© Steve Buissinne auf pixabay / Gas
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Europäische Kommission schlägt Plan zur Reduktion der Gasnachfrage um 15 % vor

Aufruf zum Energiesparen

Die Europäische Kommission schlägt einen Plan zur Senkung der Gasnachfrage vor, um den Gasverbrauch in der EU vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 um 15 % zu reduzieren (gegenüber dem Durchschnittsverbrauch in diesen Monaten in den vergangenen fünf Jahren). Alle Verbraucher, Behörden, Haushalte, Eigentümer öffentlicher Gebäude, Energieversorger und Industrieunternehmen sind aufgefordert, Sparmaßnahmen zu ergreifen. Die EU-Mitgliedstaaten sollten ihre nationalen Notfallpläne bis Ende September aktualisieren, um darzulegen, wie sie das Senkungsziel erreichen wollen, und der Kommission alle zwei Monate über ihre Fortschritte berichten. Die Kommission wird auch die Arbeiten zur Diversifizierung der Energielieferanten einschließlich des gemeinsamen Gaseinkaufs beschleunigen, damit die EU mehr Möglichkeiten zur Beschaffung von Gas aus alternativen Quellen hat. Die geplanten Regeln sollen der Kommission zudem die Möglichkeit geben, nach Konsultation der Mitgliedstaaten einen „Unionsalarm“ für die Versorgungssicherheit auszurufen. Damit wäre eine verbindliche Senkung der Gasnachfrage verbunden. Der Unionsalarm kann ausgelöst werden, wenn ein erhebliches Risiko einer gravierenden Gasknappheit besteht oder die Gasnachfrage außergewöhnlich hoch ist.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 ruft, angesichts des heute präsentierten EU-Gasnotfallplans zum Energiesparen in Österreich auf und fordert die Umstellung von Gasheizungen in Österreich auf klimafreundliche Heizsysteme. Kritisch sieht GLOBAL 2000, dass im Erneuerbaren-Wärmegesetz die Umstellung von Gasheizungen nicht vorgesehen ist. Die österreichische Bundesregierung darf 900.000 Haushalte, die großteils weg von Gas wollen, nicht im Stich lassen, sondern soll einen gesetzlich verbindlichen Ausstiegsfahrplan noch ins Gesetz einarbeiten.

"Während die EU Gasnotfallpläne schmiedet, verschärft sich die Klimakrise jeden Tag. Europaweit brennen die Wälder und Ernteausfälle führen dazu, dass Millionen Menschen hungern. Es braucht eine Notbremse bei der Verbrennung fossiler Energie und dazu gehört ein Schwerpunkt auf Energiesparen vor allem in Betrieben und auch in Haushalten und ein klarer verbindlicher Weg aus der Gasabhängigkeit. Wir fordern die Bundesregierung auf, beim Erneuerbaren-Wärmegesetz auch die verbindliche Umstellung von Gasheizungen mit aufzunehmen. Angesichts von Klimakrise und Ukraine-Krieg ist es völlig unverständlich, dass Gasheizungen nicht verbindlich umgestellt werden sollen", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Klares politisches Bekenntnis zum Umbau von Gasheizungen gefordert

In Österreich sind etwa 900.000 Gasheizungen installiert. Oft sind sie dezentral in Mietshäusern oder in Ballungsgebieten installiert. Das macht einen koordinierten und geplanten Austausch unumgänglich. Die gesetzliche Grundlage dafür kann das Erneuerbaren-Wärmegesetz bilden. Es soll festlegen, dass Gasheizungen bis 2040 auf klimafreundliche Geräte umgestellt werden müssen und beim Heizungstausch klimafreundliche Geräte eingesetzt werden müssen, sofern das technisch möglich ist. Derzeit gelten diese Bestimmungen im Begutachtungsentwurf aber nur für Ölheizungen, Kohleheizungen und Heizungen, die mit verflüssigtem Gas betrieben werden. Gasheizungen sind von den entscheidenden Bestimmungen nicht erfasst. GLOBAL 2000 hat das in seiner Stellungnahme zum Erneuerbaren-Wärmegesetz
Nachhaltige Energienutzung fördern

Energiesparen ist bereits im Sommer und nicht erst im Herbst ein großes Thema, weil insbesondere Klimaanlagen viel Strom verbrauchen und damit der Strombedarf auch im Sommer bei hohen Verbrauchsspitzen teilweise durch Gaskraftwerke gedeckt wird.

Österreich braucht Energiespar-Gipfel

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich fordert von Bundeskanzler Karl Nehammer, einen Energiespar-Gipfel im Kanzleramt einzuberufen. Neben den zuständigen Mitgliedern der Bundesregierung sollten dabei auch die Oppositionsparteien, Sozialpartner und Vertreter*innen der Wissenschaft und Umweltschutzorganisationen eingeladen werden. "Es braucht eine nationale Kraftanstrengung. Je mehr Energie wir bereits jetzt sparen, desto besser können wir auch künftige Versorgungsengpässe bewältigen. Deshalb muss das Thema Energiesparen zur Chefsache werden, um die vielen Bremser in den Landesregierungen und in Teilen der Wirtschaft zu überwinden", fordert WWF-Programmleiterin Hanna Simons. Wichtig seien vor allem ein sofortiger Start der für Herbst angekündigten Energiespar-Kampagne sowie Sofort-Maßnahmen in den Bereichen Verkehr, Raumwärme und Industrie.

"Es genügt nicht, auf weitere Gas-Lieferungen zu hoffen - wir brauchen jetzt verbindliche Maßnahmen, um den Energieverbrauch zu senken und uns damit auch für den nächsten Winter zu rüsten", sagt Hanna Simons. Längst überfällig sind zum Beispiel der gesetzliche Ausstieg aus Erdgas beim Heizen und das Energie-Effizienzgesetz, dessen Neuauflage bereits vor 1,5 Jahren in Kraft treten hätte sollen. "Angesichts der Kombination aus Klimakrise und drohenden Versorgungsengpässen müssen wir jegliche Verschwendung von Energie stoppen. Mit einem klugen Mix aus rasch wirksamen sowie langfristigen Maßnahmen können wir neben der Vorbereitung auf mögliche Engpässe auch mittelfristig unsere Abhängigkeit von fossilen Energie-Importen beenden”, erklärt Hanna Simons vom WWF.

Laut einer aktuellen Analyse ist kurzfristig eine Reduktion unseres Energieverbrauchs um 5,9 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr möglich, mittelfristig kann der österreichische Energiebedarf sogar um 45 Prozent verringert werden - ohne Verlust an Lebensqualität oder Wirtschaftsleistung. Die größten Potenziale liegen dabei im Bereich Verkehr, im Gebäudesektor und in Betrieben. Beispiele sind eine stärkere Nutzung von Abwärme in der Industrie, eine Beschleunigung der Gebäudesanierung oder ein niedrigeres Tempolimit auf Autobahnen und Freilandstraßen. Das Energiespar-Paket des WWF sieht fünf Maßnahmen vor, um den heimischen Verbrauch wirksam zu senken und reicht vom Energieeffizienz-Gesetz bis zu einer Mobilitätswende.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /