© oekonews/ Am derzeit südlichsten Tesla Supercharger in Europa, vorbildhaft überdacht
© oekonews/ Am derzeit südlichsten Tesla Supercharger in Europa, vorbildhaft überdacht

Elektromobilität fährt ab und hat noch viel Potential

Großes Potential für Firmen für Einsatz von Elektrofahrzeugen. Weitere Maßnahmen und Anreize notwendig.

Gestern luden der Bundesverband nachhaltige Mobilität und Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement zu einem gemeinsamen Pressegespräch. Am Podium Doris Holler-Bruckner, Präsidentin des Bundesverbands für nachhaltige Mobilität, und Renato Eggner, Geschäftsführer von Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement (RLFPM). Im Mittelpunkt stand die Frage, was nachhaltige Mobilität in Österreich vorantreibt und welche Maßnahmen und Anreize vor allem Elektromobilität noch braucht, damit E-Fahrzeuge eine noch stärkere Alternative zu Diesel und Benzinfahrzeugen werden.

Holler-Bruckner, die erst kürzlich mit dem "Electric Ladies Team" des Bundesverbands (Doris Holler-Bruckner, Karin Neckamm, Theresa Thalhammer und Tamara Taufer) an einer E-Rallye in Marokko teilnahm und die mehr als 8.000 km lange Strecke von Wien nach Marrakesch vollelektrisch in einem Tesla Model X zurückgelegt hat, lobte die im internationalen Vergleich bereits gut ausgebaute heimische Ladeinfrastruktur. Die Reise, die quer durch Europa führte, und an der mit dem Team YOUSOOM/Kurt Krautgartner in einem Hyundai IONIQ electric ein weiteres Team aus Österreich teilnahm, brachte auf den Punkt, wie E-Ladestationen vollends barrierefrei und möglichst benutzerfreundlich sein können.

Sie sieht aber noch sehr viel Potenzial, Ladestationen kundenfreundlicher zu machen. ‘Vor allem Kleinigkeiten machen es aus: Es braucht etwa noch eine ausreichende Beschilderung der Ladestationen, beispielsweise entlang von Autobahnen, auch eine Überdachung von öffentlichen Ladestationen wäre sinnvoll, oder die Öffnung aller Ladestationen für Bankomat- und Kreditkarten und nicht fixiert auf Kundenkarten, sowie eine Abrechnung basierend auf Kilowattstunden’, meint Holler-Bruckner.

Darüber hinaus betont sie auch die volkswirtschaftliche Bedeutung der Elektromobilität für den Wirtschaftsstandort Österreich. ‘Wir haben eine Reihe von heimischen Unternehmen, die in der Entwicklung von Komponenten- und Subkomponenten für Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur international äußerst erfolgreich sind und hier langfristig tausende Arbeitsplätze sichern. Die aktuelle Förderpolitik von Elektromobilität geht definitiv in die richtige Richtung, aber es gibt noch enorm viel Potenzial. Künftig wird es auch wichtig sein, eine zentrale, bundesweite Zuständigkeit für das Thema nachhaltige Mobilität zu definieren.’

Der Bundesverband plant aktuell eine Unternehmenskooperation, der sich alle heimischen Unternehmen formlos anschließen können, die bis zum Jahr 2020 den Anteil von Elektrofahrzeugen in ihren Fuhrparks auf mindestens 30 Prozent anheben wollen. Diese heimischen Unternehmen sollen dann mit einem Gütesiegel ausgezeichnet werden. "Gerade im Verkehrsbereich hinken wir hinter den Klimazielen vollends nach, da gibt es im Unternehmensbereich noch viel Potential. Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang auch der gegenseitige Erfahrungsaustausch aus der Praxis. Unsere Türen stehen da für alle Interessierten offen!" so die Präsidentin des Bundesverbands.

Österreich hat innerhalb der EU mit 1,4 Prozent den höchsten Anteil an Elektroautos bei den Neuzulassungen, was Renato Eggner bestätigt: Bereits rund 7 Prozent der von RLFPM gemanagten PKW und leichten Nutzfahrzeuge sind elektrisch unterwegs. Das entspricht einer jährlichen Ersparnis von über 1 Million Liter Treibstoff und rund 2.650 Tonnen CO2.

‘Elektromobilität punktet aber, geladen mit dem Strommix in Österreich, nicht nur mit einer positiven Klimabilanz, sondern auch durch die deutlich niedrigeren Betriebskosten, die im Schnitt um ein Drittel unter jenem eines konventionellen Fahrzeugs liegen!’ meint Eggner. Trotzdem spricht er sich gegen etwaige Fahrverbote von konventionell betriebenen Fahrzeugen aus. ‘Wir sehen, dass positive Anreize, wie etwa Steuerbegünstigungen, der Ausbau öffentlicher Infrastruktur oder Kaufpreisförderungen, bereits sehr gut angenommen werden.’

Laut Eggner wäre ein zusätzlicher Impuls für nachhaltige Mobilität möglich, wenn die an Bundesförderungen geknüpfte Mindesthaltedauer von derzeit vier auf zwei Jahre gekürzt werden würde oder aber wenn leichte Nutzfahrzeuge gezielt gefördert werden würden, da diese aktuell gegenüber konventionellen Fahrzeugen kaum steuerliche Vorteile haben. Mit kürzerer Behaltedauer kämen gleichzeitig mehr gebrauchte E-Fahrzeuge auf den Markt, die es Privaten möglich machen, diese günstiger zu erwerben.

Holler-Bruckner nennt als positives Beispiel die in der Schweiz von der Schwerlastabgabe befreiten Elektro-LKWs. Die Schwerlastabgabe ist ähnlich wie die bei uns für LKWs eingehobene Maut auf Autobahnen und Schnellstraßen, wird aber auf allen Straßen der Schweiz eingehoben. Eine weitere Option wäre eine CO2-Steuer wie in Schweden, die das Fahren mit E-Fahrzeugen einfach generell günstiger macht.

Bundesverband nachhaltige Mobilität
Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement

Autorin: Mag. Karin Neckamm für OEKONEWS


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /