© Oeko-Institut e.V.
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Rettet der Onlinehandel das Klima?

Treibhausbilanz eines Schuhkaufs, ... in der Großstadt im Vergleich

Bestellen und liefern lassen stösst weniger CO2 aus als selber einkaufen stimmt nicht immer!

Grafiken haben es in sich. Auf einen Blick wird einem die komplizierte
Welt erklärt, fast noch effizienter als in einem Tweet mit den berühmten 140 Zeichen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Was hier so einleuchtend daherkommt
und meldet: «Bestellen und liefern lassen stösst weniger CO2 aus
als selber einkaufen» stimmt nicht immer.

Beispiel Schuhe

Beim Beispiel Schuhe kommt das Produkt aus dem Ausland, ungeachtet, ob es übers Internet bestellt und nach Hause geliefert oder im Schuhgeschäft in der Stadt gekauft wird. Energie und CO2-Ausstoss des Transports bis in die Schweiz sind in beiden Fällen gleich hoch. Einmal beim Grosshändler eingelagert, stellt sich die Frage der Feinverteilung. Der Zwischenstopp beim Detailhändler treibt den CO2-Ausstoss in die Höhe. Will die Schweiz – gemäss dem Klimaabkommen
von Paris – mithelfen, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius zu stabilisieren,muss sie ihre Treibhausgasemissionen jährlich um drei bis vier Prozent reduzieren.

Standort des Geschäfts und Verkehrsmittel

Auf der Grafik ist klar erkennbar, dass der Verkaufsladen und das Verkehrsmittel der Kundinnen am stärksten ins Gewicht fallen: Auto statt Bahn oder Velo. Werden die Schuhe bestellt und geliefert, kann der Versandhandel die Lieferkette
optimieren. Man stelle sich einen Stern vor dem geistigen Auge vor: Bei der Hauslieferung fährt ein einziges Fahrzeug alle fünf Sternspitzen in einem lockeren Kreis ab. Es muss nur einmal vom und zum Verteilzentrum, anstatt dass alle fünf
Kundinnen (denn wir sprechen ja von Schuhen) von fünf Sternspitzen in die Mitte zum Schuhgeschäft fahren und wieder nach Hause.

Produktionsstandort

Ist demnach Onlinehandel immer besser fürs Klima?
Nein: Entscheidend ist der Produktionsort.
Wenn das T-Shirt aus Indien kommt, anstatt aus
Spanien oder eben aus der Innerschweiz, hat es
bereits sehr viel CO2 ausgestossen, bis es überhaupt
bei uns ist. Wer also amerikanische oder
chinesische Artikel bestellt, weil sie billiger sind,
handelt umweltmässig sehr problematisch. Ideal
ist es, Produkte aus der Nachbarschaft zu kaufen:
Möbel, Kleider, Werkzeug aus der Schweiz
oder der EU, Lebensmittel aus der Region. Wer
im Hofladen im eigenen Dorf oder auf dem Samstagmarkt
seine Einkäufe saisongerecht tätigt,
schützt das Klima. Und mindestens so wichtig:
Dinge lange leben lassen, lange brauchen, wieder
reparieren und auch mal ausleihen.

Autorin des Artikel: Caroline Beglinger, Co-Geschäftsleiterin, VCS, mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung am 23.02.2017 durch Dominique Eva Rast
Redaktionsverantwortliche VCS Magazin, Quelle: VCS Magazin 5/2016, Seite 9

Quelle für die Grafik: https://www.flickr.com/photos/oekoinstitut/sets/72157660981827870/

Weitere Fragen

Weitere Fragen wären z.B. an welchen Stellschrauben in einer Welt mit global tätigen Firmen gedreht werden müsste, damit Unternehmen nachhaltiger Produzieren? Wie schafft man Anreize für Produktion im Inland? Welchen Einfluss können neue Technologien auf lokale Produktion haben (z.B. Produktion von Schuhen und Textilien mit 3 D-Druckern)? Wie bleibt möglichst viel Wertschöpfung und Kapital in der Region?


Artikel Online geschaltet von: / wabel /