Cerveny: Energiepreise - vor raketenhafter Steigerung

Immer offenkundigere Erschöpfung der meisten Ölfelder - seit 2005 globale Erdölproduktion nicht mehr ausgeweitet

"Die Gefahr ist äußerst groß, dass es in wenigen Jahren zu einem noch nie dagewesenen Öl- und Energiepreisanstieg kommt", meinte ÖGUT-Energieexperte Michael Cerveny bei seinem Vortrag im Club Niederösterreich am 2. April 2009. Grund hierfür seien zum einen die immer offenkundigere Erschöpfung der meisten Ölfelder und zum anderen die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise. Notwendige Investitionen in die Erschließung neuer Ölquellen werden ebenso zurückgefahren wie der dazu noch wichtigere Ausbau der Alternativen.

Trotz enormer Anstrengungen und eines Investitionen begünstigenden Ölpreises konnte seit 2005 die globale Erdölproduktion nicht mehr ausgeweitet werden. Das stagnierende Ölangebot war die Hauptursache dafür, dass der Ölpreis - und diesem folgend (fast) alle anderen Energiepreise - bis Mitte 2008 so stark angestiegen sind.

Die aktuelle Finanz- und Weltwirtschaftskrise hat seit Sommer 2008 die Energienachfrage und damit auch die Energiepreise einbrechen lassen. Was die Konsumenten freut, könnte in ein paar Jahren zu einem bösen Erwachen führen: In Folge der tatsächlich schwindenden fossilen Energiereserven in Kombination mit zu geringen Investitionen in die Energie-Infrastruktur droht eine Energiekrise enormen Ausmaßes. Die aktuell niedrigen Ölpreise und die Kreditklemme haben zuletzt zu einer Investitionsdrosselung im Energiebereich geführt, die die Ölförderung ebenso betrifft wie Projekte im Bereich erneuerbarer Energie. Cerveny: "Sobald wir die aktuelle Wirtschaftskrise hinter uns gebracht haben und die Weltkonjunktur wieder auf Hochtouren läuft, wird der Energieengpass spürbar werden. Die Energiepreise werden nie dagewesene Höhen erreichen."

Die möglichen Konsequenzen für die Weltwirtschaft und für Herrn und Frau Österreicher erläutert Cerveny mit einem Gedankenexperiment: Nehmen wir an, dass das Barrel Erdöl $ 250,- kostet. Der Preis für einen Liter Benzin oder Diesel läge in diesem Fall bei rund Euro 1,90 und für einen Liter Heizöl würden rund Euro 1,60 zu bezahlen sein. Unter diesen Bedingungen müsste ein durchschnittlicher Ölheizungs-Haushalt mit einem PKW um Euro 3.500,- mehr pro Jahr für Heizung und für die Mobilität ausgeben als derzeit. Aufgrund der logisch folgenden Preissteigerungen bei energieintensiven Produkten, wie z. B. Lebensmittel oder Flugreisen, käme es zu zusätzlichen Kaufkraftverlusten.

Zeitraum für ein "Soft Landing" wird immer knapper

Auch der sogenannte Hirsch-Report - er wurde 2005 im Auftrag des US-Energie ministeriums erstellt - warnt, dass ein nicht rechtzeitig beantworteter Rückgang der Ölförderung noch nie dagewesene Folgen für die Weltwirtschaft, die Gesellschaften und für die Politik haben wird. Um diesen gefährlichen Folgen zu entkommen - so der Hirsch-Report - müssen mindestens zehn Jahre vor dem "Peak Oil" angebots- und nachfrageseitige Maßnahmen gesetzt werden.

Maßnahmen: Senkung des Energieverbrauches & mehr Erneuerbare

Die Maßnahmen, die gegen die drohende Öl- und Energiekrise helfen, sind im Wesentlichen die gleichen wie jene, die im Kampf gegen den Treibhauseffekt erforderlich sind: eine drastische Senkung des Energieverbrauchs und eine massive Ausweitung des Einsatzes von erneuerbaren Energien.

Die Energiekrise wird für diejenigen geringere Auswirkungen haben, die möglichst wenig von im Preis schwankenden Energieträgern abhängig sind. Jeder einzelne Bürger kann sich - ebenso wie jeder Betrieb - durch Energiesparmaßnahmen und durch den Umstieg auf erneuerbare Energien schon jetzt ein Stück krisenresistenter machen und dadurch noch dazu die Konjunktur beleben. Eine Win-Win-Situation!

Es wäre aber auch notwendig, dass seitens der Politik - und zwar auf globaler Ebene - noch viel mehr getan wird, um die dringend notwendigen Investitionen in eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik zur Top-Priorität werden zu lassen.

Mag. Michael Cerveny Energie- und Klimaschutzexperte der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT)


Quelle: www.clubnoe.at



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /