Branche hat noch viel Luft nach oben: Energiekonzept für Recyclingindustrie

Einsparpotential vorhanden

Düsseldorf - Die Recyclingindustrie gehört mit zu den großen industriellen Energieverbrauchern in Deutschland. Der Primärenergieverbrauch der gesamten Recyclingindustrie liegt bei über 1.500 GWh pro Jahr. Kein Wunder, dass für die Recyclingindustrie nun ein eigenes Branchenenergiekonzept erarbeitet wurde. Das neue Energiekonzept wurde vor kurzem (24. März 2009) im Rahmen der Energieeffizienzoffensive der Landesregierung ‘NRW spart Energie’ auf einer Veranstaltung der EnergieAgentur.NRW in Düsseldorf der Öffentlichkeit vorgestellt.

‘Branchenenergiekonzepte basieren auf der Erkenntnis, dass Unternehmen einer Branche in der Regel identische energetische Schwachstellen aufweisen. Energiekonzepte für eine ganze Branche eignen sich als Orientierungshilfe und Navigationsinstrument, um im Betrieb individuell die Schwachstellen aufzuspüren und zu beseitigen’, so Prof. Dr. Norbert Hüttenhölscher, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW. So betragen die Einsparpotentiale in der Recyclingindustrie nach Erkenntnissen der EnergieAgentur.NRW im Durchschnitt bis zu 15 Prozent der Energiekosten.

‘Mit dem vorliegenden Branchenenergiekonzept sollen die Recyclingbetriebe für das Thema rationelle Energienutzung sensibilisiert werden’ so Dr. Jörg Meyer, Geschäftsführer von der EUtech Energie & Management GmbH, Aachen.

Pro umgesetzten Euro wird zum Beispiel beim Recycling von nicht metallischen Altmaterialien und Reststoffen 1,1 kWh Energie (ca. 10 Euro-Cent) verbraucht. Wie für viele andere Branchen ist auch für die Recyclingindustrie der Kostenfaktor Energie von erheblicher Bedeutung, wenn es darum geht, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Unternehmen der Recyclingindustrie schöpfen bereits zahlreiche Möglichkeiten zur Verringerung des Energieeinsatzes aus. Die Energieeffizienz wurde inzwischen durch technische Optimierung erreicht. Inzwischen wird bereits vielerorts die Wärme, die bei der Verdichtung des Hydrauliköls in hydraulischen Antrieben entsteht, zur Temperierung der Arbeitsräume oder zum Vorwärmen von Einsatz- und Hilfsstoffen verwendet.

‘Trotzdem sehen wir noch weiteres Optimierungspotential’, so Hüttenhölscher. Bei der sensorgestützten Sortierung von Abfällen werden durch einen Druckluftstoß von bis zu 8 bar Abfallbestandteile aus dem Stoffstrom ‘herausgeschossen’. Häufig sei auch bei geringerem Arbeitsdruck noch ein erfolgreiches Sortieren möglich. Vorteil: Je niedriger der Arbeitsdruck ist, desto weniger Druckluft muss produziert und vorgehalten werden. Zudem sinken bei fallendem Systemdruck die Verluste durch Leckagen im System. Hüttenhölscher: ‘Durch den Einsatz von präzise arbeitenden und verwirbelungsarmen Luftdüsen kann der Systemdruck weiter gesenkt werden. Zudem sind für einige Anwendungen Druckluftdüsen nicht zwingend erforderlich und können in bestehenden Aggregaten durch schnell schaltende Ablenkklappen ersetzt werden. Ablenkklappen stellen einen energieeffizienten Ersatz zur Drucklufttechnik dar.’ Allerdings können diese jedoch nicht für jedes Material und jede Korngröße verwendet werden.

An der Erstellung des Branchenenergiekonzepts für die Recyclingindustrie waren das Aachener Ingenieur-Büro EUtech Energie & Management GmbH, der Lehrstuhl für technische Thermodynamik und das Institut für Aufbereitung und Recycling der RWTH Aachen sowie der Bundesverband für Sekundärstoffe und Entsorgung beteiligt. Das BEK wurde gefördert vom Nordrhein-Westfälischen Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /