© Jody Davis -pixabay.com / Dürre durch den Klimawandel
© Jody Davis -pixabay.com / Dürre durch den Klimawandel

Klima im Wandel - Leben im Wandel

In Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds gestaltet das Naturhistorische Museum Wien einen thematischen Schwerpunkt zum Thema "Klima und Energie".

"Die Klimaänderungen beeinflussen die Entwicklung des Lebens, doch auch das Leben verändert das Klima - in letzter Zeit der Mensch in einer in der Natur bisher nicht gekannten Art und Geschwindigkeit", so NHM Wien-Generaldirektor Univ. Prof. Dr. Christian Köberl zur Zusammenarbeit mit dem Klima- und Energiefonds als neuer Bildungspartner des NHM Wien. Und weiter: "Im Naturhistorischen Museum Wien geben Tausende Objekte davon Zeugnis."

Beginnend mit den einfachsten algenartigen Lebensformen, die für die Bildung des Sauerstoffs in der Atmosphäre verantwortlich waren, führt die geologisch-paläontologische Ausstellung durch mehr als 4 Milliarden Jahre Klima- und Lebensgeschichte. Gletschersedimente zeugen von mehreren großen Eiszeiten; fossile Korallenriffe aus dem Silur (443-419 Millionen Jahre) sind Hinweis auf flache, warme Meere in dieser Zeit und zeigen erstmals tropische Ökosysteme, die den heutigen ähneln. Die Salzlagerstätten von Hallstatt sind Zeugnis einer der trockensten Phasen der Erdgeschichte, die vor etwa 250 Millionen Jahren mit der Bildung des Großkontinents Pangäa einsetze. Wüsten prägten damals das Bild des heutigen Europa. Als der Großkontinent wieder aufbrach, wurde das Klima feuchter: die bedeutenden Kohlevorkommen von Lunz am See entstanden damals aus Monsunwäldern.

Auch die Riesen des Erdmittelalters, die Dinosaurier, sind Zeugen des damaligen Klimas. Eine Klimakatastrophe bewirkte ihr Aussterben: durch einen riesigen Meteoriteneinschlag verteilten sich innerhalb weniger Tage Ruß- und Staubwolken in der gesamten Atmosphäre und absorbierten über mehrere Monate das Sonnenlicht. Der globale Temperatursturz löste ein Massenaussterben aus, das auch die Ära der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren beendete. Darauf folgte u.a. eine warme Phase mit Korallenriffen bis Paris; im Wiener Becken erstreckte sich vor 15 Millionen Jahren ein warmes Meer, dessen Ökologie man über fossile Muscheln, Schnecken, Seeigel und Riesenhaizähne rekonstruieren kann. Mammut, Riesenhirsch und Säbelzahnkatze sind Zeugen der letzten Eiszeitzyklen, die vor 2,8 Millionen Jahren einsetzten. Hier beginnt auch die Geschichte der Menschheit, die sehr stark durch Klimaschwankungen beeinflusst ist. Doch auch der Mensch selbst begann immer stärker seine Umwelt zu verändern und damit auch das Klima zu beeinflussen.

Einige Forschungsprojekte der geologisch-paläontologischen Abteilung beschäftigen sich mit den Klimaschwankungen der Erdgeschichte und ihren Auswirkungen auf die Evolution des Lebens.

Der Mensch als Klimafaktor

Seit etwa 250 Jahren greift der Mensch sehr stark in das Klimasystem ein. Der hohe Energiebedarf in Industrie, Verkehr und Privathaushalten wird vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gedeckt. Kohle, Erdöl und Erdgas entstanden langsam über Zeiträume von vielen Millionen Jahren. Beim Verbrennen wird das gespeicherte Kohlendioxid jedoch innerhalb weniger Stunden frei. Der erhöhte Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre führt zu globaler Erwärmung. Diese verändert das Leben auf der Erde und damit auch unser Leben.

Bis 2100 wird ein Temperaturanstieg um 0,9 bis 5,4 Grad erwartet. Um diesen Trend zu stoppen, ist es notwendig, die Freisetzung von Kohlendioxid zu reduzieren. Derzeit stammen noch etwa 2/3 des österreichischen Bruttoinlandsenergieverbrauchs von fossilen Energieträgern. Der Klima- und Energiefonds fördert Maßnahmen und Projekte, die diesen Anteil nachhaltig reduzieren. Erneuerbare Energiequellen wie Wasserkraft, Solar- und Windenergie, sowie Geothermie und Biomasse werden in Forschungsprojekten untersucht und innovative Technologien in den Markt gebracht. Sie sollen Erdöl, Erdgas und Kohle als Energieträger ablösen. Ein weiterer Förder-Schwerpunkt des Klima-und Energiefonds sind Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz.

Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Die Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds Theresia Vogel und Ingmar Höbarth: "Dem NHM Wien gelingt es in dieser Partnerschaft hervorragend, die Gründe für den Klimawandel und die Dringlichkeit für rasches Handeln für viele Altersklassen anschaulich darzustellen. Und es gelingt auch zu zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Energie nachhaltig zu produzieren. Wir sind überzeugt, dass die Ausstellung und die Führungen beim Publikum - ob Groß oder Klein - sehr gut ankommen."

Im NHM Wien ist ein Schausaal dem Planeten Erde und den Wechselwirkungen zwischen Litho-, Hydro-, Bio- und Atmosphäre gewidmet, dort spielt das Thema "Klimawandel" eine wichtige Rolle. Überraschende Zusammenhänge zwischen geologischen Kräften, dem Klima und dem Leben selbst prägen seit mehr als 4 Milliarden Jahren unseren Planeten, viele Schauobjekte und einige interaktive Stationen zeigen dies.

Die botanischen und zoologischen Sammlungen sind eine der weltweit größten und kostbarsten Archive der Artenvielfalt, in vielen Forschungsprojekte dieser Abteilungen geht es um Biodiversität und damit oft auch um die Folgen des durch den Menschen verursachten Klimawandels.

Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds

Der Klima- und Energiefonds ist Bildungspartner des NHM Wien, in diesem Rahmen wurden neue Programme entwickelt und eine Vitrine neu gestaltet. Außerdem wurden für alle Schulstufen Programme zum Thema "Klimawandel und Energiewende" ausgearbeitet, die ab November 2017 starten.

Neue Vitrine im Saal 21

In einer neu gestalteten Vitrine im Saal 21 wird der Klimawandel und erneuerbare Energie thematisiert.

Neben Objekten aus der paläontologischen Sammlung wurden auch drei Objekte der zoologischen Sammlungen symbolisch als Klimazeugen gewählt.

Zwtl.: Klimazeuge Schneehase

Der Klimawandel bringt den Schneehasen (Lepus timidus) im Alpenraum in Bedrängnis: er wird vom wärmeliebenden Feldhasen verdrängt, der immer höher liegende Gebiete besiedelt.

Klimazeugin Eichenschrecke

Die Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale) ist in Südeuropa heimisch. Seit etwa 50 Jahren breitet sie sich nach Norden aus und kommt heute bis in die Niederlande und nach Südengland vor.

Klimazeuge Bienenfresser

Der Bienenfresser (Merops apiaster) ist ein Zugvogel, der in Afrika südlich der Sahara überwintert. Durch den Klimawandel kommt er wie viele andere Zugvögel im Frühjahr zeitiger in seinem europäischen Brutgebiet an. Sein Verbreitungsgebiet weitet sich stetig nach Norden aus.

Programme für Schulen

Ab November bietet das NHM Wien neu entwickelte Aktionsführungen für die 3. bis 8. Schulstufe und einen Workshop zum Thema "Klimawandel und Energie" an.


NHM Wien Thema

Sonntag, 12. November, 15.30 Uhr 4,6 Milliarden Jahre Klimawandel

Ein Streifzug durch die erdwissenschaftliche Schausammlung mit Mathias Harzhauser, dem Direktor der geologisch-paläontologischen Abteilung

Dramatische Klimaänderungen prägten die Erde seit ihrer Entstehung. Kosmische Faktoren waren und sind dabei ebenso bedeutend wie "hausgemachte" Mechanismen wie Gebirgsbildung und Plattentektonik. Zusätzlich beeinflusste das Leben selbst das Klima unseres Planeten. Die verschiedenen Prozesse weisen sehr unterschiedliche Laufzeiten auf und erzeugen so ein äußerst komplexes Zusammenspiel. Erst im Licht dieser natürlichen Phänomene kann der anthropogene Klimawandel beurteilt werden.

NHM Kids & Co, ab 6 Jahren

Dem Klima auf der Spur

Warm, kalt, sonnig und stürmisch - wie das Wetter heute ist, spüren wir. Doch wie war es vor 1000 Jahren oder zur Zeit der Saurier und wie wird es in 100 Jahren sein? Gemeinsam suchen wir in Gesteinen nach Spuren von Temperatur, Wind und Niederschlag. Wir bauen ein großes Erde-Puzzle und schauen, was passiert, wenn Menschen mit dem Flugzeug fliegen, Kühe furzen oder Windräder Strom erzeugen.

Empfohlen ab acht Jahren

Samstag, 4. und Sonntag, 5. November, 14.00 Uhr
Samstag, 11. November und Sonntag, 12. November, 14.00 Uhr


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /