Strom statt Diesel und Benzin – Gehört die Zukunft den Elektroautos?

Unter dieser Fragestellung standen die Energiegespräche im Technischen Museum am Dienstag

Wien- Rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Österreich sind dem Verkehrssektor zuzuschreiben. Wenn nichts passiert, werden die Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr noch deutlich ansteigen. Höchste Zeit für saubere Alternativen zu Diesel und Benzin. Wie energieeffizient und klimafreundlich sind Strom- und Hybridautos wirklich? Wie weit ist die technologische Entwicklung fortgeschritten? Was sind die Herausforderungen? Und wie schaut der Weg zur elektrischen Mobilität in Österreich aus? Diese und andere
hochaktuelle und spannende Fragen diskutieren Experten im Rahmen der
Energiegespräche, einer Veranstaltungsreihe der
Österreichischen Energieagentur, des Technischen Museums Wien und der
Energy Economics Group (EEG) an der Technischen Universität Wien, moderiert wurde die Veranstaltung von Conrad Seidl (DER STANDARD).

DI Günther Lichtblau von der Umweltbundesamt GmbH. machte auf die Versäumnisse bei der Kyoto-Zielerreichung im Verkehr und im speziellen dem Straßenverkehr in Form des Pkw aufmerksam. Die spezifischen CO2-Emissionen bei Neuzulassungen sind im Vergleich der letzten Jahre gesunken. Allerdings werden diese Erfolge durch Zunahme des Gewichts, des Hubraums oder der Fahrleistung überkompensiert. Aufgrund der billigen fossilen Energie in der Vergangenheit hat es seiner Meinung nach u.a. Österreich versäumt auf Strom als Treibstoff umzustellen.

Elektroautos nicht die alleinige Lösung

Elektroautos sind zwar effizient, allerdings tragen sie allein nicht zur Lösung des Verkehrsproblems bei. Nach seiner Einschätzung brauchen wir die Verknüpfung mit dem Öffentlichen Verkehr, den Elektroautos heißt nicht weniger Verkehr bzw. weniger Flächenverschneidung. Ferner würden auch E-Mobile ab einer Geschwindigkeit von 40 km/h über die Reifen Lärm erzeugen. Lichtblau meinte, dass 20 % der möglichen gebäudeintegrierten Fläche belegt mit Photovoltaik (PV) ausreichen würden, um 50 % des Strombedarfs der Elektroautos in Zukunft zu decken. Gegenwärtig ist das Umweltbundesamt damit beschäftigt, eine Ökobilanz für PV-Strom als Treibstoff zu erstellen.

Fazit seiner Aussage: An E-Mobilen führt kein Weg vorbei, sie stellen aber nur eine Lösung in Kombination mit der Verbesserung bestehender Technologien, Verlagerung sowie Vermeidung von Verkehr (Zwänge reduzieren) dar. 50 % Verbesserung müssten über Technologien und weitere 50 % über verbesserte Organisation kommen.

Studie über Strombereitstellung und Kostenvergleich

DI Christoph Leitinger vom Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der TU Wien stellte die Untersuchung ‘Elektrische Mobilität in Österreich, Voraussetzung und Machbarkeit’ vor. Inhalt war ein Vergleich von Diesel- und Elektroauto. Letzteres ist bei steigenden fossilen Preisen und sinkenden Batteriekosten wirtschaftlicher. Im Vergleich wurden Kosten für Service sowie Wartung der unterschiedlich angetriebenen Autos noch nicht berücksichtigt.

Auf Grundlage des Szenarios 3 der Studie ‘Environmentally Sustainable Transport’ wurde der Strombedarf für 2,4 Mio. E-Mobile und 50 % der Wege ermittelt. Dafür wären seiner Meinung nach 5 TWh bzw. 20 % des möglichen Stroms über gebäudeintegrierte Photovoltaik notwendig (Veröffentlichung ‘Photovoltaik-Roadmap, anfänglicher Weise auf die Green-X Datenbank der TU Wien mit maximalen Potenzialen).

E-Mobile nicht für die Stadt

Überraschender Weise herrschte sowohl beim Podium als auch beim Publikum weitgehende Einigkeit, was den Einsatz von Elektroautos anbelangt. Auf Basis der Verlagerung, Verbesserung sowie Vermeidung wurde die Besitzerin eines Fahrzeugs, Dr. Ingrid Wagner von Eurosolar Austria zum Einsatzort gefragt. Sie meinte, dass E-Mobile keine Stadtautos sind, sondern eher auf dem Land ihre Berechtigung haben, wo es keine Schulen und Einkaufsmöglichkeiten mehr in der Nähe gibt. Heinz Högelsberger von GLOBAL 2000 sah dies ebenso.

Willy Raimund, Geschäftsfeldleitung 'Mobilität & Verkehr' der österreichischen Energieagentur, bestätigte, dass entsprechende Autos für diesen Einsatz schon längst zur Verfügung stehen und verwies z.B. auf ein Projekt in Vorarlberg (Essen auf Rädern). Lichtblau ergänzte, dass in Städten die Elektrifizierung der Mobilität u.a. mit Straßenbahnen vorgenommen werden sollte. Vollständig unverständlich ist seiner Meinung die hohe Anzahl der SUVs in Wien: ‘Da muss die Intelligenz auf der Strecke geblieben sein.’ Leitinger meinte, dass P & R Anlagen für E-Mobile an den öffentlichen Verkehr gekoppelt werden müssten.

DI Schweiger von AVL List war der Meinung, dass man derzeit Wasserstoff als Treibstoff vergessen sollte. Ferner wäre es auch sinnvoll darüber nachzudenken, von 4 auf 2 elektrisch betriebene Räder umzusteigen.

Rascher Ausbau erneuerbarer Energien

Gleicher Meinung war man auch bei der Stromversorgung. Letztere kann nur aus einem Mix aus den erneuerbaren Energien kommen und nicht nur aus PV allein. Hier wäre es nach Meinung Lichtblaus auch legitim, Biomasse zu verstromen. Insgesamt wünschten sich die Referenten sowie die Gäste in ihren Diskussionbeiträgen eine bessere Förderung der erneuerbaren Energien in Österreich. Hier ist vor allem die neue Regierung gefragt.

24 Millionen heimische Sparbücher sollen eine Sicherung von 100.000 € erhalten. Geld für den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die rasche Energiewende sollten eigentlich auch zur Verfügung stehen.

Die Vorträge stehen demnächst unter nachfolgendem Link zur Verfügung:
www.energyagency.at/service/veranst/egs.htm

GastautorIn: Rene Bolz für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /