20 Arten und der Mensch- vielfaltleben

Auftakt für die Kampagne vielfaltleben - Lebensministerium, WWF, Naturschutzbund und Birdlife starten breite Initiative zum Erhalt der Biologischen Vielfalt ins Leben

Wien- Eine Geburtenstation, Vertreter von NGOs, der Umweltminister - was hat dies mit Naturschutz zu tun? An einem ungewöhnlichen Ort, in der Geburtenstation des Krankenhauses Göttlicher Heiland, gab Umweltminister Berlakovich gemeinsam mit den drei größten Naturschutzorganisationen, Naturschutzbund, WWF und Birdlife den Startschuss für eine der größten Initiativen im Natur- und Artenschutz, die in Österreich jemals gesetzt wurden: Die Kampagne vielfaltleben. Niki Berlakovich erklärte: ‘All unser Tun und Handeln ist für den Menschen- wenn ich die Erde spüre, die Natur rieche, die Landschaft sehe, dann weiß ich, wie immens wichtig es ist, die Schöpfung zu erhalten. Dieser Ort hier ist ein Symbol für junges Neues Leben, für Bewahrung des größten Schatzes Österreichs, der jungen Menschen. – Genauso hat auch die Biodiversität, die Artenvielfalt enorme Bedeutung für unser tägliches Leben- und für Volkswirtschaft, für den Erholungsraum- Boden, Luft und Wasser. Daher wollen wir gezielte Aktionen setzen, gemeinsam mit unseren Kooperationspartner, mit Bürgern und Bürgerinnen, mit der Wirtschaft. Wir wollen Bewußtsein schaffen für Natur- und Umweltschutz.

Biologische Vielfalt ist das Erfolgsgeheimnis der Natur- es ist NICHT egal, wenn Pflanzen und Tiere verschwinden. Stellvertretend für Österreichs Vielfalt stehen 20 Arten und als 21. Art der Mensch, um damit zu dokumentieren, dass es sich bei der Erhaltung der Biologischen Vielfalt nicht um ein "Orchideenthema", sondern um die Überlebensstrategie der Natur handelt. Prominente Personen übernehmen die Patenschaften für 21 bedrohte Arten. Erste Paten sind Gisela Hopfmüller, Prim. Albert Mayer und Umweltminister Niki Berlakovich.

Bis Ende 2010 soll damit ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation vieler bedrohter Pflanzen und Tiere und zur Sicherung der Artenvielfalt geleistet werden. Dafür sorgen zahlreiche über ganz Österreich verstreute Schutzprogramme, ein dichtes Gemeinde-Netzwerk und eine Allianz aus hochrangigen Vertretern von Politik, Wirtschaft und Kultur.

Je mehr Tier- und Pflanzenarten es gibt, desto höher die Chance, dass Anpassung und Fortpflanzung gelingen und Leben weiter besteht. Das gilt beispielsweise auch für extreme Veränderungen wie den globalen Klimawandel. Die Vielfalt der Gene, Arten und Ökosysteme - sie ist die Lebensversicherung der Natur und letztendlich auch für uns Menschen.

Dazu Umweltminister Berlakovich: "Gerade in Zeiten der Krisen - sei es Wirtschafts- oder Finanzkrise, Klima- oder Energiekrise - müssen wir uns verstärkt auch auf unsere Werte und Schätze besinnen. Österreich kann sich glücklich schätzen, zu den artenreichsten Ländern Europas zu gehören. Wir haben uns - gemeinsam mit allen anderen Ländern der Europäischen Union - dazu verpflichtet, dieses unvergleichbare und einzigartige Naturerbe zu erhalten; vor allem auch für unsere Nachkommen."

"Allerdings halten uns die Roten Listen gefährdeter Arten und Lebensräume nach wie vor ein besorgniserregendes Bild vor Augen. Mehr als 33 % der Wirbeltierarten und 40 % der Farn- und Blütenpflanzen gelten in Österreich als gefährdet. Weitere Anstrengungen sind notwendig, um das mit der EU vereinbarte Ziel zu erreichen, bis 2010 den Verlust der Biodiversität in Österreich zu stoppen. Daher freut es mich ganz besonders, heute die Kampagne vielfaltleben starten zu können. Vielfalt steht für den Reichtum unserer Natur, den wir erhalten wollen. Leben steht für die Bedeutung dieser Vielfalt für uns und unser Überleben auf dem Planeten. Mensch & Natur stehen somit im Mittelpunkt der Kampagne", so der Umweltminister.

Ziele der Kampagne

Zentrales Ziel von vielfaltleben ist es, effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der am meisten gefährdeten Arten und Lebensräume in Österreich zu leisten. Schutzprojekte in ganz Österreich sichern den Fortbestand von Feldhamster, Osterluzeifalter und Co., wobei ein besonderer Schwerpunkt auf vier Hotspot-Regionen gelegt wird, dazu gehören beispielsweise der Neusiedler See oder die March-Thaya-Auen. "Der Schlüssel zum langfristigen Erfolg liegt in unserem breiten Netzwerk an Partnern. vielfaltleben bindet alle ein: Vom Minister bis zum Gemeindebürger, vom Prominenten bis zum Wirtschaftstreibenden, vom Landwirt bis zum Wissenschaftler. Wenn alle am gleichen Strang ziehen, wird es auch möglich sein, unsere Verpflichtungen im Biodiversitätsschutz zu erfüllen", erläutert Eberhard Stüber, Präsident des Naturschutzbundes.

"Biodiversität ist keine Laune der Natur, sondern die Lebensbasis für uns alle, das müssen wir in die Köpfe der Menschen bringen. Außerdem ist es uns wichtig, bestehende Initiativen und Akteure einzubinden. Wir bauen auf diesen bisherigen Bemühungen auf und ergänzen sie durch zusätzliche, fachlich aufeinander abgestimmte Programme", ergänzt NATURSCHUTZBUND-Geschäftsführerin Birgit Mair-Markart.

Angelehnt an das Zitat von Goethe "Man sieht nur, was man weiß" gilt im Natur- und Umweltschutz: Man achtet und schützt nur, was man kennt und versteht. Ein weiteres Ziel der Kampagne ist daher, das Wissen um die Bedeutung der Arten- und Lebensraumvielfalt für das tägliche Leben, für die Volkswirtschaft und das Wohlergehen Aller zu stärken.

20 Arten und der Mensch als Stellvertreter für hunderte andere Arten

Im Zentrum der Kampagne stehen 21 bedrohte Leitarten, vom Sonnentau bis zum Seeadler, vom Feldhamster bis zum Mausohr, Österreichs größter Fledermaus.

Im Rahmen der vielfaltleben-Allianz verleihen prominente Paten den bedrohten Arten ihre Stimme und setzen sich für Ihren Schützling ein. Partner aus der Wirtschaft wie "JA! Natürlich", die österreichischen Bundesforste, die ÖBB, Esterhazy oder die POST AG unterstützen die Kampagne und die zahlreichen Schutzprojekte. Auf diese Weise bilden Tier oder Pflanze, Prominenter und Wirtschaftpartner ein starkes Team zum Schutz und Erhalt des Artenreichtums unseres Landes.

Niki Berlakovich –Pate für den Löffler

Die Nationalparks sind Zentren der Artenvielfalt. Nur noch im Nationalpark Neusiedlersee kommt der Löffler vor, ein scheuer, schneeweißer Wasservogel mit seinem charakteristischen, löffelförmigen Schnabel. "Der Löffler und ich haben einiges gemeinsam", erklärt Umweltminister Berlakovich, der im Rahmen der Kampagne Pate für den Wasservogel ist. "Wir beide lieben das Burgenland und schätzen die unberührte Natur des Neusiedlersees. Damit das so bleibt, wird derzeit für den Schilfgürtel des Sees ein Bewirtschaftungsplan erstellt, der vor allem auf die Schutzerfordernisse des Löfflers und anderer Vogelarten abgestimmt ist. Damit stellen wir sicher, dass auch in Zukunft der Löffler und seine gefährdeten Kollegen im Nationalpark Neusiedlersee eine Heimat finden", so der Minister.

Gisela Hopfmüller und das Mausohr

Ein relativ großer Flattermann names Mausohr gleitet lautlos durch die dunkle Nacht- mit einer Flügelspannweite von etwa 40 cm. Der Einsatz von Pestiziden, der Verlust von geeigneten Jagdgebieten, das Verschließen von Kirchendächern und Scheunen usw. machen dem Flugkünstler das Überleben schwer. Grund genug, dem Mausohr "unter die Flügel" zu greifen. Das will Gisela Hopfmüller, ORF TV-Wissenschaftschefin, als Patin für diese Fledermaus tun.

"Starke Medienpartner sollen dazu beitragen, die Biologische Vielfalt und ihre Bedeutung zum öffentlichen Thema werden zu lassen. Der ORF ist von Beginn an dabei. Die Bedeutung und Faszination der Lebensvielfalt bringen wir seit langem unseren Zusehern immer wieder nahe, vor allem auch mit den Universum-Dokumentationen. Deshalb wollen wir im Zuge der jetzt startenden Initiative weitere Schwerpunkte zum Thema Biodiversität setzen", so Gisela Hopfmüller-Hlavac, die Leiterin der ORF-Hauptabteilung "Bildung und Zeitgeschehen".

Im September soll eine 10-teilige Serie von Universum-Dokumentationen gesendet werden, die der ORF mit der BBC koproduziert hat und in der die Vielfalt der Arten ein zentrales Thema ist: "Wunder des Lebens" versammelt die letzten unbekannten Phänomene der Tierwelt und die spektakulärsten Schauplätze der Natur. Zum Start lud der ORF gemeinsam mit dem Lebensministerium zu einer Diskussionsveranstaltung des "ORF-DialogForums" mit dem Titel "Von der Überlebenskrise zur Zukunftschance ins Funkhaus.

vielfaltleben - nicht ohne den Menschen

Die Kampagne "vielfaltleben" startet nicht zufällig auf einer Geburtenstation. "Der Erhalt der Vielfalt unserer Natur ist eng mit dem Schicksal heutiger und zukünftiger Generationen verbunden. Denken Sie nur an das Potential zur Entwicklung lebensrettender Medikamente, das durch das Artensterben verloren geht. Hier - auf einer Geburtenstation - beginnt das Leben der zukünftigen Generation", erklärt Primar Dr. Albert Mayer, Leiter der Gynäkologie und Geburtenhilfe des Krankenhauses Göttlicher Heiland.

"Ich freue mich, dass ich im Rahmen der Kampagne vielfaltleben die symbolische Patenschaft für die vielleicht nicht ganz unproblematische, aber trotzdem äußerst liebenswerte Art "Mensch" übernehmen kann. Wir sind auch Teil der Vielfalt des Lebens - das sollten wir nie vergessen. Gerade in der Geburtshilfe wird einem deutlich vor Augen geführt, wie viel Zuwendung und Schutz jedes neue Leben benötigt. Und wir haben hier viel Erfahrung damit: In den 50 Jahre Geburtshilfe im Krankenhaus Göttlicher Heiland wurden fast 60.000 Kindern geboren! Ein geborgener Start ins Leben, neben der optimalen medizinischen Versorgung, war uns sehr wichtig, daher wurden wir auch von WHO und UNICEF als "stillfreundliches Krankenhaus" zertifiziert." "Zudem sind wir seit 5 Jahren im österreichweit einzigen Modell "YoungMum", der Begleitung für schwangere Teenager, sozialmedizinisch tätig. In Erfüllung des Ordensgedankens haben wir mit viel persönlichem Engagement und überwiegend aus Eigenmitteln für jugendliche Schwangere, sog. "Teenagermütter", eine medizinisch - psychosoziale Plattform zur Betreuung geschaffen. Die rege Annahme zeigt, wie notwendig eine derartige Institution ist", ergänzt Primar Mayer.
‘vielfaltleben - Jeder kann etwas beitragen. Sei es als Pate oder in Form von konkreten Aktivitäten und Projekten im eigenen Garten, vor Ort, in den Gemeinden und Städten - Artenschutz betrifft uns alle", so der Umweltminister abschließend. "Ich lade daher Alle ein, mitzutun!"

Mehr Information unter: www.vielfaltleben.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /