© BMLFUW- Sophie Deckert / 72 Millonen Euro für E-Mobilität
© BMLFUW- Sophie Deckert / 72 Millonen Euro für E-Mobilität

Elektromobilität im Aufwind

Das nun präsentierte E-Mobilitätspaket sorgt für positive Stimmung -Geplante Aktivitäten werden durchwegs begrüßt

© Marilyn Murphy  / Elektroauto beim Laden
© Marilyn Murphy / Elektroauto beim Laden
© oekonews-Nina Holler / Laden von Elektroautos
© oekonews-Nina Holler / Laden von Elektroautos
©  Olivier Martin Gambier/ Leaf und Zoe stehen im Elektroautoranking ganz vorne
© Olivier Martin Gambier/ Leaf und Zoe stehen im Elektroautoranking ganz vorne
© KIA / KIA SOUL EV
© KIA / KIA SOUL EV
© Tesla Motors / Das Model X von Tesla
© Tesla Motors / Das Model X von Tesla
© Tesla Motors / Ein Model S in Ocean Blue
© Tesla Motors / Ein Model S in Ocean Blue
© Mitsubishi i-MiEV im Einsatz
© Mitsubishi i-MiEV im Einsatz

Wien- Gestern wurde von den Bundesministern Jörg Leichtfried und Andrä Rupprechter das E-Mobilitätspaket im Gesamtumfang von 72 Millionen EUR für 2017 vorgestellt. Anreize für den Kauf von E-PKWs, E-Zweirädern, E-Bussen und E-Nutzfahrzeugen und zur Errichtung von Ladestationen stehen im Mittelpunkt.

Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) begrüßt diese Aktivitäten, da die Umstellung des Individualverkehrs auf Elektromobilität ein äußerst wichtiger Baustein der Energiewende ist. E-Autos benötigen mit durchschnittlich rd 15 kWh/100 km nur 20% der Energie eines fossil angetriebenen PKWs. Voraussetzung für eine klimaschonende E-Mobilität ist jedoch, dass der dafür benötigte Strom aus neuen Ökostromanlagen in Österreich zur Verfügung gestellt wird, damit die Treibhausgasemissionen im Verkehr auch wirklich sinken.

Derzeit deckt der Ökostromausbau in Österreich nicht einmal den jährlich steigenden Strombedarf ohne Elektromobilität ab. Sollte das E-Mobilitätspaket - was sehr zu hoffen ist - erfolgreich sein, müsste der zusätzliche Strombedarf aus Nachbarländern importiert werden. "Jeder zusätzliche Strombedarf für E-Mobilität muss deshalb mit dem Ökostromausbau in Österreich kombiniert werden. Andernfalls gibt es keine CO2-Entlastung, da entweder nur eine Umetikettierung von bereits vorhanden (Wasserkraft)Strom erfolgt oder der Strom aus benachbarten Kohle- und Atomstromkraftwerken importiert werden muss," befürchtet Erwin Mayer, stv GF von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ).

Seit 2001 ist Österreich ein Nettoimporteur von Strom, da rd 10 TWh derzeit va aus Deutschland und Tschechien importiert werden. Damit beträgt der Anteil von Importstrom am Inlandstromverbrauch bereits 16,4%, und sollte durch die Einführung von E-Mobilität nicht weiter erhöht werden. "Dass die Zukunft der individuellen Mobilität in der Elektromobilität liegt, ist Gott sei Dank inzwischen Allgemeingut. Elektromobilität ohne entsprechenden Ökostromausbau wäre eine "Mogelpackung," führt Peter Püspök, ein seit 3 Jahren praktizierender Elektroauto Fan und Präsident von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), aus.

"Wenn bis 2030 1 Million Elektrofahrzeuge auf Österreichs Straßen sind, bedeutet das einen zusätzlichen Strombedarf von rd 2-3 TWh, der aus neuen Kleinwasserkraft-, Wind-, Biomasse- und Photovoltaikanlagen bereitgestellt werden muss. Insofern muss der Ausbau der E-Mobilität mit dem Ökostromausbau in Österreich parallel verlaufen, um die CO2-Einsparziele im Verkehr auch wirklich zu erreichen," ist Peter Molnar, Geschäftsführer von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) überzeugt.

Langfristige Umstellung auf erneuerbare Energien

"Ich begrüße diese Ausbauinitiative. Denn Fahrzeuge mit Elektroantrieb schützen das Klima, sie sind komplett emissionsfrei unterwegs", sagt der Energiesprecher der SPÖ NÖ, LAbg. Dr. Günther Sidl. Er erneuert in diesem Zusammenhang seine Forderung nach einer langfristigen Umstellung auf erneuerbare Energien: "Elektroautos sind sauber, leise und sparsam, damit ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende - wenn der Strom aus regenerativen Quellen kommt. Niederösterreich ist bereits auf einem guten Weg, es braucht aber noch weitere parteiübergreifende Kraftanstrengungen."

Vor allem der geplante Ausbau der Ladestationen sei ein wichtiger Punkt, der viele Menschen dazu bewegen könnte, auf ein Elektroauto umzusteigen, erklärt Sidl: "Nur heuer sind von Jänner bis September 3.000 neue Elektrofahrzeuge in Österreich zugelassen worden, damit befinden wir uns europaweit nach Norwegen und Island an der Spitze. Mit dem jetzt geschnürten Maßnahmenpaket baut unser Land seine Vorreiterrolle noch weiter aus."

Zusätzliche Infrastruktur-Förderung über Tanktourismus-Einnahmen finanzieren

Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung, sieht die künftige Förderung der Ladeinfrastruktur als besonders positiv. So sieht das Paket vor, dass die Errichtung öffentlicher Schnellladestatinen mit bis zu 10.000 Euro unterstützt wird. "Erstmalig soll nun aber auch der Einbau privater Ladeinfrastruktur – sogenannter Wallboxes – gefördert werden", streicht Wiesinger heraus. "Allerdings können die dafür veranschlagten 200 Euro nur ein erster Schritt sein."

Wer den Umstieg auf Elektromobilität nachhaltig vorantreiben will, muss aus Sicht des ÖAMTC jedoch deutlich weiter gehen. "Man wird auch über die Förderung privater Photovoltaik-Anlagen und effizienter Batterie-Speicher in Zusammenhang mit der Anschaffung eines E-Autos reden müssen", erklärt Wiesinger. "Das Geld dafür könnte aus dem Tanktourismus kommen. Das wäre jedenfalls weitsichtiger, als eine Milliarde an Steuereinnahmen von ausländischen Lkw durch eine Hau-Ruck-Mineralölsteuererhöhung für Diesel einfach herzuschenken." Skeptisch zeigt man sich beim Club hinsichtlich der Kaufförderung für private Fahrzeugbesitzer. "Aufgrund der deutschen Erfahrungswerte glauben wir, dass es für Elektroauto-Kaufprämien einfach zu früh ist, um damit wirklich einen Boom auszulösen. Dieses Steuergeld könnte man zur Förderung der Elektromobilität besser einsetzen."



"Die einfache Nutzung ist das Wichtigste, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen’, so Halasz."Deshalb braucht es jetzt eine gut ausgebaute öffentliche und private Lade-Infrastruktur". Bereits heute gibt es 2.500 (halb-)öffentlich zugängliche E-Ladestellen – 80 Prozent davon betreiben die BEÖ-Mitglieder in ganz Österreich –, bis Ende 2017 sollen es 4.000 sein. 90 Prozent aller Ladevorgänge erfolgen zu Hause oder in Betrieben. Der BEÖ arbeitet zur Zeit an einem nationalen E-Roaming Modell, damit E-Auto-Fahrer mit einem Vertrag oder einer Karte österreichweit laden und bezahlen können.

E-Autos dürfen nicht vom importierten Atom- und Kohlestrom abhängig werden

‘Wer mehr E-Mobilität will, muss auch die Rahmenbedingungen für den Ökostromausbau endlich wieder positiv ausrichten. Daher muss die Ökostromgesetz-Novelle jetzt endlich umgesetzt werden, wir brauchen die Biogas- und Biomasseanlagen in einem Energiesystem der Zukunft mehr denn je. Daran führt kein Weg vorbei’, fordert Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. In den vergangenen Jahren ist der Stromimport aus Deutschland und Tschechien deutlich angestiegen, immer mehr Kohle- und Atomstrom deckt damit den Stromverbrauch in Österreich. ‘Grundsätzlich ist die verstärkte Förderung der E-Mobilität eine gute Sache, aber nur wenn der Strom tatsächlich auch aus erneuerbarer Energie bereitgestellt wird. Damit wir uns vom klimakillenden Kohlestrom und vom hochriskanten Atomstrom befreien können, müssen alle Ökostromtechnologien in Österreich weiter ausgebaut werden’, erklärt Plank.

Aufwind für Elektromobilität

"Das Förderpaket hilft nicht nur, Kontinuität zu garantieren, zusätzlich sind einige wesentliche Punkte im Rahmen der Straßenverkehrsordung nun geklärt. "Wir sehen die geplante Förderung und die sonstigen Teile des Pakets äußerst positiv und freuen uns, dass sehr viele unserer Forderungen im neuen E-Mobilitätspaket enthalten sind!" sagt Doris Holler-Bruckner, Präsidentin des Bundesverbands nachhaltige Mobilität. "Elektromobilität ist im Aufwind, das der Strom dafür aus erneuerbaren Energien aus Österreich kommt, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Die Technologieentwicklung sorgt dafür, dass im nächsten Jahr weitere Elektroautomodelle, auch mit höheren Reichweiten, auf den Markt kommen. Erfreulich, dass bereits jetzt, prozentuell zur Gesamtzahl neu zugelassener Autos gesehen, mehr Elektroautos in Österreich als in Deutschland zugelassen werden. Wir sind mit dem gut geschnürten Paket auf dem richtigen Weg," meint Roland Dimai, ebenfalls im Präsidium des Bundesverbands nachhaltige Mobilität.
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Zahlen
In Österreich sind derzeit (Stand Ende Sept. 2016) über 8.142 vollelektrische E-Autos zugelassen; Ende 2015 waren es 5.032.

– Von Jänner bis August 2016 stieg die Zahl der neuzugelassenen Elektroautos auf 3.259 (gegenüber 1.370 im Vorjahreszeitraum); das ist eine Steigerung von fast 130 Prozent.

– Einen Boom gibt es bei den E-Bikes. Insgesamt sind in Österreich mehr als 300.000 E-Fahrräder unterwegs.

– In Österreich gibt es über 2.500 (halb-)öffentlich zugängliche E-Ladestellen; bis Ende 2017 sollen es 4.000 sein.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /