Graz: Rad-Hauptstadt Österreichs

Radgipfel in Graz ist vierte Station der Radtour des Umweltministers "Vom Neusiedlersee zum Bodensee" - Steiermark will Radverkehrsanteil verdoppeln

'Wadel mit!' ist der Aufruf von Umweltminister Niki Berlakovich an alle Österreicherinnen und Österreicher, sich in den Radsattel zu schwingen und für den Klimaschutz und die eigene Gesundheit aktiv zu werden. "Investitionen zur Steigerung des Radverkehrs lohnen sich. Das österreichische Gesundheitssystem wird laut WHO jährlich um 405 Millionen Euro entlastet und 18.000 Green
Jobs können langfristig gesichert sowie eine Wertschöpfung von jährlich über 880 Millionen Euro erzielt werden. Durch neue Trends, wie Elektrofahrräder, entstehen in der Steiermark 100 neue Arbeitsplätze. Das sind gute Gründe, warum das Land Steiermark den Radverkehrsanteil auf 12 Prozent verdoppeln will." Das erklärte
Umweltminister Niki Berlakovich heute, Donnerstag, nach dem Radgipfel in Graz bei einer Pressekonferenz mit Kristina Edlinger-Ploder, Landesrätin für Wissenschaft und Forschung, Verkehr und Technik, Manfred Gingl, Vice Chairman von Magna International und Rudolf Mayer, Direktor der AUVA Landesstelle Graz.

Das Fahrrad hat eine beeindruckende Ökobilanz. Es kommt ohne fossile Energie aus, verursacht weder Feinstaub, noch Stickoxide oder Treibhausgase und praktisch keinen Lärm. Wie groß das Potenzial für das Radfahren in Österreich ist, wird anhand der mit dem Auto durchschnittlich zurückgelegten Wegstrecken klar: 25 Prozent aller Autofahrten sind kürzer als zwei Kilometer - eine Distanz, die mit dem Fahrrad in 8 Minuten zurückgelegt werden kann - und 50 Prozent aller Autofahrten sind kürzer als 5 Kilometer, die mit einer 20 minütigen Radfahrt bewältigt werden könnten. Für kurze Distanzen auf das Fahrrad umzusteigen nützt aber nicht nur der Umwelt und dem Klima, auch Gesundheit und Wirtschaft profitieren.

Wer sich regelmäßig aufs Rad schwingt, reduziert das persönliche Risiko für Herzinfarkt, Diabetes, Bluthochdruck und Krebs und leidet seltener an Depressionen. Laut WHO ist das Sterbe-Risiko in der Altersgruppe von 20 bis 60 Jahren bei RadfahrerInnen um 28 Prozent geringer. Bei einer Verdoppelung des Radverkehrs in Österreich auf 10 Prozent, wie das im Masterplan Radfahren des Lebensministeriums angestrebt wird, wäre eine Entlastung des esundheitssystems um 810 Millionen Euro jährlich möglich. Für die Steiermark, die sogar auf zwölf Prozent Radanteil kommen möchte, wäre ein Gesundheitsnutzen von 69 Millionen Euro pro Jahr erreichbar.

Radfahren sichert und schafft Green Jobs

Die Studie "Wirtschaftsfaktor Radfahren" von Lebensministerium und WKÖ beziffert die direk-ten und indirekten Wertschöpfungseffekte durch die Radwirtschaft in Österreich mit 882,5 Mil-lionen Euro und geht von über 18.000 gesicherten Arbeitsplätzen aus. Allein in der Steiermark hängen 2.000 Jobs am Fahrrad, die jährliche steirische Wertschöpfung im Radsektor beträgt immerhin 98 Millionen Euro. Und in der Steiermark entstehen in der Fahrradbranche sogar neue Green Jobs.

Magna International hat den Trend zu Elektrofahrrädern aufgegriffen und wird ab kommendem Jahr in Mortantsch im Bezirk Weiz die Fertigung von Elektromotoren für Fahrräder aufnehmen und dazu rund 7,6 Millionen Euro in ein neues Werk mit 100 neuen Arbeitsplätzen investieren.

2006 hat das Lebensministerium den Masterplan Radfahren als nationale Radverkehrsstrategie vorgelegt. Dieser beinhaltet einen umfassenden Maßnahmenkatalog zur Förderung des Radverkehrs durch Bund, Länder und Gemeinden. Ziel ist es, den Radverkehrsanteil auf zehn Prozent zu verdoppeln. Das Lebensministerium bietet Städten, Gemeinden, Betrieben, Tourismus- und Freizeiteinrichtungen, Schulen sowie der öffentlichen Verwaltung zur Umsetzung des Masterplans Radfahren Beratungs- und Förderprogramme an. Bislang wurden 6,7
Millionen Euro für Radverkehrsprojekte von der Radverkehrsplanung bis zur Errichtung von Infrastruktur eingesetzt, die ein Investitionsvolumen von 24,7 Millionen Euro ausgelöst haben. Voraussetzung ist, dass die Maßnahme eine CO2-Einsparung bewirkt. 130 Gemeinden, Schulen, Betriebe, Verwaltungen und Tourismuseinrichtungen sparen derzeit mit ihren Radprojekten jährlich rund 45.000 Tonnen CO2.

Auch das Lebensminsiterium hat den Trend zu Elektro-Fahrrädern erkannt und bietet 2009 Gemeinden, Betrieben, Tourismuseinrichtungen und Verbänden eine Sonderförderung für die Anschaffung von Elektro-Fahrrädern an. Pauschal gibt es einen Zuschuss von 200,- Euro, ÖkostrombezieherInnen erhalten sogar 400,- Euro.

Steiermark will Radverkehr verdoppeln

Das Land Steiermark hat sich mit zwölf Prozent Radverkehrsanteil ein ehrgeiziges Ziel ge-setzt. Erreicht werden soll es mit der "Radverkehrsstrategie 2008 - 2012", die eine ausgezeichnete Grundlage für die Radverkehrsförderung bietet. So konnten bisher bereits 2,2 Millio-nen Euro an Fördergeldern aus dem klima:aktiv mobil Förderprogramm des Lebensministeriums lukriert werden, die ein Investitionsvolumen von rund sieben Millionen Euro ausgelöst haben.
Gut investiertes Geld, wie sich an den zahlreichen Erfolgen ablesen lässt: Graz ist mit einem Radanteil von 16,1 Prozent mit knappem Vorsprung auf die Stadt Salzburg (16 Prozent) Rad-Hauptstadt Österreichs, die Stadt Weiz sowie die Ökoregion Kaindorf und zahlreiche Betriebe, aber auch die Technische Universität Graz haben
mit Unterstützung des Lebensministeriums mit der Radförderung begonnen. Beim Radgipfel in Graz wurden heute 17 neue steirische klima:aktiv mobil Projektpartner für ihr Engagement im Klimaschutz ausgezeichnet.

Mit dem Aufruf ,Wadel mit!’ will Umweltminister Niki Berlakovich die Vorteile des Fahrrads als schnellstes innerstädtisches Verkehrsmittel, das noch dazu umweltfreundlich und gesund ist, bekannter und erfahrbar machen. Im Rahmen seiner Radfahroffensive "Österreichs Wadeln radeln!" bietet der Minister dazu bei Radgipfeln in allen Landeshauptstädten eine Informations- und
Beratungsplattform an.

Nächste Stationen:
24. August 2009 - Radgipfel Salzburg mit Glocknerfahrt
9. September 2009 - Radgipfel Oberösterreich
11. September 2009 - Radgipfel Vorarlberg

Die Studie "Wirtschaftsfaktor Radfahren", der "Leitfaden Radverkehrsförderung" und die WHO-Studie "Gesundheitseffekte durch Radfahren" stehen unter
http://www.radfahren.klimaaktiv.at zum Download bereit.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /