Energy Globe Austria Gala in Wels

Österreichische Umwelttechnologie-Unternehmen weltweit führend - mehr Investitionen in Gebäudesanierung als Antwort auf die Finanzkrise - Energiewende muss Priorität für neue Regierung haben

Am Freitagabend wurden die Energy Globes Austria in Wels verliehen. Österreichs beste Umweltleistungen , ein tolles Staraufgebot mit Dionne Warwick, Christl Stürmer und den russischen Starartisten Iroshnikov, 1800! Gäste und: eine After Show Konzertauftritt mit Soulstar Dionne Warwick waren der glamouröse Rahmen für
dieses Ereignis.

Die besten Umweltleistungen ‘Made in Austria’ standen in den Kategorien Feuer, Luft, Erde, Wasser und Jugend im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Erstmals wurde auch der Sonderpreis Heimwerker verliehen – als Anerkennung füreine herausragende Eigeninitiative im Sinne von Energieeffizienz der Marke ‘do it yourself’.Energy Globe Erfinder und Veranstalter Ing. Wolfgang Neumann zu seinem Lebenswerk: ‘Österreich ist bei Umweltschutz Weltspitze und hier, in der Energiestadt Wels, wird heute wieder eindrucksvoll gezeigt, dass es schon viele Lösungen für die anstehenden Probleme gibt’.

In einer Talkrunde am Podium: Landesrat Josef Plank (Umwelt, Landwirtschaft und Naturschutz, Niederösterreich), Landesrat Ing. Manfred Wegscheider, Steiermark (Sport, Umwelt und Erneuerbare Energie, Steiermark), Moderatorin Desirée Nosbusch; Energie-Landesrat Josef Eisl (Salzburg) und Umwelt-Landesrat Rudi Anschober (Oberösterreich).

Auch wenn die Teuerungsdiskussion und zuletzt die Finanzkrise die Schlagzeilen dominierten, seien die Herausforderungen im Klimaschutz und für eine nachhaltige Energiezukunft nicht weniger geworden - im Gegenteil. Mehr denn je müsse in Zukunft gelten, so Plank, auch in der Energieversorgung sehr viel stärker auf regionale Versorgung und damit auf Wertschöpfung im eigenen Land zu setzen, war auch die Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringert.

"An einer schrittweisen, aber konsequenten Umstellung der Energiepolitik auf erneuerbare Energieträger führt für Plank langfristig kein Weg vorbei. "Je früher wir mit der unausweichlichen Energiewende beginnen, umso schmerzfreier wird der Transformationsprozess ablaufen. Österreich zahlt jährlich elf Milliarden Euro für Energieimporte. Jeder Euro, den wir davon einsparen können ist ein Gewinn für eine nachhaltige Energiepolitik", so der NÖ Umwelt-Landesrat.

Waschmaschinen-Tuning GEWINNER Kategorie WASSER

Einreicher: ARGE R.U.S.Z. GmbH/Wien

Alte Waschmaschinen sind oft echte Wasser- und in vielen Fällen auch Energieverschwender. Schluss damit, sagte sich die ARGE R.U.S.Z GmbH und suchte nach einer technischen Lösung zur Reduktion des Energie- und Wasserverbrauches alter Waschmaschinen und Geschirrspüler und gleichzeitig nach Wegen, die Lebensdauer dieser Geräte deutlich zu verlängern. So entstand ein vorbildliches Projekt, das nicht nur ökologischen sondern auch sozialen Nutzen bringt.

Waschmaschinen-Tuning ist angesagt: Die ausrangierten Geräte werden vom Schrottplatz geholt und dann einer Fitnesskur unterzogen, damit sie nach Möglichkeit das Niveau von typengleichen Neugeräten erreichen. Selbst Geräte mit 10 Jahren können so wieder auf Vordermann gebracht werden.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen: die Geräte laufen sparsamer und sind als kostengünstige Second Hand Maschine auch für sozial Schwächere leistbar. Weiterer Effekt: Abfallvermeidung. Das Potenzial dafür liegt allein in Wien bei 30.000 Tonnen.

Ökotouristisches Zentrum GEWINNER Kategorie LUFT

Einreicher: VILA VITA BetriebsgesmbH Hotel und Feriendorf Pannonia

Öko-Tourismus vom Feinsten! Das Hotel und Feriendorf Villa Vita Pannonia in Pamhagen hat große Pläne: am Rande des Nationalparks Neusiedler See/Seewinkel entsteht das erste energieautarke Naturerlebnisdorf in Österreich.

Wärmerückkoppelungen, Erdwärme, Wärmedämmung sowie ‘Autofreie Zone im gesamten Dorf’ und Ökomobilität durch Solar-Fahrzeuge sind bereits als Vorleistung zu den geplanten Maßnahmen in Umsetzung.

Mit sanften Einrichtungen wie Wellnesspark und Naturschwimmteich sollen weitere Schritte gesetzt werden. Auf dem geplanten Logistikzentrum sollen 1000 m² Photovoltaik und thermischen Sonnenkollektoren etwa 10% des elektrischen sowie die restlichen 10 % des thermischen Energiebedarfs decken. Schon im letzten Jahr konnte durch Energieeffizienz und Mitarbeiterschulung 15% der Energiekosten eingespart werden.

Weitere erlebbare und nutzbare Objekte im Energiepark sind geplant um ein interessantes und einzigartiges Projekt auch für einen sogenannten ‘Öko-Tourismus’ mit einer wirklichen Nachhaltigkeit zu präsentieren.

Kraftstoff Wiesengras GEWINNER Kategorie FEUER

Projekteinreicher: Salzburg AG / Graskraft / Energiewerkstatt

Freie Fahrt für grüne Energie! Unter diesem Motto hat 2004 in Salzburg die GRASKRAFT Reitbach Genossenschaft ein Graskraftwerk errichtet. 20.000 Hektar Grünland bringen Biogas in Hülle und Fülle, ein Hektar Wiese erzeugt soviel Biomethan, dass man einmal damit um die Welt fahren könnte!

Einzigartig in Österreich: seit Jänner hat Eugendorf mit dem Partner Salzburg AG die 1. ‘Gras Tankstelle’ in unserem Land. Das Graskraftwerk liefert reinen Treibstoff für 2 Millionen PKW-Kilometer. Statt mit Diesel surren jetzt die Busse der Albus-Linie geräuschlaus mit Gras im Tank durch die Stadt. Auf diese Weise verbindet Biogas aus Wiesengras die Vorteile einer regionalen Kreislaufwirtschaft mit bestem Grundwasserschutz und der Erhaltung der alpenraumtypischen Grünlandbewirtschaftung.

Superspeicher der Marke "Jugend" GEWINNER Kategorie JUGEND

Einreicher: HTL-Braunau
Projekt: Latentwärmespeicher

In der HTL Braunau hat die Zukunft längst begonnen. Die Jugend und ihre unkonventionellen, cleveren Ideen machen das Unmögliche möglich. Die Aufgabenstellung: wie lässt sich Solarenergie speichern – und somit vom Sommer in den Winter retten?

Die Lösung: ein einfaches Beispiel diente dabei als Vorbild und Anregung: der gute alte Taschenwärmer – jetzt eben im Großformat und natürlich technisch höchst ausgereift als Speicher im Haus.

Mit dem als ‘Latentwärmespeicher’ bezeichnetem Wunderding gelang es den Schülern der HTL Braunau, überflüssige Wärmeenergie von thermischen Solaranlagen in kalter Form über einen Zeitraum von mehreren Monaten zu speichern. Damit ist das größte Problem der Solartechnik, die Langzeitspeicherung, gelöst. Es wurde bereits ein praxistauglicher Prototyp angerfertigt und in mehreren Versuchen dessen Funktion bewiesen.. Die verwendeten Materialien sind ungiftig, billig und in großen Mengen vorhanden. Es handelt sich dabei um eine absolute Neuheit die so in der Praxis noch nie angewendet wurde.

Gründerzeit für Öko-Bau GEWINNER Kategorie ERDE

Einreicher: Ulreich Bauträger GmbH
Projekt: Gründerzeithaus mit Niedrigenergiestandard/Wien

Fast 40% aller Wohnungen in Wien entstanden vor 1919. Wer dachte damals an ökologisches Bauen? Heute ist das ganz anders. Intelligentes Sanieren ist heute nicht nur ein ‘muss’ sondern auch ‘in’. Musterbeispiel dafür ist ein Wohnhaus in der Märzstraße 113. Durch eine ressourcenschonende und intelligente Sanierung wurde in dem Gründerzeithaus im 15. Wiener Gemeindebezirk, hochwertiges Wohnklima auf Niedrigenergiestandard geschaffen.

Im Zuge der Sanierung, die Ende 2007 abgeschlossen wurde, konnte der Heizwärmebedarf um 73% gesenkt werden. Etwa 30 alte, mit Kohle, Öl oder Erdgas befeuerte Einzelöfen wurden durch eine zentrale Heizanlage und Warmwasseraufbereitung ersetzt. Die jährlichen CO2-Emissionen konnten auf ein Zehntel verringert werden.

Durch den Einsatz von verschiedenen ökologischen Maßnahmen (Hauszentralheizung, Fassadendämmung, Austausch von Fenster und Türen, innovative Wandheizungen, intensive Begrünung) entsteht ein angenehmes und hochwertiges Wohnklima.

GEWINNER Kategorie HEIMWERKER Energy Power Maisonette

Einreicher: Familie Söllinger (Alice, Monika und Helmut)
Projekt: Energy Power Maisonette (EPM)/Wien

1994 kaufte die Familie Söllinger eine Eigentumswohnung im 2. Wiener Gemeindebezirk - 70 m2 im 5. Stock eines Nachkriegswiederaufbaus in Mantelbetonbauweise.
Da gab es viel zu tun! Vor allem der schlechte thermische Standard war ein Sorgenkind – im Sommer zu heiß – im Winter zu kalt. Klimaanlagen fressen Strom im Sommer – die Heizung im Winter.
Kein Problem für Familie Söllinger. In Eigenregie schritt man ans Werk, tatkräftig unterstützt von der Verwandtschaft. In echter Heimwerkermanier entstand schließlich eine echte Energy Power Maisonette! 10 cm Innendämmung, 2002 initiiert die Familie die Außendämmung des gesamten Altbaus mit 25 Eigentumswohnungen, Dachbodendämmung und Fenstertausch. 2006 wurde die zweite Wohnung darüber - im Dachgeschoss – gekauft. Und weiter ging’s in Richtung Energiespar-Wohnung: Passivhausfenster, kontrollierte Wohnraumlüftung, Dämmung des Terrassenbodens, Vakuumdämmung der Terrassenwand, Beseitigung der Wärmebrücken. 2008 ging man auf Nummer sicher mit einer thermographischen Kontrolle der Vakuumdämmung.
Weil die Sonne die günstigste und sauberste Energiequelle ist, wurde auch eine thermische Solaranlage und eine Photovoltaikanlage errichtet. Doch damit noch nicht genug: 2010 soll auch noch ein Windrad auf das Dach kommen. Heimwerker-Power als Vorzeigeprojekt!

GESAMTSIEGER: DIE JUGEND

Der österreichische Gesamtsieg ging übrigens an die Schüler der HTL- Braunau.

Umwelt- und Energietechnik ankurbeln- gerade jetzt

"Die österreichischen Umwelt- und Energietechnikunternehmen haben sich in den vergangenen Jahren zu einem zugkräftigen Motor der Wirtschaft entwickelt. Das Potenzial dieser Branche muss gerade jetzt für die Ankurbelung von Wachstum und Beschäftigung genutzt werden", forderte Anna Maria Hochhauser, Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), anlässlich der Gala.

"Mit Umsatzsteigerungen von 12 % und einem Beschäftigungszuwachs von fast 7 % pro Jahr ist die Umwelt- und Energietechnikbranche der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig in Österreich", konstatierte Hochhauser. "Das Know-how der Unternehmen in dieser Branche ist weltweit gefragt." 2007 wurden zwei Drittel des Umsatzes von sechs Milliarden Euro im Export erwirtschaft.

Dass Österreich in Sachen Öko-Energie und Energieeffizienz weltweit im Blitzlicht steht, ist vor allem der Innovationskraft und Kreativität seiner Unternehmen zu verdanken.

"Auf die österreichischen Umwelt- und Energietechnikbetriebe "können und müssen wir auch bauen, damit aus der gegenwärtigen Finanzkrise nicht eine Krise der gesamten Wirtschaft wird", unterstrich die WKÖ-Generalsekretärin. Ein besonderer Hoffnungssektor auf nationaler Ebene sei dabei die thermische Gebäudesanierung.

Die Wirtschaftskammer fordert in diesem Zusammenhang die Erhöhung der Sanierungsquote von 1 % auf bis zu 5 %, mehr Mittel aus der Wohnbauförderung sowie Anreize wie eine Investitionsprämie Neu für die Sanierung von Büro- und Betriebsgebäuden. Hochhauser: "Diese Maßnahmen sind gut fürs Klima und gut für die Konjunktur. Rasches Handeln der Gesetzgeber ist gefragt, denn in der schwierigen Zeit, die unsere Unternehmen erwartet, kostet jeder Tag des Zuwartens Aufträge und Jobs."
Zudem müsse alles getan werden, damit Österreichs Energie- und Umwelttechnologie-Unternehmen auch international erfolgreich bleiben können.

Auf die Unterstützung der Wirtschaftskammer können die Betriebe auf jeden Fall zählen: Erst vor kurzem wurde in Zusammenarbeit mit dem Lebensministerium mit Austrian Clean Technology ein Kompetenzzentrum für Umwelt- und Energietechnologie auf die Beine gestellt, so Hochhauser. Darüber hinaus können sich WKÖ-Mitglieder über das Netzwerk Umwelt- und Energietechnik International - kurz NUI - auch im internationalen Umfeld besser positionieren.

Die Gala zeigte auf: die österreichische Umwelt- und Energiebranche hat riesiges Potential. Die Bundespolitik sollte dies auch bei ihren Koalitionsbehandlungen bedenken und beispielsweise Themen wie thermische Sanierung (auf möglichst guten Standard- z.B. mit Passivhauskomponenten) oder Ökostromgesetz (nach deutschem Vorbild) ambitioniert angehen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /