Türkei erpresst EU mit Nabucco-Pipeline

Eine Ansichtssache von Dr. Fritz Binder-Krieglstein

Sehr geehrte EnergieinteressentInnen,

sollte das Energie-Kapitel in den EU-Beitrittsgesprächen mit der Türkei nicht eröffnet werde, müsste die Türkei ihre Unterstützung für das Nabucco-Projekt überdenken, meinte Regierungschef Erdogan am 19.1. in Brüssel.

Um die Energie-Karte effizient zu spielen, werden nicht einmal eigenen Ressourcen benötigt. Es genügen - geplante -Transitleitungen, um den politischen Druck erfolgreich aufzubauen. Die Türkei verfügt über ausreichend Leitungen aus den Nachbarstaaten zur Erdgas-Eigenversorgung und sie besitzt jede Menge Wind-, Sonnen- und Wasserkraft.

Wenn die EU dem türkischen Druck nachgibt, ist sie auch offiziell dort angekommen, wo sie schon immer gewesen ist: international an der letzten Stelle, wenn es um die Versorgungssicherheit mit fossil-atomaren Ressourcen geht. Alle geopolitisch bestimmenden fossil-atomaren Quellen liegen außerhalb Europas! Darüber haben wir lässig hinweg gesehen, solange brav geliefert worden sind. Die schlechte Nachricht ist, die EU hat keine Wahl, außer sie macht sich mit aller nur erdenklichen Vehemenz energieautonom.

Mit Schrecken werden ‘plötzlich’ die fatalen Energiepolitiken der EU und ihrer Mitgliedsländer offenkundig. Darunter besonders die Energiepolitik Österreichs, die wissentlich die Realität bei Seite geschoben hat, damit sie im Nabucco-Pipeline-Wahn die Unabhängigkeit von Russlands Erdgas feiern kann. Das ist bis heute DIE energiepolitische Hauptstrategie! Sie erweist sich mittlerweile als unüberbietbar tölpelhaft und naiv.

Solche Geniestreiche haben uns zugleich viel Zeit gekostet, die nationale und die europäische Energiewende zu vollziehen. Dergleichen ist beim Namen zu nennen, nämlich mindestens als grob fahrlässige Existenzgefährdung des eigenen Volkes. Was ungeschminkt beweist, unseren heimischen Energiepolitikern mag alles Mögliche am Herzen liegen. Die Energieversorgungssicherheit Österreichs ist ihnen vollkommen egal. Und wer darüber letzte Zweifel hegt, denke daran, dass mitten in der Gaskrise Wirtschaftsminister Mitterlehner, zuvor WKO-Generalsekretär, und die die WKO-Kärnten an den Erdgas-Großkraftwerken zur Sicherung(!) der künftigen Stromversorgung Österreichs eisern festgehalten.

Geben wir uns keiner Illusion hin: Solange OMV, Verbund und Landes-EVUs – bestens organisiert und vertreten vom VEÖ und der IV - allmächtig über die lebenswichtige Energieversorgung befinden, wird sich die fatale Energiepolitik strategisch nicht ändern. Es wird bei Marketing-Gags blieben, wie etwa einer 30 kW-Photovoltaik-Anlage (versorgt nicht einmal 9 Haushalte mit Strom) in Form einer Sonne, montiert auf der Fassade eines Erdgaskraftwerks.

Eindringlicher Hinweis: Warten Sie nicht auf die Politik, sondern machen Sie sich mit aller Kraft energieautonom, indem Sie Ressourcen sparen und auf die einzig wirklich sicheren, die erneuerbaren Energien umsteigen, JETZT!

Ihr
Dr. Fritz Binder-Krieglstein
Renewable Energies Consulting

GastautorIn: Dr. Fritz Binder-Krieglstein für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /