© ÖVFK - http://www.kleinwasserkraftwerke.at/
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Österreichische Kleinwasserkraftbranche traf sich in Vorarlberg

Interessante Vorträge, namhafte ExpertInnen und spannende Exkursionen

Am 12./13. September hielt Kleinwasserkraft Österreich in Feldkirch ihre Jahrestagung ab. Spannende Vorträge und Exkursionen begeisterten die BesucherInnen.

Die Veranstaltung war mit etwa 180 Personen äußerst gut besucht. Die Vorträge von namhaften ExpertInnen, die Diskussionen mit den TeilnehmerInnen sowie Exkursionen zu besonders interessanten Wasserkraftprojekten machten sie zu einem großen Erfolg. Auf dem Programm standen zahlreiche Themen, die die Branche bewegen: von brisanten wasserrechtlichen Aspekten über ökologische Belange bis hin zu aktuellen Entwicklungen auf dem Strommarkt.

Nach den Begrüßungsworten von Präsident Christoph Wagner und dem Vorarlberger Landessprecher Ing. Franz Karl Meusburger unterstrichen die Ehrengäste Landesrat Ing. Erich Schwärzler, Landesrat Dieter Egger und Stadtrat Rainer Keckeis in ihren Reden die Bedeutung der Kleinwasserkraft für das Ländle: ‘Wasserkraft ist unser Bodenschatz. Auch in
Zukunft muss ein ökologisch vertretbarer Ausbau möglich sein. Denn Wasserkraft ist ein wichtiger erneuerbarer Energieträger, sie schafft Arbeitsplätze und fördert die regionale Stärkung’, so Schwärzler.

Das kleinste Bundesland Österreichs bot sich als Tagungsort besonders an, da dort die Nutzung von Wasserkraft eine sehr lange Tradition hat: Seit 1494 ist sie im Illtal urkundlich bezeugt. Vorarlberg ist das am zweitstärksten industrialisierte Bundesland, mit einer Exportquote von etwa 70 Prozent. Der hohe Energieverbrauch wird vor allem durch Strom aus Wasserkraft gedeckt. Größter Stromerzeuger Vorarlbergs ist die Illwerke VKW-Gruppe, die etwa 75 Prozent des Vorarlberger Stroms produziert, und dies ausschließlich mit Hilfe von Wasserkraft. Zahlreiche Kleinwasserkraftwerke leisten einen wichtigen Beitrag zur Ökostromerzeugung im Ländle. Meusburger gab in seinem Referat einen Überblick: ‘Etwa 120 Kleinwasserkraftwerke liefern den Jahresstromverbrauch von nahezu 100 Prozent der Privathaushalte in Vorarlberg ins Netz. Jährlich werden dadurch mehr als 400.000 Tonnen CO2 im Vergleich zur Stromproduktion mit fossilen Energieträgern eingespart.’

Präsident Christoph Wagner lieferte beachtliche Österreich-Zahlen der Branche: ‘Derzeit werden in Österreich ca. 38 TWh Strom aus Wasserkraft produziert. Davon stammen ca. 5,5 TWh aus Anlagen unter 10 MW. Das entspricht dem halben Jahresverbrauch der heimischen Haushalte. 3,8 Mio. Tonnen CO2 werden so hierzulande jährlich eingespart.’ Wagner zeigte auf, welche zusätzlichen Potenziale im Neubau und der Revitalisierung von Kleinwasserkraftanlagen noch vorhanden sind. Kleinwasserkraft Österreich schätzt diese auf 1,5 bis 2,5 TWh, fordert aber die Rahmenbedingungen zur Realisierung dieser wertvollen Potenziale, wie etwa eine maßvolle Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und eine Erleichterung bei den derzeit extrem langwierigen Genehmigungsverfahren.

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Pelikan, Präsident der Europäischen Kleinwasserkraftvertretung (ESHA), gab einen Überblick über das richtungsweisende Energie- und Klimapaket der Europäischen Union. Der Weg der europäischen Mitgliedstaaten in Richtung einer nachhaltigen europäischen Energieversorgung ist aber noch verbesserungswürdig: ‘Es braucht verbindliche Zwischenziele und die Mitgliedstaaten müssen in den nationalen Aktionsplänen klar erklären, wie sie die Ziele erreichen werden’, fordert Pelikan.

Ein Themenblock widmete sich ganz den ‘Ökologischen Begleitmaßnahmen’ bei Kleinwasserkraftprojekten. Dieser Schwerpunkt wurde sehr kompetent von Dr. Regina Petz-Glechner moderiert. Dr. Reinhard Haunschmid vom Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde und Alban Lunardon vom Landesfischereizentrum Vorarlberg erläuterten die Notwendigkeit von Fischwanderhilfen und Restwasser sowie die Anforderungen daran. Fische gehören zu den wichtigsten Qualitätsindikatoren für die Bewertung des Zustands von Gewässern. Haunschmid wies daraufhin, dass in diesem Zusammenhang die Erfahrungen der letzten Jahre einen enormen Wissenszuwachs brachten.

Der wasserrechtliche Block am Beginn des zweiten Tages ergänzte diese Themen. Dr. Robert Fenz vom Lebensministerium berichtete vom Stand der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Nach erfolgter IST-Bestandsaufnahme, bei welcher der Zustand der österreichischen Gewässer erhoben wurde, wird nun am nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan und an den Maßnahmenprogrammen gearbeitet. Damit wird detailliert die stufenweise Vorgehensweise zur Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie festgelegt. Eingehend wurde von Dr. Franz Obeleitner die Wiederverleihung von Wasserrechten und die Anwendung des § 21a behandelt. Während es bei der Wiederverleihung um die Neubewertung eines auslaufenden Wasserrechtes geht, ermöglicht der § 21a Eingriffe in bestehende Wassernutzungsrechte. In beiden Fällen kommt dem Schutz des ‘öffentlichen Interesses’ eine wesentliche Bedeutung zu. Damit wird die Frage nach der Interessensabwägung zu einem Kernthema.

Im Themenblock zur Vermarktung von Strom aus Kleinwasserkraftanlagen kam es zu einer Gegenüberstellung der Stromabnahme durch die OeMAG mit einer freien Stromvermarktung. Mag. Hannes Taubinger gab einen Überblick über wesentliche Aspekte des freien Stromhandels. DI Helmut Mennel stellte dazu das Angebot der VKW Ökostrom GmbH vor und die flexiblen neuen Erlöschancen, die durch die gestiegenen Strommarktpreise bestehen. Dr. Magnus Brunner erläuterte die Stromabnahmemöglichkeiten durch die OeMAG. Auch durch die OeMAG kann der Strom aus Anlagen, die vor 2003 errichtet und danach nicht revitalisiert wurden, zu Marktpreisen abgenommen werden. Ob das auf Basis des bestehenden Gesetzes auch für revitalisierte Anlagen ab Anfang nächsten Jahres möglich sein wird, ist noch nicht klar. Fix ist, dass die geltenden Tarife für Kleinwasserkraftanlagen unter dem Marktpreis liegen und daher dieser wesentlich attraktiver ist.

Natürlich kamen Praxisbeispiele nicht zu kurz. Zum einem wurden Exkursionen angeboten, zum anderen gab es einen Bericht zum Betrieb von Verteilnetzen am Beispiel Großwalsertal durch DI Werner Neyer, Vorstand VKW-Netz AG, und die Vorstellung des Direktvermarktungsmodells Trinkwasserkraftwerk Latora durch DI Hans-Jörg Mathis von den Stadtwerken Feldkirch. Ein absolut positives Schlussresümee zur diesjährigen Jahrestagung zog der Vorarlberger Energiekoordinator Dr. Adi Gross. Er fasste die Highlights nochmals zusammen und gab eine Einschätzung zur Zukunft der Kleinwasserkraft.

Quelle: Kleinwasserkraft Österreich

GastautorIn: Mag. Claudia Aigner für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /