Greenpeace-Protest vor japanischer Botschaft

Umweltorganisation fordert Gerechtigkeit für ihre angeklagten Mitarbeiter

Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace protestierten gestern vor der japanischen Botschaft in Wien für die Freilassung von zwei Greenpeace-Mitarbeitern, die derzeit in Japan vor Gericht stehen. Ihnen drohen zehn Jahre Haft, weil sie einen illegalen Handel mit Walfleisch im japanischen Walfangprogramm aufgedeckt hatten. Daraufhin eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Gerichtsverfahren mit dem Vorwurf des Diebstahls und des Hausfriedensbruchs.

"Nicht der mutige Einsatz für den Schutz der Wale, sondern Korruption und Vertuschung rund um den Walfang sollten in Japan endlich auf dem Prüfstand stehen", appelliert Meeresexpertin Antje Helms von Greenpeace an den japanischen Botschafter Akio Tanaka. "Die Anschuldigungen gegen meine Kollegen sind eine Farce, denn das Verfahren ist eindeutig politisch motiviert: Die japanische Regierung beauftragte die Jagd auf Tausende von Walen im Antarktischen Walschutzgebiet und versucht nun, diesen illegalen Walfleischhandel vor der Öffentlichkeit zu vertuschen", so Helms. In einer Petition an Japans Botschafter Tanaka fordern die heimischen Greenpeace-Aktivisten die japanische Regierung deshalb auf, im Verfahren rund um den Forschungswalfang Japans doch noch Gerechtigkeit walten zu lassen.

Die zwei Greenpeace-Mitarbeiter Junichi Sato (32) und Toru Suzuki (41) deckten im Mai 2008 den größten Skandal in der Geschichte des japanischen Walfangs auf. Dafür stellten sie eine Kiste mit Walfleisch sicher, die sie anschließend als Beweismittel der Staatsanwaltschaft übergaben. Wegen "Diebstahls und Hausfriedensbruchs" droht ihnen nun die Höchststrafe von zehn Jahren Haft, nachdem Diebstahl in Japan als schweres Vergehen gilt - das unabhängig vom Tatmotiv streng geahndet wird.

Greenpeace hat bei der japanischen Fischereibehörde (FAJ) in Tokio einen offiziellen Einspruch gegen die Zensur von Dokumenten erhoben, die einiges an Klarheit in diesen Unterschlagungsskandal bringen könnten. Ende 2008 hatte die Umweltorganisation - dem Gesetz über die Auskunftspflicht öffentlicher Einrichtungen (Freedom of Information Act) folgend - Zahlen über den Verkauf von Walfleisch bei der Fischereibehörde angefordert. Die ausgehändigten Unterlagen wurden jedoch weitgehend geschwärzt, sodass durch diese starke Zensur keine Zahlen mehr einsehbar sind.

"Die derart zensurierten Dokumente machen deutlich, wie sehr die japanische Regierung alle Fakten rund um ihr Walfangprogramm vor derÖffentlichkeit zu verbergen versucht", berichtet Antje Helms. "Die Bevölkerung Japans hat aber ein Recht auf die Aufdeckung aller von uns erhobenen Korruptionsvorwürfe", so Helms weiter.

Die FAJ subventioniert das Walfangprogramm im Südpolarmeer mit jährlich fast vier Millionen Euro aus Steuergeldern. Damit tötet die japanische Fangflotte jährlich Hunderte von Großwalen zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken. Diese "wissenschaftliche" Jagd im antarktischen Walschutzgebiet hat die Glaubwürdigkeit Japans international in großen Misskredit gezogen. Doch erst in der letzten Woche beantragte Japan bei einer Sitzung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) in Rom eine kommerzielle Fangquote für Wale vor der eigenen Küste. Greenpeace fordert dagegen die Einstellung des japanischen Walfangs und eine umfangreiche Untersuchung aller Korruptionsvorwürfe.

Hintergrundinformationen: http://www.greenpeace.at/walfang_japan


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /