-Antiatom-Kampaignerin Patricia Lorenz, Günter Liebel, Leiter der Sektion Umwelt und Klimaschutz im Umweltministerium, Peter Püspök, Präsident Erneuerbare Energie Österreich und oekostrom AG-Vorstand Lukas Stühlinger gingen in ihrem Gespräch vor allem der Frage nach, ob Europa durch staatliche Subventionierungen wie etwa im Fall Hinkley Point C oder aber auch private Finanzierer wie bei Paks II vor einer Wiedergeburt der Atomenergie steht. Moderiert wurde die Veranstaltung von Adam Pawloff von neongreen network.

Letztlich würde eine solche Entscheidung nämlich nicht nur enorme Gefahren für die Menschen bergen – wie die verheerenden Folgen 30 Jahre nach Tschernobyl und 5 Jahre nach Fukushima noch immer zeigen – der Bau neuer AKW-Projekte würde auch zu einer Verdrängung erneuerbarer Energien führen:

‘Jetzt geht es um einen Richtungsentscheid. Eine Entscheidung gegen Paks ist ein Zeichen gegen die Subventionierung von AKW-Neubauten in Europa, die mit hoch subventioniertem Strom die erneuerbaren Energien aus dem Markt drängen’, so Patricia Lorenz von Global 2000.

Günter Liebel vom Umweltministerium ist sich sicher: ‘In Europa braucht es ein politisches Gegengewicht zu EURATOM. Der Energiewendevertrag des Umweltministeriums ist so ein rechtliches Gegenstück, ein Protokoll zu den europäischen Verträgen. Mit diesem Vertrag wäre die Kommission gezwungen erneuerbare Energien in allen Entscheidungen mitzudenken.’

Dass in der Vergangenheit vieles schiefgegangen ist und dennoch nicht aus Fehlern gelernt wird, davon ist Peter Püspök, Präsident Erneuerbare Energie Österreich, überzeugt: ‘Wenn man auf die vergangenen 100 Jahre zurückblickt, war die Energiepolitik voll von eklatanten Fehlern: Verbrennen von Öl, Gas und Kohle, Atomenergie. Und erst jetzt wird uns das langsam bewusst. Offensichtlich gibt es immer wieder Zeiten, in denen der Mensch völlig wider die Vernunft agiert.’

Vor wenigen Wochen hat die oekostrom AG eine Initiative gegen Atomkraft ins Leben gerufen. Als einziger Energieversorger Österreichs hat sie sowohl gegen Hinkley Point C Klage eingereicht als auch eine Stellungnahme zu Paks II bei der EU-Kommission abgegeben, eine Petition soll diese nun unterstützen. Knapp 7.000 Österreicher haben bisher bereits unterzeichnet, auch viele prominente Unterstützer sind dabei. Aber für Lukas Stühlinger ist das nicht genug: ‘Die politischen Initiativen sind selbstverständlich wichtig. Doch was ich vermisse, ist die breite Basis, die sich gegen die geplanten AKW-Projekte stellt. Diese Projekte sind nicht in den Köpfen der Menschen angekommen, das muss sich ändern.’

Das Publikum beteiligte sich rege an der spannenden Diskussion und es herrschte Einigkeit darüber, dass Atomkraft eine nicht mehr zeitgemäße Energieform ist, die noch dazu horrende und in ihrer Höhe immer noch nicht absehbare Folgekosten produziert.


Petition "zukunft gestalten, atomkraft ausschalten"



Credit Fotos: oekostrom AG/APA-Fotoservice/Hörmandinger



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /