Politik informiert sich über nachhaltige Mobilität

Nicht nur Merkel war auf der IAA - die Politik kam aus nah und fern um neueste Informationen zu hören und zu sehen

Beim IAA-Eröffnung stellte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel der deutschen Automobilindustrie Unterstützung bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien in Aussicht. Es gehe darum, das Potenzial Deutschlands als Automobilnation des 21. Jahrhunderts so weit wie möglich auszuschöpfen. Auch sie besuchte unter anderem viele "elektromobile" Innovationen. Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, zeigte ihr die Lithium-Ionen-Zelle, die der Schlüsselbaustein für die Elektromobilität sein wird und die Bosch mit Hochdruck zur Serienreife entwickelt. Am Peugeot-Stand wurde Frau Merkel von Jean-Marc Gales, PSA-Markenvorstand, das Elektroauto ‘iOn’ vorgestellt. Daimler-Vorstandsvorsitzender Dr. Dieter Zetsche zeigte Frau Merkel, die sich auch nach dem smart electric drive erkundigte, das seriennahe Mercedes-Benz Elektroauto Blue Zero E-Cell Plus. Den Abschluss ihres Messerundganges bildete der Audi-Stand, wo Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, der Kanzlerin den ‘e-tron’, einen Hochleistungssportwagen mit reinem Elektroantrieb, präsentierte, der äußerlich dem R8 ähnelt.


Bundesverkehrminister Tiefensee meinte:‘Die Hersteller bieten zahlreiche Konzepte für Elektroautos an, jetzt ist es wichtig, dass diese Technologie in den Markt kommt. Wir werden in den kommenden Monaten darüber nachdenken, wie wir den Absatz fördern können. Klar ist: hier ist das Engagement der öffentlichen Hand nötig. Auf der IAA spürt man den Aufbruch in ein neues elektromobiles Zeitalter.’

Die Bilanz der deutschen Automobilindustrie in Sachen Klimaschutz und CO2-Reduktion stand im Mittelpunkt der ersten‘IAA-Nachhaltigkeitsbühne’ in Frankfurt. Der Spitzenkandidat von Bündnis90/Die Grünen für die Bundestagswahl, Jürgen Trittin, und der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, diskutierten am Freitag über die Zukunft der Mobilität. Trittin mahnte die deutsche Automobilindustrie, ihren eigenen Maßstäben gerecht zu werden und die Anstrengungen für den Klimaschutz zu verstärken. ‘Was einzelne deutsche Premiumhersteller bei der Senkung des CO2-Ausstoßes bereits heute vormachten, muss auch im Volumenmarkt und bei allen Modellen umgesetzt werden’, forderte der Spitzenkandidat der Grünen. Gerade bei den alternativen Antrieben müssten Forschung und Entwicklung noch stärker forciert werden, so Trittin weiter. ‘Unser Ziel muss es sein, automobile Arbeitsplätze in Deutschland zu halten. Und das geht nur, wenn wir mit Nachdruck den Forschungsrückstand aufholen.’ Gleichzeitig forderte Trittin ein massives Marktanreizprogramm für Elektrofahrzeuge nach dem Vorbild Frankreichs und den USA.

Eine intelligente Förderung von Elektroautos bezeichnete auch der VDA-Präsident als sinnvoll und wünschenswert. ‘Der Mut der Bürger, neue Technologien anzunehmen, muss belohnt werden. Aber die Förderung muss offen für alle Technologien sein – auch die Wasserstoffantriebe und Brennstoffzellen müssen vorangetrieben werden.’ Wissmann hob hervor, dass Deutschland bei der Erforschung der Lithium-Ionen-Batterietechnologie bereits heute führend sei.



Silke Lautenschläger, Umweltministerin des Landes Hessen, Jürgen Reinholz, thüringischer Wirtschaftsminister, und Ernst Pfister, Wirtschaftsminister aus Baden-Württemberg, informierten sich bei einem Rundgang über die Neuheiten auf der IAA im Bereich nachhaltige Mobilität.

‘Meine Erfahrungen nach den Gesprächen auf den IAA-Ständen: Alle Automobilhersteller nehmen den Klimaschutz sehr ernst. Das stimmt mich zuversichtlich’, sagte Lautenschläger. ‘Interessant ist, dass das reine Elektroauto in den Plänen der Hersteller eine mindestens ebenso große Rolle spielt wie das Hybrid-Auto mit zusätzlichem Benzin-Motor’, führte die Ministerin aus. ‘Als positive Botschaft nehme ich auch mit, dass mit der Brennstoffzelle eine weitere CO2-freie Antriebsalternative in Reichweite kommt.’

Einen längeren Stopp legte die Ministerin in Halle 4 bei der Fräger-Gruppe ein. Die Firma aus Immenhausen bei Kassel hat ein Elektroauto im Angebot. Der kompakte Viersitzer ‘Benni’ hat eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern, wie Geschäftsführer Dirk Fräger der Ministerin erläuterte. ‘Das reicht für mehr als 80 Prozent aller Fahrten.’ Die Lithium-Ionen-Batterie lädt sich über Nacht an der 220-Volt-Steckdose auf. Es lägen schon mehr als 200 Anfragen für den rund 30.000 Euro teuren, emissionsfreien Stadtwagen vor, so Fräger.

Thüringens Wirtschaftsminister Reinholz ließ sich bei Bosch einen elektrischen Antrieb zeigen, der direkt an der Hinterachse sitzt und ab 2011 zum Serieneinsatz kommen soll. Der Minister hatte auch die Stände der Zulieferer Emitec, Rege Motorenteile, GPM und esw Group besucht.

Reinholz forderte: ‘Die deutsche Autoindustrie muss bei den neuen Antrieben wieder die Technologieführerschaft übernehmen, dann hat sie auch die Kostenführerschaft. Beim Elektroauto ist es sehr wichtig, dass man sich bei den Schlüsselkomponenten auf einen Standard einigt. Das betrifft den Ladestecker ebenso wie die Batterie. Andernfalls kann es zu unnötigen Verzögerungen bei der Marktreife kommen.’

Ernst Pfister, Wirtschaftsminister aus Baden-Württemberg, erklärte, während er sich bei Daimler den Elektro-Smart anschaute: ‘Vor zwei Jahren war das IAA-Motto ‚Sehen, was bewegt’, heute sehe ich, diese Industrie hat Wort gehalten’.

Auch drei Abgeordnete des Europäischen Parlaments besuchten die IAA . Holger Krahmer, Dr. Jorgo Chatzimarkakis und Dr. Wolf Klinz informierten sich ausführlich über die neuesten Trends und Zukunftsentwicklungen in der Fahrzeugbranche. ‘Die IAA zeigt, dass gerade die deutschen Hersteller die ökologischen Herausforderungen angenommen und verstanden haben’, sagte Holger Krahmer bei dem Rundgang mit seinen Kollegen. Auf dem Programm der drei Europapolitiker standen alle deutschen Hersteller, der US-amerikanische Elektroauto-Hersteller Tesla und die beiden großen deutschen Zulieferunternehmen Bosch und ZF. In Sachen Elektromobilität mahnten die Politiker hingegen Realismus an. ‘Ich denke, dass in zehn Jahren etwa 10 bis 15 Prozent aller Autos elektrisch fahren werden’, meinte Klinz. Auch Philipp Owen, Chef der Generaldirektion für Umweltfragen der EU-Kommission wurde in Frankfurt gesehen.

Roland Koch, Ministerpräsident des Landes Hessen rückte die Elektromobilität ins Zentrum seines Interesses. Detailliert erkundigte er sich nach Laufzeit, Reichweite und Preis der Batterien. ‘Die Elektromobilität wird in der Zukunft große Fußstapfen hinterlassen, aber sie wird in den nächsten 20 Jahren noch nicht den Massenmarkt bestimmen.’, so Koch. Bei seiner ausgedehnten Tour durch die Herstellerhallen nahm Koch die neuen Modelle genau unter die Lupe und setzte sich in vielen Fahrzeugen hinter das Steuer, u. a. im Elektro-Smart.

Christean Wagner, Chef der CDU-Landtagsfraktion, ließ sich auf der IAA an den Ständen von Daimler und von Audi die Weltpremieren mit alternativen Antrieben erläutern. Michael Adam, Leiter Verkehrs- und Umweltpolitik der Daimler AG, zeigte dem Gast das emissionsfreie Brennstoffzellen-Fahrzeug Mercedes-Benz B-Klasse F-Cell sowie den Elektro-smart mit Lithium-Ionen-Batterie, der im Rahmen des Projekts E-Mobility in Berlin an den Start geht. Armin Villinger, Leiter Verkauf an Groß- und Direktkunden der Audi AG, informierte Wagner über den Audi R8 e-tron. Die Sportwagen-Studie wird von vier Elektromotoren angetrieben, je einer an jedem Rad, womit – emissionsfrei – 250 kW/313 PS Leistung erzielt werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /