Warum wird ein neues Kommunalzentrum mit Öl beheizt?

Oder: Ist Gastern auf die Nachölzeit vorbereitet? Ein offener Brief an den Gemeinderat von Gastern

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Dame, sehr geehrte Herren des Gemeinderats der Gemeinde Gastern!

Herzlichen Glückwunsch, dass sie dazu beigetragen haben, dass Gastern nun ein Kommunalzentrum hat, das am Samstag, den 6.12.2008 offiziell eröffnet wurde.
Perplex bin ich allerdings, dass in Zeiten der Ölkrise nun dieses neue Kommunalzentrum mit Öl beheizt wird. Ich habe nach der Expertise durch die Energieagentur vor etwa 3 Jahren und diversen Gesprächen nachher geglaubt, dass eine gemeinsame Energielösung mit dem Unternehmen Pro Pet gefunden wird; Pro Pet liegt ja in unmittelbarer Nähe zum Kommunalzentrum und zur Volksschule, hat hohen Energiebedarf und wollte vom teuren Öl weg. Dieses Unternehmen hat das auch geschafft und die Wärme für dieses Unternehmen basiert nun auf umweltfreundlichen Hackschnitzel. Wobei mich zunächst überrascht, dass keine Firma aus der Region gefunden wurde (wurde auch besonders gesucht?), und nun eine (offenbar unternehmensfreudige) Firma aus Oberösterreich die Wärmeversorgung für Pro Pet durchführt; aber sei es drum, wichtig ist, das es Biomasse ist, und diese aus der Region kommt.


Warum sind die Gemeindeverantwortlichen im Interesse der jetzigen und der zukünftigen Generationen nicht mehr dahinter, dass die Wertschöpfung bei der Energie in der Region bleibt und nicht den Scheichs zugute kommt?

* Sie werden wissen, dass derzeit Klimaschutzverhandlungen stattfinden, bei denen es um nicht weniger als um die Zukunft und zukünftige Existenz der Menschheit geht. Bei den weltweiten Anstrengungen zur Begrenzung der Folgen des Klimawandels werden alle Beiträge leisten müssten; am besten ist es das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden; und das einfachste ist, dass zumindest bei neuen Gebäuden ein umweltverträglicher Weg gegangen wird.

* Wenn sie diesen Argumenten nicht nähertreten können, möchte ich sie daran erinnern, dass die Gemeinde im Klimabündnis einen Vertrag unterzeichnet hat, der zur deutlichen Verringerung der Treibhausgase auch auf Gemeindeebene verpflichtet. Finden sie es für passend den Kindern in der Volksschule vom Klimabündnis zu erzählen, und gleichzeitig diese Schule zusammen mit dem neuen Kommunalzentrum mit dem besonders klimaschädlichen Öl zu heizen?

* Wenn sie diesen Argumenten nicht nähertreten können, möchte ich sie weiters daran erinnern, dass in der Nachbargemeinde Kautzen schon seit vielen Jahren erfolgreich zwei Biomasseheizwerke laufen, ebenso legen Dobersberg, und andere benachbarte Gemeinden wie Thaya und jüngst auch Pfaffenschlag Wert bei Heizungen im Gemeindebereich den Weg und den Weg der Umweltverträglichkeit sowie der regionalen Wertschöpfung und Absicherung von Arbeit gegangen sind. Können sie vor Kindern und Kindeskindern verantworten, dass Gastern in dieser Hinsicht zum absoluten Schlusslicht in der Region geworden ist? Im übrigen weist die Gemeinde Gastern nach den letzten Zahlen von Statistik Austria im Vergleich zu den Nachbargemeinden die deutlich ungünstigste Bevölkerungsentwicklung von minus 5 % 2001- 2008 auf, davon in den letzten 2 Jahren fast minus 3 % (früher war Gastern im Regionsvergleich nicht Schlusslicht).

* Wenn sie auch diesen Argumenten nicht nähertreten können, dann möchte ich zu Bedenken geben, dass – wie sie wissen - der Ölpreis jetzt zwar wieder gesunken ist, aber alle seriösen Prognosen von einem deutlichen höheren Ölpreis ausgehen. D. h. durch das Verharren im Öl verursachen sie zukünftig laufend sehr hohe Belastungen für das Budget? Natürlich hat die Gemeinde knappe Geldmittel; aber jedes weitere Warten ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern führt die Gemeinde noch tiefer in die Falle zukünftig wesentlich höherer Aufwendungen für fossile Energie. Wie sie in den USA sehen, geht die Zeit der Ölfresser zu Ende. Sollten sie sich nicht überlegen, wie sie Gastern auf die Nachölzeit vorbereiten?

Natürlich hätte man die Frage einer Nahwärmeversorgung schon mit dem Kanalbau angehen sollen; und natürlich könnten manche meinen, es sei schildbürgerhaft ein Kommunalzentrum zu eröffnen und zu sagen, das mit der Heizung machen wir - wenn überhaupt- dann später, vielleicht einmal. Aber ich appelliere an sie, dass zumindest jetzt ernsthaft anzugehen. In Zeiten wie diesen, ist es in einigen Jahren möglicherweise wirklich viel schwieriger.

In Gesprächen seit Jahren höre ich immer wieder ausführlich, warum etwas nicht geht. Ich glaube, dass es wichtig ist, dafür zu sorgen, dass etwas geht. Bei jedem mittleren Projekt gibt es Probleme, das war überall sonst auch so. Ich glaube, dass sie gewählt sind, um Probleme lösen und nicht um diese zu bedauern. Nach meiner Nachfrage beim jetzigen oberösterreichischen Energieversorgungsunternehmen ist es nicht so, dass prinzipiell dort kein Interesse bestünde Schule und Kommunalzentrum mitzuversorgen. Aber es ist klar, dass es kein Selbstläufer ist, und da einiges offensiv zu geschehen hat.

Ich gehe davon aus, dass sich manche mehr bemüht haben; ich möchte das auch anerkennen; ich wünsche aber jedenfalls nun einer Mehrheit den Mut hier Nägel mit Köpfen zu machen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dr. Josef Baum
Industrial Regional Ecological Research
Kleinzwettl 5 A-3852 Gastern
02864 2946 0664 1142298


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /