Greenpeace fordert Kompetenz anstelle von Klagsdrohungen

Unter dem Motto 'Global Care' treibt die Andritz AG Urwald-Abholzung voran

Überrascht zeigt sich die Umweltschutzorganisation Greenpeace über die Reaktion der Andritz AG auf die Protestaktion vor deren Zentrale in Graz. Auf den Vorwurf der Urwaldzerstörung wurde von Seiten der Konzernleitung nämlich gar nicht erst eingegangen, dafür aber eine höchst umstrittene Zellstoff-Fabrik in Uruguay als vermeintliches Musterunternehmen präsentiert.

Die Papierfabrik auf der zu Australien gehörigen Insel Tasmanien soll von der australischen Firma "Gunns" errichtet werden, zu deren wichtigsten Anlagenlieferanten die Andritz AG gehört. Grund zur Sorge bereiten Umweltschützern in Tasmanien, aber auch vielen anderen Teilen der Welt vor allem die drohende Urwaldrodung und die Wasserverschmutzung durch Chlorbleiche. "Statt sich mit dieser umfassenden Kritik auseinanderzusetzen, droht Andritz mit Klagen", wundert sich Greenpeace-Sprecher Jurrien Westerhof. "Von einer Firma, die sich das Motto 'Global Care' an ihre Fahnen heftet, hätten wir uns schon etwas mehr soziale Kompetenz erwartet", so Westerhof.

Die Treibhausgas-Emissionen in Folge des Firmenprojekts würden rund zehn Millionen Tonnen jährlich betragen - also fast so viel wie die Emissionen der gesamten Steiermark. Denn gerade in den tasmanischen Urwäldern werden gewaltige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid gespeichert. "In Zeiten, in denen die Bedrohung durch den globalen Klima¬wandel immer massiver wird, ist die Abholzung der letzten intakten Urwälder das Allerletzte, was geschehen darf", warnt Jurrien Westerhof - und verschärft gleichzeitig seine Kritik an dem Grazer unternehmen: "Umweltschutz spielt für die Verantwortlichen der Andritz AG anscheinend nur dann eine Rolle, wenn Geld damit verdient werden kann"

Gerade weil die Fabrikspläne derart umstritten sind, haben zahlreiche australische wie auch internationale Banken die Finanzierung dieses Projekts abgelehnt. Für die Andritz AG und dieÖsterreichische Kontrollbank scheint diese Ablehnung jedoch keine Rolle zu spielen. "Würde man dieses Werk in Österreich errichten und dafür steirische Wälder abholzen sowie Flüsse vergiften, gäbe es wohl umgehend einen Aufstand - und das ganz zu recht", führt Westerhof aus. "Andritz hat aber offenbar kein Problem damit, diese Giftschleuder hinter dem Rücken der tasmanischen Bevölkerung aus dem Boden zu stampfen: 'Global Care', wie die Andritz AG das versteht?", fragt sich der Greenpeace-Experte.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /