Amphibienschutz an NÖ Straßen: keine „Kröten“ wert!?

Bei Fröschen, Kröten und Molchen hat mit Frühjahrsbeginn wieder der Wettlauf mit dem Tod begonnen

NATURSCHUTZBUND NÖ und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie rufen die Bevölkerung auf, "Todesstrecken" für Amphibien zu melden.

In den Straßenausbau fließen Euromillionen, beim Amphibienschutz will man hingegen sparen. ‘Keine Kröten wert’ sei der NÖ Landesregierung offenbar der Schutz von Froschkönig & Co, Schutzmaßnahmen werden mit dem Verweis auf die schlechte Finanzlage derzeit leider abgelehnt. Dies, obwohl das Land Niederösterreich nach internationalem Recht (Flora-Fauna-Habitat Richtlinie) und nach Landesrecht (NÖ Naturschutzgesetz) zum Schutz von Donaukammmolch, Gelb- und Rotbauchunke und CO. verpflichtet ist.

‘Stummer Frühling’ in Teich und Tümpel?

Der von Rachel Carson im gleichnamigen Buch beschworene ‘Stumme Frühling’ ist an Teich und Tümpel leider vielerorts Wirklichkeit. ‘Während uns das Vogelgezwitscher dank dem Verbot von DDT und anderer Pestizide erhalten geblieben ist, vernimmt man kaum noch die wohlklingenden Unkenrufe, die einst überall präsenten Chöre der Laubfrösche oder die hohen Triller der Wechselkröte", bedauert Univ. Prof. Dr. Walter Hödl, Vorsitzender des Naturschutzbund NÖ und der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie.

‘Die zahlreichen Anrufe zeigen, dass viele Menschen die alljährlich stattfindenden Laichwanderungen und die vielen Tragödien, die sich dabei abspielen, zutiefst bewegen’, erzählt Mag. Margit Gross, Geschäftsführerin des NATURSCHUTZBUND NÖ. ‘Jedes Jahr richten sich bestürzte Personen an uns, mit der Bitte - und Forderung - etwas gegen das Massensterben auf der Straße zu unternehmen. Doch wie soll man effektiv handeln, wenn das Land als Hauptverantwortlicher die notwendigen finanziellen Mittel nicht bereit ist zur Verfügung zu stellen?’

Einige Wanderstrecken Niederösterreichs werden derzeit entweder von ehrenamtlich tätigen Personen oder von Mitarbeitern der Straßenmeistereien betreut. Zahlreiche Todesstrecken - speziell im niederrangigem Straßennetz - sind offiziell nicht bekannt und betreut. Dort, wo ehrenamtliche Krötenschützer bereit sind wochenlang abends und morgens bei jedem Wetter mit dem Kübel unterwegs zu sein, fehlen Ansprechpersonen. ‘Es gibt niemanden, an den sie sich wenden können, wenn es Schwierigkeiten mit den Straßenmeistereien gibt, wenn Fragen zu den wandernden Tieren auftauchen oder wenn Laichgewässer verloren gehen’, berichtet Gross. ‘Diese sehr engagierten Menschen erbringen Leistungen, die das Land Niederösterreich selbst erbringen müsste und werden zudem vollkommen alleine gelassen.’

Sehenden Auges wird die Abnahme der Amphibienbestände an bekannten, aber ungeschützten Wanderstrecken über die Jahre geduldet – nach dem Motto ‘Das Problem löst sich von selbst’

Amphibienleitanlagen ohne Wirkung

Nach der von der Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr (Arbeitsausschuss Amphibienschutz an Straßen) herausgegebenen verpflichtenden Richtlinie RVS 04.03.11 (Amphibienschutz an Straßen) gilt für Bundesstraßen, dass dort, wo viele wandernde Amphibien und/oder mehrere Arten registriert werden, permanente Leitanlagen errichtet werden müssen. Im Zuge dessen, entstanden auch mehrere Leitanlagen. ‘Das bedeutet aber leider nicht, dass Frösche, Kröten und Molche dort gefahrlos die Straße überqueren können: manche, in erster Linie ältere Anlagen werden von den Tieren nicht angenommen, da sie entweder nicht amphibiengerecht gebaut wurden oder nicht instand gehalten werden oder veraltet sind bzw. nicht am Wissensstand von heute’, so die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie. Dabei bieten diese kleinen Tunnels auch für Feldhasen, Füchse und Igel eine Möglichkeit, Straßen weniger gefährdet zu überqueren.
Fachleute müssen bestehende Anlagen auf ihre Funktionsfähigkeit kontrollieren und aufzeigen, an welchen Straßenabschnitten unbedingt Leiteinrichtungen errichtet werden müssen.

Todesstrecken melden!

NATURSCHUTZBUND NÖ und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie wollen eine umfassende und dauerhafte Lösung. Viele Wanderstrecken sind offiziell nicht bekannt und gesichert. Es gilt, alle Wanderstrecken zu erfassen und adäquate, langfristige Lösungen zu schaffen. Andere Bundesländer wie Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und die Steiermark zeigen, wie es geht. Diese Bundesländer haben Amphibienschutzbeauftragte ernannt, die sich um den Amphibienschutz an Straßen kümmern, sämtliche Wanderstrecken sind verortet und werden umfassend evaluiert. Laut der Naturschutzabteilung des Landes Niederösterreich sei das in Niederösterreich nicht notwendig, es gebe ja die Straßenmeistereien, die sich um dieses Problem kümmern. Um das Ausmaß des alljährlichen Dramas den zuständigen Behörden dokumentieren zu können, rufen NATURSCHUTZBUND NÖ und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie die Bevölkerung auf, ungesicherte Todesstrecken in Niederösterreich sowie Wanderstrecken mit Schutzeinrichtungen, die unzureichend funktionieren, zu melden. Länger zuwarten will man nicht, denn alle in Niederösterreich heimischen 21 Amphibienarten stehen in der ‘Roten Liste gefährdeter Tierarten’.

"Todesstrecken" für Amphibien melden bei:

Naturschutzbund NÖ, Alserstraße 21/1/5, 1080 Wien,

oder 01-402 93 94.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /