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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Autoindustrie: Keine Angst vor  Innovation

Die Japaner hatten beim Kat die Nase vorn - kommt jetzt Europa? - von Herber Geyer

Heute entscheidet der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments über die künftigen CO2-Grenzwerte für Autos. Genau genommen hat dieser Beschluss aber nur am Rande mit Umwelt zu tun.

Natürlich ist es für den Klimawandel nicht gleichgültig, ob neue Autos schon ab 2012 nur noch 120 Gramm CO2 ausstoßen dürfen, wie das ursprünglich geplant war, oder erst ab 2015 immerhin noch 130 Gramm, wie der bereits im Industrieausschuss angenommene Kompromiss mit der deutschen ­Autowirtschaft es vorsieht.

Vor allem aber ist die Frage, die der Umweltausschuss heute zu beantworten hat, eine wichtige industriepolitische Weichenstellung. Denn unabhängig davon, ob und wann die EU solche Grenzwerte für die Zulassung von Neuwagen vorschreibt, ist absehbar, dass Autos, die zu viel von dem Klimagift ausstoßen, in ein paar Jahren so gut wie unverkäuflich sein werden - wie ja auch heute kein Auto­erzeuger mehr auf die Idee käme, ein Auto ohne Katalysator auf den Markt zu bringen.

Zum einen werden CO2-Grenzwerte für Neuwagen in allen zivilisierten Staaten in ein paar Jahren so selbstverständlich sein wie heute die Vorschriften für Stickoxide und Rußpartikel. Vor allem aber werden CO2-Schleudern angesichts tendenziell weiter steigender Energiepreise keinen Markt mehr haben, weil die einzige wirklich praktikable Lösung für die Senkung des CO2-Ausstoßes die Verbrauchsreduktion ist. Weniger CO2 bedeutet also weniger Spritverbrauch.

Niemand muss daher mehr daran interessiert sein, durch sanften Druck von oben zu Innovationen auf diesem Gebiet gezwungen zu werden, als die europäische Autoindustrie. Natürlich bedeuten neue Grenzwerte vor allem einmal zusätzliche Kosten für die betroffene Branche. Schließlich muss geforscht und investiert werden.

Aber es geht um neue Marktchancen: Nur zu gut erinnern wir uns, dass das große Geschäft mit Abgaskatalysatoren von den Japanern gemacht wurde, weil dort früher als in Europa strenge Abgasgrenzwerte festgesetzt wurden (übrigens auch in der Abgasreinigung von Fabriks- und Feuerungsanlagen - da flossen in den 80ern Milliardenbeträge nach Fernost, weil entsprechende Technologien in Europa noch nicht ausgereift waren). Und europäische Hersteller giften sich auch jetzt wieder, dass die Japaner auch bei der Entwicklung des Hybridautos schneller waren. Die Festlegung strenger CO2-Grenzwerte bietet den europäischen Herstellern die Chance, einmal bei einer Zukunftstechnologie die Nase vorn zu haben.

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OTS0036 2008-09-25/08:40


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /