Klimaschutz ist wichtiger als Bankenrettung

Greenpeace-Aktivisten protestierten am Gebäude der Hypo Real Estate in München für mehr Investitionen in den weltweiten Klimaschutz

München - "Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet!" ist auf einem fünf mal sechs Meter großen Banner zu lesen, das von Greenpeace-Aktivisten am Gebäude der Hypo Real Estate in München angebracht wurde. Die Umweltschützer kritisierten damit, dass die deutsche Bundesregierung Milliarden Euro zur Rettung von Banken zahlt, aber viel zu wenig für den Klimaschutz investiert. Greenpeace fordert die Regierung auf, international mehr Verantwortung zu übernehmen und mehr Geld für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern bereit zu stellen.

"Ohne mit der Wimper zu zucken, zahlt der Staat den Banken -zig Milliarden, aber knausert beim Klimaschutz’, sagt Greenpeace Klimaexperte Karsten Smid.
"Schon ein Bruchteil dieses Geldes würde ausreichen, den CO2-Ausstoß in Entwicklungsländern drastisch zu reduzieren. Deutschland und die EU haben die Verantwortung, auch international mehr für den Klimaschutz zu tun, wollen diesen Ländern jedoch keine konkreten Zusagen machen." Vor allem die Entwicklungsländer leiden unter dem mehrheitlich von den Industrienationen
verursachten Klimawandel.

Allein zur Unterstützung der Hypo Real Estate wurden in Deutschland bislang 102 Milliarden Euro staatliche Beihilfen und Garantien bereitgestellt. Zum Vergleich: Nach Berechnungen von Greenpeace müssten von allen Industriestaaten gemeinsam jährlich rund 110 Milliarden Euro aufgebracht werden, um den weltweiten CO2-Ausstoß wirksam zu begrenzen, Technologien für den Klimaschutz bereit zu stellen und die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Auf Europa entfielen dabei 35 Milliarden Euro, davon sieben auf Deutschland. "35 Milliarden Euro pro Jahr von der EU für Klimaschutz in Entwicklungsländern, das bedeutet weniger als 1,50 Euro pro Woche für jeden Europäer - ein kleiner Preis für die Lebensversicherung unseres Planeten", so Karsten Smid.

Zurzeit beraten die EU-Mitgliedstaaten über ihre Position für den entscheidenden Klima-Gipfel im Dezember in Kopenhagen. Ohne finanzielle Zusagen der Industriestaaten sind die Entwicklungsländer nicht bereit, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren und in Klimaschutz zu investieren. Damit hängt der Erfolg des Klima-Gipfels wesentlich von konkreten finanziellen Zusagen der reichen Staaten ab. Zudem muss sich die EU verpflichten, ihren CO2-Ausstoß bis 2020 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Nur so können Staaten wie die USA, aber auch Schwellenländer wie China und Indien zu Zugeständnissen bewegt werden. Über den Beitrag der EU diskutieren die Finanzminister der Mitgliedstaaten am 10. März und die Regierungschefs beim EU-Frühjahrsgipfel am 19. März.

"Es wäre kurzsichtig und fahrlässig, Banken zu retten und den Klimaschutz zu verschieben’, so Karsten Smid. ‘Wer in Sachen Klimaschutz glaubwürdig sein will, muss neben ambitionierten CO2-Zielen auch Geld für Urwaldschutz und den Ausbau Erneuerbarer Energien auf den Tisch legen. Deutschland als größte EU-Industrienation muss hier eine Führungsrolle übernehmen."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /