AKW-Pläne blockieren saubere Stromzukunft
Der Weg zu neuen AKW ist eine Sackgasse
Die Schweizer Stromwirtschaft behauptet, sie wolle auf alle Technologien setzen: von den Erneuerbaren bis zur Kernenergie. Doch auf neue AKW zu setzen, hat tiefgreifende Konsequenzen. Jeder Franken kann nur einmal ausgegeben werden. Würde die Option Atom gewählt, sind mindestens 20 Milliarden Franken für den langwierigen Bau von drei neuen Atomkraftwerken blockiert. De facto fehlen dann diese Milliarden für Investitionen in zukunftsfähige und saubere Technologien. Klar ist auch: Wenn die Schweiz auf neue AKW setzt, wird weiterhin eine Politik der Stromverschwendung eingeschlagen. Solange Bandstrom «en masse» produziert wird, steigt der Stromverbrauch auch weiterhin daran werden auch die gutgemeinten Bonsai-Projekte von EnergieSchweiz nichts ändern.
Potenziell neue Schweizer Kühltürme stehen deshalb jeder zukunftsweisenden Entscheidung im Weg. Ein AKW bauen zu wollen, ist mit einer Verhinderungspolitik von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien gleichzustellen. Wir stehen deshalb vor einer Wegscheide: Solange neue Atomkraftwerke in Sicht sind, werden weder erneuerbare Energien noch Effizienzmaßnahmen ernsthaft gefördert.
Die Stromwirtschaft argumentiert für neue AKW mit zwei Schlagwörtern: AKW-Ersatz und Klimaschutz. Doch da gibt es ein paar Denkfehler: Um 2020 gehen die alten AKW vom Netz. Bis dann kann aber kein neues stehen. Sehr optimistisch gerechnet, könnte frühestens 2026 ein neues AKW die erste Kilowattstunde ins Netz speisen. Die «Ersatz-AKW» kommen also so oder so zu spät. Effizienzmaßnahmen hingegen greifen postwendend. Biomasse-, Wind- und Sonnenkraftwerke sind kleinere Anlagen, die viel schneller zu bauen sind und bereits vor 2020 sauberen Strom produzieren können.
Und wie steht es mit dem AKW und dem Klimaargument? Der Klimawandel geht rasant voran: die CO2-Emissionen müssen sofort reduziert werden. Kann ein AKW einen Beitrag beisteuern? Atomstrom ist keineswegs CO2-frei!
Lösungen müssen heute gefunden werden. Nicht erst in 20 Jahren. Wer es also ernst meint mit Klimaschutz, setzt auf Effizienzmaßnahmen: Diese können morgen umgesetzt werden, reduzieren geradewegs CO2 und sind kostengünstiger. Ein Franken investiert in Effizienzmaßnahmen ist 3 bis 10 Mal klimawirksamer als ein Franken, der in ein AKW investiert wird.
Auszug aus ‘AKW-Pläne blockieren saubere Stromzukunft’ in Energie & Umwelt 4/2008
www.energiestiftung.ch/files/bilddateien/aktuell/magazine/eu_4_08
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /