Umwelt: Stärkerer Schutz für Europas wildlebende Pflanzen- und Tierarten

Natura 2000 Gebiete erweitert

Europas reichhaltige Palette geschützter Flora und Fauna wurde durch eine bedeutende Erweiterung von Natura 2000, dem EU-Netzwerk geschützter Naturgebiete, weiter ergänzt. Die Erweiterung betrifft 769 neue Gebiete mit einer Gesamtfläche von 95 522 km2. Die meisten der Gebiete liegen in den neueren Mitgliedstaaten. Rumänien und Bulgarien haben zum ersten Mal Gebiete in das Netzwerk aufnehmen lassen, worunter auch Gebiete am Schwarzen Meer, in denen zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Natura 2000 umfasst nunmehr etwa 25 000 Gebiete, die fast 20% der Landfläche der EU ausmachen und damit das größte verbundene Netzwerk geschützter Gebiete in der Welt bilden. Natura 2000 ist das wichtigste Instrument der EU im Kampf gegen den Verlust der biologischen Vielfalt.

Der Europäische Umweltkommissar Stavros Dimas erklärte: ’Jedes neue Gebiet, das zum Netzwerk hinzugefügt wird, bedeutet einen stärkeren Schutz für die europäischen Arten und Lebensräume. Ich stelle mit Freude fest, dass so viele Gebiete unserer neueren Mitgliedstaaten in die Listen aufgenommen werden konnten. Natura 2000 sorgt dafür, das reiche Naturerbe Europas für künftige Generationen zu erhalten.”

Wo liegen die neuen Gebiete?

Die meisten der neuen Gebiete liegen in Bulgarien, Rumänien und Polen und umfassen Gebiete am Schwarzen Meer (Bulgarien und Rumänien) und biogeografischen Regionen der Steppe (Rumänien).

Die Region Schwarzes Meer umfasst das Donaudelta, eines der größten Feuchtgebiete Europas, das bekannt ist für seine große biologische Vielfalt. Dort findet man Blumen wie die feinblättrige Pfingstrose (Paeonia tenuifolia), das gelbe Fasanenauge (Adonis volgensis) und 12 weltweit bedrohte Vogelarten einschließlich des gefährdeten Krauskopfpelikans (Pelecanus crispus) und der Rotbrustgans (Branta ruficollis), einer der seltensten Gänsearten Europas. Das Donaudelta bildet außerdem mit mehr als 70 erfassten Arten ein wichtiges Fischgebiet und die Wälder beherbergen seltene Tiere wie die Wiesenotter (Vipera ursinii).

Bulgarien hat 252 Gebiete zum Netzwerk hinzugefügt, einschließlich des Piringebirges mit einer sehr reichhaltigen Pflanzenwelt und Arten wie dem Pirinmohn (Papaver pirinica) und dem gelben Enzian (Gentiana lutea). Es verfügt über eine ebenso reichhaltige Fauna mit Haselhühnern (Bonasa bonasia), Wanderfalken (Falco peregrinus) und Auerhähnen (Tetrao urogallus).

Rumänien hat 316 Gebiete hinzugefügt, u.a. auch das Macingebirge in der Steppenregion, in dem der Tigeriltis (Vormela peregusna) und der Rumänische Hamster (Mesocricetus newtoni) beheimatet sind. Außerdem verfügt das Gebirge über eine große Vielfalt an Pflanzenarten worunter die seltene Moehringia jankae und die Rumänische Glockenblume (Campanula romanica).

Polen hat 177 Gebiete hinzugefügt, einschließlich des Goplosees, der 19 verschiedene Lebensraumarten umfasst und z.B. dem Sumpf-Glanzkraut (Liparis Loeselii) sowie Vögeln wie der beinahe bedrohten Doppelschnepfe (Gallinago media) und der Rohrdommel (Botaurus stellaris) eine Heimat bietet.

Im Vereinigten Königreich werden die Mündungsgebiete von Humber, Dee und Severn einen besonderen Schutzstatus erhalten, um sensible Arten und Lebensräume zu schützen. Diese Gebiete gehören zu den reichhaltigsten Flusseinzugsgebieten in Europa und bieten eine Vielfalt von Küstenlebensräumen.

Die Kommission plant bis Ende 2009 eine weitere Aktualisierung der EU-Listen.

Weitere Einzelheiten zu den aktualisierten Listen unter:

http://circa.europa.eu/Public/irc/env/natura_2000/library?l=/candidate_importance/biogeographical&vm=detailed&sb=Title

Was ist Natura 2000?

Natura 2000 ist ein EU-weites Netz von Naturschutzgebieten dessen Ziel es ist, das langfristige Überleben der wertvollsten Lebensräume und am stärksten bedrohten Arten Europas zu gewährleisten. Es setzt sich aus den auf der Grundlage der Habitat-Richtlinie ausgewiesenen Schutzgebieten von gemeinschaftlichem Interesse zusammen und umfasst auch die gemäß der Vogelschutz-Richtlinie ausgewiesenen besonderen Schutzgebiete.

Die heute hinzugekommenen 769 neuen, im Rahmen der Habitat-Richtlinie ausgewiesenen Gebiete bilden eine Fläche von insgesamt 95 522 km². Die Erweiterung betrifft acht (alpine, atlantische, schwarzmeerische, boreale, kontinentale, mediterrane, pannonische, versteppte) der neun biogeografischen Regionen der EU. Diese neun Regionen zeigen die reiche biologische Vielfalt des Kontinents. Das Natura 2000-Netz deckt nun über die 27 Mitgliedstaaten verteilt etwa 700 000 km2 oder fast 20% der Landfläche der EU ab. Die erweiterte Liste umfasst außerdem 39 neue Gebiete mit einer maritimen Komponente.

Die Grundidee hinter dem Aufbau von Natura 2000 ist, dass der Mensch mit der Natur zusammenarbeiten muss. Wirtschaftliche Tätigkeiten innerhalb der Schutzgebiete müssen nachhaltig sein und im Einklang mit der Natur stehen. Dies bedeutet, dass in den Schutzgebieten weiterhin viele Tätigkeiten möglich sind und u. a. dort Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft betrieben werden können.

Die Mitgliedstaaten weisen ihre Natura 2000-Gebiete in Partnerschaft mit der Europäischen Kommission aus. Nach der Auswahl werden die Gebiete von der Kommission als ‘Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung’ (GGB) anerkannt und in die Listen aufgenommen. Dadurch wird der offiziell Status der Gebiete bestätigt und die Verpflichtung, sie zu schützen, bekräftigt.

Warum ist Natura 2000 wichtig?

Die biologische Vielfalt – die begrenzte Ressource, die für die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde steht – ist gefährdet. Als Ergebnis der menschlichen Tätigkeit sterben immer mehr Arten aus, was unumkehrbare Folgen für unsere Zukunft hat. Die Europäische Union hat sich verpflichtet, dem Verlust der biologischen Vielfalt in Europa bis 2010 Einhalt zu gebieten und Natura 2000 ist das Herzstück der EU-Politik in den Bereichen Naturschutz und biologische Vielfalt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /