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Strom aus Biomasse überholt Wasserkraft

Ökostrom ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Erneuerbare Energien deckten 2008 bereits gut 15 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Heimlicher Sieger: Biomasse!

Bonn- Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) veröffentlichte vorgestern die vorläufigen Zahlen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland. Die Entwicklung ist erfreulich: Ökostrom hat bereits einen Anteil von 15,1 Prozent am deutschen Brutto-Stromverbrauch. Ein näherer Blick auf die Entwicklung der einzelnen Energiequellen liefert erstaunliche Erkenntnisse.

Windenergie lahmt

Nach dem Rekordjahr 2007 in dem die Stromproduktion aus Windenergie gegenüber dem Vorjahr um fast 30 Prozent gesteigert werden konnte, war 2008 eher ein laues Windjahr. Zwar ist Windenergie mit 40,2 Mrd. Kilowattstunden immer noch unangefochten die wichtigste erneuerbare Energiequelle in Deutschland, aber die Stromproduktion konnte nur um 0,5 Mrd. Kilowattstunden erhöht werden - ein Plus von lediglich 1,3 Prozent. Sinkende Einspeisevergütungen und nur noch wenige verbliebene attraktive Windstandorte machen sich hier bemerkbar. Ein deutlicher Zuwachs der Stromproduktion ist erst zu erwarten, wenn die in Bau befindlichen Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee endlich in Betrieb genommen werden können.

Wasserkraft stagniert

Bei der Wasserkraft war die Stromproduktion sogar leicht rückläufig. Mit 20,8 Mrd. Kilowattstunden produzierten die deutschen Wasserkraftwerke in 2008 fast zwei Prozent weniger Strom als im Vorjahr. Große Steigerungen waren ohnehin nicht zu erwarten. Das Potenzial aller größeren, technisch realisierbaren und umweltverträglich nutzbaren Projekte ist bereits zu 80 % ausgeschöpft.

Biomasse boomt

Die eigentliche Überraschung kommt aus dem Bereich der Biomasse. Eine Steigerung um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr beschert dieser, zudem noch grundlasttauglichen Energiequelle erstmal Platz zwei bei den erneuerbaren Energien. Mit 23 Mrd. Kilowattstunden war die Stromproduktion aus Biomasse 2008 erstmals bedeutender als Wasserkraft-Strom. In Deutschland wird Biomasse-Strom entweder in Biomasse(heiz)kraftwerken erzeugt, in denen meist Altholz verfeuert wird oder in Biogasanlagen (Gülle, Energiepflanzen, Bioabfälle etc.). In beiden Fällen wird i.d.R. über die sog. Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur Strom, sondern auch Wärme zum Heizen erzeugt. Ein doppelter Nutzen also. Würde sich der Wachstumstrend bei Biomasse so fortsetzen, ist in drei bis vier Jahren sogar die Spitzenposition möglich.

Müll auf Platz vier

Platz vier bei der Ökostrom-Produktion geht an den Müll. In 2008 wurden in den deutschen Müllkraftwerken 5 Mrd. Kilowattstunden aus erneuerbarer Energie erzeugt, 11 Prozent mehr als im Vorjahr.

Photovoltaik noch ohne Bedeutung

Die Wachstumsraten lassen sich sehen: ein Plus von 29 Prozent bei der Stromproduktion aus Sonnenenergie. Allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau. Mit 4 Mrd. Kilowattstunden betrug der Beitrag der Photovoltaik an der gesamten deutschen Stromproduktion gerade einmal 0,7 Prozent. Dazu Strom-Prinz Geschäftsführer Markus Kreusch: "Leider kann man mit dem Wind, den die Photovoltaik-Branche in Deutschland macht, keine Windturbinen antreiben".

Quelle: strom-prinz.de

GastautorIn: Markus Kreusch für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /