Heizungssanierung mit Wärmepumpen - Die Beratung wirkt über den Verkauf hinaus

Eine gute Beratung beinhaltet die realistische Darstellung des Wärmepumpeneinsatzes, die individuelle Identifikation des Nutzungsverhaltens sowie die quantitative Simulation der späteren Anlage. So entstehen effiziente Wärmepumpenkonfigurationen, die das halten, was viele versprechen. Leider keine Selbstverständlichkeit.

Klimawandel, Öl- und Gasmonopolisten, Rohstoffspekulanten, „Grüne“-Wahlversprechen. In diesen Zusammenhang taucht immer mehr die Wärmepumpe als umweltfreundliches und kostengünstiges Heizungssystem auf. In annähernd 20% der Neubauten wird die Wärmepumpe mit Luft oder Erdwärme bereits eingesetzt. Damit verdrängt sie langsam aber deutlich herkömmliche fossile Heizungen. Die Sanierung einer Heizung mit einer Wärmepumpe hinkt diesem Trend noch immer hinterher. Oftmals lässt die wahrgenommene Komplexität der Kaufentscheidung Sanierungswillige resigniert zurück, obwohl es lediglich der Auswahl eines Fachmannes bedarf, der die Wärmepumpe an die Immobilie und deren Nutzung technisch anpasst. Und dies auch erklärt.

Häufig zur Evaluation einer Wärmepumpe und der Wahl des Umweltmediums herangezogenes Kriterium ist die Jahresarbeitszahl. Also erzeugte Wärmemenge geteilt durch den dazu notwendigen Strombedarf. Meistens ist hier von einer Vier die Rede: Aus einer Kilowattstunde Strom entstehen danach Vier Kilowattstunden Wärme. Im Umkehrschluss heißt das, teilt man die Kosten für eine Kilowattstunde Strom durch Vier, so ergibt sich der Kilowattstundenpreis der Wärme. Um die Transparenz dieser Entscheidungsgrundlage zu verbessern, haben die führenden Wärmepumpen-Hersteller gemeinsam versucht, die Berechnungsgrundlage der Jahresarbeitszahl zu standardisieren.

Die Jahresarbeitszahl als (einziger) Qualitätsgarant?

Doch ist die Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpenanlage wirklich ein Qualitätskriterium und Beleg einer kostengünstigen Beheizung? Das rechnerische Erreichen einer Mindestjahresarbeitszahl als Förderungsberechtigung durch das Marktanreizprogramm (MAP) stützt diese Annahme. Was viele nicht wissen, beim Beantragen der MAP-Förderzuschüsse beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist auf der Fachunternehmererklärung eine lediglich jederzeit reproduzierbar berechnete Jahresarbeitszahl auszuweisen. Für die tatsächlich erreichte Jahresarbeitszahl und demnach Effizienz im Praxisbetrieb kann dieses lediglich als Prognose nicht als Garantie gewertet werden. Zudem wurde die Jahresarbeitszahl lange Zeit nur auf die Raumheizung und nicht auf Raumheizung und Trinkwassererwärmung bezogen.

In das VDI-Verfahren, das die Grundlage der JAZ-Berechnung darstellt, gehen zwar technische Daten der Wärmepumpe, Heizwassertemperaturen und die Leistung der Umwälzpumpe ein, für eine realistische Simulationsrechnung benötigte Größen wie beispielsweise die saisonal unterschiedlichen Erdreich- und Lufttemperaturen bleiben unberücksichtigt. Diese Malaise führt dazu, dass Berechnungen nach VDI 4650-1 von Handwerkern und Kunden teilweise mit einer tatsächlichen Prognose der Wirtschaftlichkeit verwechselt werden. Der im MAP vorgeschriebene Einbau von Strom- und Wärmemengengenzähler untermauert oftmals diese Annahme.

Die Nutzung hat einen entscheidenden Einfluss

Ein Interesse des Verbrauchers an realistischen Qualitätskriterien für seine Kaufentscheidung ist selbstverständlich. Auch weil Feldtestmessungen der Jahresarbeitszahl in realisierten Anlagen gegenüber den Werbeaussagen der Hersteller zu widersprüchlichen Ergebnissen führten. Diese Widersprüche bestärken den Bedarf an nachvollziehbaren Betriebsberechnungen von Wärmepumpen, die sinnvoll nur durch die individuelle Integration der Randbedingungen, vor allem der gewünschten Heizwasser- und der Quellentemperatur, herleitbar sind. Dadurch können Kaufentscheidungen zwischen der Erdwärmetauscherart oder der Wahl des Umweltmediums – Luft, Erdwärme oder Grundwasser – transparent nachvollzogen und gefällt werden.

Deshalb gehört zu einer qualifizierten Beratung zunächst die Identifikation der konkreten Nutzerbedürfnisse (gewünschte Raum- und Trinkwarmwassertemperaturen etc.). So wird neben der nachhaltigen Anlagenspezifikation auch der Kunde für die Besonderheiten der Wärmepumpe sensibilisiert. Der künftige Wärmepumper erkennt dadurch eher seinen persönlichen Einfluss auf verschiedene leistungsbeeinflussende Wärmepumpenparameter. Damit werden Technik und Nutzer gezielt zusammengeführt und Erwartungen werden nicht mehr nur an den JAZ-Berechnungen des MAP gemessen. Damit können viele auf Missverständnissen beruhende spätere Disparitäten vermieden werden und mehr Kunden werden die Leistung des Fachhandwerkers weiterempfehlen.