© BETD / Spannende Diskussionen stehen am Programm
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Wie erneuerbare Energien die Lücke zu 1,5 Grad schließen können

Berliner Energiewende-Dialog 2023: "Energiewende - Securing a Green Future"

Berlin- Bundesaußenministerin Annalena Baerbock eröffnete den 9. Berlin Energy Transition Dialogue (BETD). Der zweite Tag der Konferenz startet mit Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. Unter dem Motto "Energiewende - Securing a Green Future" diskutieren Minister und hochrangige Delegationen aus über 60 Ländern mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Auf der Tagesordnung stehen Strategien für die intelligente Transformation der Energiesysteme weltweit und Wege zur Klimaneutralität. Darüber hinaus werden zahlreiche bilaterale Abkommen verabschiedet, die die bestehenden Klima- und Energiepartnerschaften zwischen Deutschland und verschiedenen Partnerländern, darunter Chile, Südafrika und die Ukraine, intensivieren sollen.

Wie ist die Ausgangslage für den diesjährigen Energiewende-Dialog? Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat uns in Europa die sehr realen Sicherheitsrisiken aufgezeigt, die mit der Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten fossiler Energieträger verbunden sind. Gleichzeitig bekommen Millionen von Menschen auf der ganzen Welt die katastrophalen Auswirkungen der Erderwärmung zu spüren. Schon jetzt werden dreimal so viele Menschen durch die Klimakrise vertrieben wie durch Kriege. Der Klimawandel ist auch eine Bedrohung für die Sicherheit. Der aktuelle IPCC-Bericht bestätigt, dass die Antwort auf beide Risiken eine beschleunigte, globale Energiewende ist. Die Reaktion auf den Krieg in Russland hat gezeigt, wie schnell die Energieversorgungssysteme umgestaltet werden können, wenn der Wille und die Notwendigkeit dazu vorhanden sind.

Wie können wir eine konzertierte und globale Anstrengung zum Aufbau eines nachhaltigen, sicheren und weitgehend unabhängigen Energieversorgungssystems unternehmen? Welche Rolle können Energieeffizienz und erneuerbare Energien bei der Schaffung einer politisch stabilen und wirtschaftlich prosperierenden Welt spielen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des BETD, aber auch in den geplanten politischen Diskussionen: Welche strategischen Investitionen sind im Bereich der erneuerbaren Energien notwendig? Denn es zeigt sich immer deutlicher, dass es bei der Umstellung auf erneuerbare Energien nicht mehr nur darum geht, die Ziele des Klimaschutzes voranzubringen, sondern auch um mehr Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung.

Diese Erkenntnis ist zu einer globalen Triebfeder für den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern geworden. Selbst Länder, die traditionell als Exporteure fossiler Brennstoffe gelten, bereiten sich auf eine Zukunft vor, in der einheimische erneuerbare Energien die vorherrschende Energiequelle sind, und stehen damit vor der Herausforderung, ihre Wirtschaftssysteme entsprechend anzupassen. Für diese Länder, aber auch für viele andere, ist dies eine Herausforderung, die neue Möglichkeiten zur Diversifizierung ihrer Wirtschaft und zur kostengünstigeren Energieerzeugung als je zuvor schafft.

Die globale Energiewende führt auch zu einer Zunahme des Energiehandels und zu einer engeren Vernetzung der Länder untereinander. Ein Beispiel dafür ist die Bildung von Energiepartnerschaften, die Deutschland mit Ländern auf der ganzen Welt pflegt. Viele der an diesem Dialog Beteiligten sind auf der Konferenz in Berlin.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock: "Der massive Umstieg auf erneuerbare Energien ist nicht nur dringend notwendig, um die Klimakrise zu bewältigen, er ist auch eine enorme wirtschaftliche Chance für den öffentlichen und privaten Sektor. Die Investitionen, die heute getätigt werden, entscheiden darüber, wer die Führung in der neuen industriellen Revolution übernehmen wird. Deutschland unterstützt seine Partner in der ganzen Welt dabei, diese Chance zu ergreifen. Länder, die heute zum Beispiel in grünen Wasserstoff investieren, werden die potenziellen Gewinner von morgen sein. Der Aufbau von Solar- und Windkapazitäten in Regionen, in denen Strom bisher Mangelware ist, bietet Millionen von Menschen weltweit die Chance, der Armutsfalle zu entkommen. Die BETD-Konferenz ist der globale Treffpunkt für diejenigen, die diese Chance nutzen wollen oder bereits die Führung übernehmen. Das Beispiel Kenias zeigt, dass eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien möglich ist. Die globale Energiewende muss an Fahrt aufnehmen - im Interesse des Klimas und des Wohlstands."

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Dr. Robert Habeck: "Unser Ziel bleibt klar: Die globale Erwärmung muss auf 1,5 °C begrenzt werden. Das ist nach wie vor ein erreichbares Ziel. Wir haben das Wissen, die Technologie und die Instrumente, um es zu erreichen. Aber es muss mehr getan werden, als es bisher der Fall war. Der aktuelle IPCC-Bericht ist sowohl eine Ermahnung als auch ein Ansporn, genau das zu tun. Jetzt kommt es darauf an, dass wir die Energiewende wirklich vorantreiben. Eine der Voraussetzungen dafür ist die internationale Zusammenarbeit. Die Klimakrise erfordert nicht weniger, sondern mehr Zusammenarbeit: für die klimaneutrale Transformation der Energiesysteme und die Dekarbonisierung der Industrie, die wir jetzt als nächste Herausforderung angehen müssen. Wir brauchen einheitliche Standards für grüne Wasserstoffnetze, für die grüne Stahlherstellung und die klimafreundliche Produktion von Baumaterialien. Wir wissen, was getan werden muss, um die Klimakrise einzudämmen. Was wir jetzt brauchen, ist der politische Wille, es unverzüglich umzusetzen."

Die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), Dr. Simone Peter: "Die fossile Versorgungs- und Kostenkrise, die sich durch den Krieg in der Ukraine stark verschärft hat, kann nur durch eine vollständige Umstellung der Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien überwunden werden. Alle Länder haben das Potenzial, lokale saubere Energiequellen zu erschließen. Die Nutzung dieses Potenzials ist sowohl für die Bevölkerung als auch für die Wirtschaft sicherer und billiger, als weiterhin fossile und nukleare Brennstoffe zu importieren. Die notwendigen Technologien sind in allen Sektoren vorhanden und müssen nun flächendeckend eingesetzt werden. Der BETD bietet eine wichtige internationale Plattform, um diesen Prozess auf globaler Ebene voranzutreiben".

Der Tradition als globales Energiewendeforum folgend, werden auf der diesjährigen BETD-Konferenz auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze und der Generaldirektor der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), Francesco La Camera, zu Gast sein. Der kenianische Präsident William Ruto, das erste Staatsoberhaupt, das am BETD teilnimmt, spricht am ersten Tag der Konferenz, die Grundsatzrede am zweiten Tag wird von Dr. Sultan Al Jaber (Vereinigte Arabische Emirate), dem Präsidenten der diesjährigen UN-Klimakonferenz COP28, gehalten.

Die deutsche Bundesregierung ist seit 2015 Gastgeberin des Berliner Energiewendedialogs. Die Konferenz wird in Kooperation zwischen dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der Deutschen Energie-Agentur (dena) sowie eclareon organisiert.

Zu der zweitägigen BETD-Konferenz werden mehr als 2.000 Gäste aus fast hundert Ländern erwartet.

Das aktuelle Programm der Konferenz sowie die Agenda der Side-Events finden Sie unter www.energydialogue.berlin.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /