Greenpeace-Kritik an EU-Verschrottungsprämie

Wird dem Schrott-Tourismus in Europa Tür und Tor öffnen

In einer Aussendung kritisierte die Umweltorganisation Greenpeace sowohl die hohen Kosten als auch die vernachlässigbare ökologische Wirkung einer Verschrottungsprämie.

Sollte Österreich tatsächlich eine Prämie von 2.500 Euro einführen - wie sie in Deutschland bereits umgesetzt wurde und von der Autolobby nun auch auf EU-Ebene gefordert wird -, betragen die Kosten pro vermiedener Tonne CO2-Ausstoß rund 2.500 Euro - also hundert mal so viel wie etwa durch die Errichtung von Windrädern. "Wenn die Autoindustrie plötzlich Umweltschutz zu predigen beginnt, dafür aber sehr viel Geld fordert, sollte die Politik ganz besonders aufmerksam sein", rät Greenpeace-Experte Jurrien Westerhof. "Dieses Geld wäre nämlich weitaus besser beim Ausbau von Erneuerbaren Energien als Alternative zu den Gasimporten aufgehoben", so Westerhof.

Nachdem die österreichische Bundesregierung der Einführung einer Verschrottungsprämie erst letzte Woche eine Absage erteilt hatte, versucht die Autolobby nun, diese über den EU-Umweg durchzusetzen. Um der Prämie auch noch einen "grünen" Anstrich zu verleihen, wurde sie inzwischen kurzerhand in "Ökoprämie" umbenannt.

Greenpeace nimmt an, dass durch eine hohe Prämie für alte Fahrzeuge ein Anreiz geschaffen wird, bereits exportierte Gebrauchtwagen wieder in die Europäische Union zurückzuholen. "Wer derart viel Geld verteilt, öffnet dem Schrott-Tourismus Tür und Tor", befürchtet Westerhof, "denn natürlich werden haufenweise Autos aus zum Beispiel Osteuropa in die EU zurückgeholt werden, um die satte 2.500-Euro-Prämie einzustreifen - und all das noch dazu auf Kosten der Steuerzahler innerhalb der Union."

Eine Unterstützung der Autoindustrie muss unbedingt an ökologische Kriterien gebunden werden, fordert Greenpeace. Mit all dem Steuergeld sollte also vielmehr die Entwicklung von sparsamen Autos unterstützt werden, als dieses nach dem Gießkannen-Prinzip zu verteilen.

"Jahre lang haben die Autohersteller ihre Entwickler forciert, schwere Geländewagen zu entwerfen und weitere überflüssige Technik zu integrieren. Jetzt zeigt sich, dass gerade diese Luxus-Karossen immer mehr zu Ladenhütern verkommen", kritisiert Westerhof. "Und all diese gravierenden Managementfehler aus den vergangenen Jahren sollen nun also mit Steuergeldern belohnt werden, indem willkürlich Geld an die Autoindustrie verteilt wird. Und deshalb darf Wirtschaftsminister Mitterlehner einer Verschrottungsprämie keinesfalls zustimmen", fordert Westerhof.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /