Frauen und Kinder sind vom Klimawandel weltweit mehr betroffen

Frauen stärker in klimapolitische Entscheidungsprozesse einbinden

Sind Frauen und Männer gleich vom Klimawandel betroffen? Tragen Frauen und Männer gleichermaßen zur Verursachung des Klimawandels bei? Über diese und weitere Fragen betreffend Klimawandel diskutierten am Mittwoch Abend Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für Umwelt und Globale Entwicklung, die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima und Ulrike Röhr, Leiterin von genanet - Leitstelle Gender, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Gründungsmitglied des umweltpolitischen Netzwerkes gendercc.net im Rahmen der Veranstaltung "Schlechtes Klima für Frauen? Gestaltungsmöglichkeiten von Frauen im Kontext des Klimawandels". "Wir müssen Frauen stärker in klimapolitische Entscheidungsprozesse eingliedern", betonte Petra Bayr und führte weiter aus, dass 52 Prozent der österreichischen Bevölkerung weiblich seien und man "braucht diese 52 Prozent, um neue Wege gehen zu können". Ulli Sima zeigte sich erfreut über die Vorreiterrolle Wiens in Fragen des Klimaschutzes: "Wien hat bereits vor zehn Jahren ein Klimaschutzprogramm im Gemeinderat beschlossen" und Evaluierungen würden deutlich zeigen, dass dieses Programm gegriffen habe.

Die Diskussionsveranstaltung fand im Rahmen der von den Wiener SPÖ-Frauen, dem Renner-Institut, dem ega und Petra Bayr initiierte Veranstaltungsreihe "femmes globales" statt, die es sich zum Ziel setzt, verschiedene frauenspezifische Themen mit internationalen Expertinnen zu diskutieren. Es sei bekannt, so Bayr, dass Männer stärker zum Klimawandel beitragen würden als Frauen, da sie in der Regel größere und stärkere Autos fahren und mehr Fleisch konsumieren würden. Die Leidtragenden bei den Folgen des Klimawandels seien aberüberwiegend Frauen und Kinder, so Bayr die weiter betonte, dass die überwiegende Zahl der Todesopfer der europäischen Hitzwelle 2003 und des Hurrikan Katrina weiblich waren.

"Frauen engagieren sich in der Regel stärker für umweltpolitische Themen als Männer", betonte Stadträtin Sima, die sich an die Berichte von Vertreterinnen der Dritten Welt auf Klimakonferenzen erinnerte. Diese hätten, so Sima, auf dramatische Weise geschildert, wie drastisch sich ihre Lebensbedingungen durch den Klimawandel verschlechtert hätten. Erfreut zeigte sich Sima über die Vorreiterrolle Wiens in Sachen Klimapolitik. Im Rahmen des ersten, vor zehn Jahren beschlossenen Klimaprogramms, sei nicht nur das Essen in den Kindergärten auf rein Bio umgestellt, sondern auch viel in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und in die Fernwärme Wien investiert worden. Sima: "Es sind viele kleine Maßnahmen, aber es sind Maßnahmen die greifen."

Im Herbst wolle der Wiener Gemeinderat das Klimaprogramm für die kommenden zehn Jahre beschließen, so Sima und dieses werde unter anderem die thermische Sanierung von Wohnhäusern, den weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Umstellung weiterer Haushalte auf Fernwärme beinhalten. Im Bezirk Mariahilf sei weiters ein Pilotprojekt gestartet worden, um das Zu-Fuß-Gehen attraktiver zu gestalten. Im Rahmen dieses Projektes seien Gehsteige verbreitert, neue, sichere Straßenübergänge und Aufzüge geschaffen worden.

Ulrike Röhr erinnerte in ihrem Vortrag daran, dass überall auf der Welt überwiegend Frauen für die Versorgung der Familie und für den Haushalt verantwortlich seien. In den ärmeren Regionen der Welt seien sie dabei abhängig von natürlichen Ressourcen, deren Verringerung durch den Klimawandel ihr Arbeitsaufkommen erhöhen würde. Studien aus Schweden würden zeigen, so Röhr, dass es in den industrialisierten Staaten deutliche Geschlechterunterschiede beim Energieverbrauch - einem der Hauptverursacher des Klimawandels - geben würde. Auch bei den Gegenmaßnahmen zur globalen Erwärmung würden sich deutlich geschlechterdifferenzierte Präferenzen zeigen: Frauen treten stärker für Lebensstiländerungen ein, Männer setzen auf Technologien. Trotz dieser Tatsachen seien Frauen, so Röhr, bei klimapolitischen Entscheidungen noch immer unterrepräsentiert.

Petra Bayr betonte, dass Erfahrungen zeigen würden, dass sich zwei Drittel aller Menschen in Österreich Sorgen um den Klimawandel machen würden. Die meisten davon würden gerne etwas für die Umwelt tun, so Bayr, wissen aber nicht wie. "Hier ist die Politik gefordert, klare Möglichkeiten aufzuzeigen und die Bevölkerung als starken Partner in Sachen Klimaschutz zu sehen", betonte Bayr abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /