© Michael Sigmund
© Michael Sigmund

Einsparungen auf dem Rücken von 5,1 Millionen Fahrgästen?

VCÖ fordert Gesamtverkehrskonzept und Nahverkehrsoffensive

Wien - Der VCÖ warnt vor negativen Folgen der kolportierten Einstellungen von Bahnverbindungen sowie der Erhöhung von Ticketpreisen. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise ist der Öffentliche Verkehr ein soziales Netz. 60 Prozent der Haushalte im untersten Einkommensviertel besitzen kein Auto. Auch gesamtgesellschaftlich ist der Nutzen des Öffentlichen Verkehrs hoch: Staus, Treibhausgase und hohe externe Kosten werden vermieden- gefordert wird eine Erstellung eines Gesamtverkehrskonzepts und eine Nahverkehrsoffensive.

"Sollen nun 5,1 Millionen Fahrgäste für die Fehler ehemaliger Manager und abgewählter Regierungen büßen?", fragt VCÖ-Experte DI Martin Blum aufgrund kolportierter Pläne, dass Bahnverbindungen eingestellt und Ticketpreise erhöht werden sollen. "Einsparungen beim Öffentlichen Verkehr sind mehrfach kontraproduktiv. Sie schaden der Umwelt, führen zu mehr Staus auf den Straßen und haben aus sozialpolitischer Sicht absolut negative Folgen", so der VCÖ-Experte weiter.

60 Prozent der Haushalte des untersten Einkommensviertel besitzen kein Auto. Gerade für sie ist der Öffentliche Verkehr die einzig leistbare Alternative, um längere Distanzen zurücklegen zu können. Weniger Angebot beim Öffentlichen Verkehr führt zur Zunahme des Autoverkehrs, was die Mobilitätsausgaben der Haushalte deutlich erhöht. "Wer aufgrund fehlender Öffentlicher Verkehrsmittel ein Auto anschaffen muss, hat im Schnitt zusätzliche Verkehrsausgaben von rund 400 Euro pro Monat", macht Blum aufmerksam. Zudem verursachen 1.000 Kilometer, die mit dem Auto gefahren werden, fünf bis 19 Mal so viele Treibhausgase wie 1.000 Kilometer , die mit Öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren werden.

"Ich bin sicher, dass es andere Wege gibt, um die vorhandenen Probleme zu lösen. Eine Grundvoraussetzung für eine höhere Effizienz ist die Erstellung eines Gesamtverkehrskonzepts. Was einzelne Bundesländer, wie etwa Vorarlberg oder Wien haben, fehlt auf Bundesebene. Die Folge ist, dass viele Milliarden Euro an Steuergelder in Bauvorhaben gesteckt werden, die aus verkehrspolitischer Sicht nicht gerechtfertigt sind", betont VCÖ-Experte Blum.

So stagniert seit dem Jahr 2005 der Autoverkehr, heuer wird der Autoverkehr infolge der Krise erstmals zurückgehen, ebenso der Lkw-Verkehr. Doch viele geplante Autobahn- und Schnellstraßenprojekte basieren auf Prognosen, die vor dem Jahr 2002 erstellt wurden und heute völlig überholt sind. Neue Kosten-Nutzen-Analysen sind daher für zukünftige, geplante Infrastrukturprojekte sowie die Erstellung eines Gesamtzverkehrskonzepts notwendig.

Schon jetzt sind zusätzliche Mittel für den Öffentlichen Nahverkehr nötig. Auf vielen Strecken gibt es massive Engpässe. Der VCÖ weist auf die hohe Beschäftigungswirkung von Investitionen in den Öffentlichen Nahverkehr hin. Eine Million Euro, die in den Öffentlichen Nahverkehr investiert werden, schaffen um rund 60 Prozent mehr Arbeitsplätze als eine Million Euro, die in den Bau hochrangiger Straßen fließen.

"Die Steiermark etwa investiert die zusätzlichen Einnahmen aus der letzten Mineralölsteuer-Erhöhung in den Ausbau des S-Bahn Netzes. Ein Weg, der für alle Bundesländer zu empfehlen ist", sagt Blum. Österreichweit steigen immer mehr Menschen auf Öffentliche Verkehrsmittel um: Im Verkehrsverbund Ost-Region wurden 858 Millionen Fahrgäste im Jahr 2007 gezählt, um 81 Millionen mehr als im Jahr 2002. Im Verkehrsverbund Oberösterreich stieg die Zahl der Fahrgäste um 13 Millionen auf 159 Millionen.

Die Zahl der Fahrgäste im Öffentlichen Verkehr nimmt stark zu

(Anzahl Fahrgäste im Jahr 2007 - Änderung gegenüber 2002)

Verkehrsverbund Ost-Region: 858 Millionen Fahrgäste (plus 81 Millionen)
Verkehrsverbund Oberösterreich: 159 Millionen Fahrgäste (plus 13 Millionen)
Verkehrsverbund Vorarlberg: 73 Millionen Fahrgäste (plus 26 Millionen)
Verkehrsverbund Steiermark: 68 Millionen Fahrgäste (plus 6 Millionen)
Salzburger Verkehrsverbund: 63 Millionen Fahrgäste (plus 5 Millionen)
Linz: 95 Millionen Fahrgäste (plus 8 Millionen)
Innsbruck: 47 Millionen Fahrgäste (plus 3 Millionen)


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /