Gedanken zur Atomkraft

Eine Ansichtssache von L. Kupke- Siposova

Seit Monaten sorgt die Bemühung kanadischer Investoren, minderwertiges Uranerz in der Ostslowakei in einem Naturschutzgebiet abzubauen, für Empörung. Solche Vorhaben können riesige Mengen Abraumschutt produzieren, und in diesem Gebiet gibt es schon jetzt regelmäßig ernste Probleme mit Hochwasser.

Die europäische Niederlassung der kanadischen Gesellschaft Golder Associates, registriert in Berkshire,UK und in Turin, Italien hat Material zur Fertigstellung der KKW Blöcke 3 und 4 in Mochovce, aufbauend auf alter sowjetischer Technologie für Weiterbauvorhaben, als UVP Unterlagen vorgelegt. Dabei ist in der Ausfertigung die Orts- und Datumsangabe Rom (Rim) und Bratislava ohne eine Adresse und am 23.12.2008 (Seite122) angegeben. Die slowakische Version ist mit einigen Passagen in schlechtes Deutsch übersetzt und teilweise modifiziert worden, oder sogar mit nicht äqivalentem Text versehen worden (z.B. auf Seite15-16). Die Öffentlichkeit hat erst Anfang März 2009 in einem Blogtitel im Internet Zugriff darauf. Das Material ist aus dort genannten Studien zusammengestellt worden (Anfertigungsjahr 2004, 1986, 1984 u.s.w.) und irre führend als Umweltstudie bezeichnet worden. Die Unterlagen entsprechen überhaupt nicht den UVP-Anforderungen, da meistens die konkreten Angaben die zur Bewertung benötigt werden fehlen. Die Baugenehmigung ist nach der Tschernobylkatastrophe am 12.11.1986 in Levice bei der Lokalbehörde ausgestellt worden; verlängert am 5.5.1997 von der Kreisbehörde in Nitra, versehen mit einer Anweisung "Die Baustelle wird spätesten bis 31.12.2005 fertig gestellt", u.s.w. , vieles in Beilagen angefügt. Das vorgelegte Dokument ignoriert Probleme mit ausgebranntem nuklearen Material (diese gibt es schon bei dem abgeschaltetem KKW V1 und beim havariertem KKW A1 im Jaslovske Bohunice), wie auch mit radioaktiv hochbelastetem Material (Seite 90 "Radioaktiver Abfall, der die Kriterien für oberirdische Lagerung nicht erfüllt, wird in Integrallagerstätte untergebracht". Die Lagerstätte in Jaslovske Bohunice gibt es nur als immer wieder verworfenes und verschobenes Projekt, dies aber seit Jahrzehnten – und realisiert wurde sie bis heute nicht). Das KKW Mochovce liegt an einem seismisch gefährdeten Platz in der Nähe eines tektonischen Spaltes. Es ist ein "schlafender" Vulkan (Luftweg etwa 20 Km) "Putikov vrsok" entfernt. Gleich datiert wie Stromboli, oder Eifel, wo das KKW Mülheim Kärlich in Deutschland gebaut wurde und nach der Probezeit nicht ans Netz angeschlossen werden durfte. Der italienische SEa.s. Mehrheitseigentumer ENEL ignoriert offensichtlich alle diese Gefährdungen für Mitteleuropa – da fragt man sich, wieso sollten nicht innerhalb der EU die gleichen Risikokriterien gelten?

L. Kupke- Siposova

GastautorIn: L. Kupke- Siposova für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /