© Verein "energie:autark Kötschach-Mauthen"
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Klimaschutz: Österreich weltweit Schlusslicht bei Windkraftausbau

Neue Einspeisetarife sind Chance für Klima und Wirtschaft

Windkraft wird ein Fünftel der von der EU bis 2020 geforderten Treibhausgas-Einsparung liefern, in Österreich wäre sogar ein Viertel möglich. Während die Windkraft weltweit mit plus 50% auch 2009 einen neuen Ausbaurekord verzeichnet, herrscht in Österreich seit dreieinhalb Jahren Stillstand. 2009 belegt Österreich den letzten Platz beim Windkraftausbau - und das weltweit. Nun ist ein Wendepunkt möglich: In Österreich sind die Verhandlungen über Einspeisetarife für Ökostrom in der Endphase. Bei einem Einspeisetarif auf europäischem Niveau von mindestens 9,8ct/kWh könnte die Blockade endlich gelöst werden und Österreichs Windkraftunternehmen 1,3 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren investieren, um das Ökostromziel von 700 MW neuer Windkraft bis 2015 zu erreichen. Ein positives Ergebnis in Kopenhagen würde die Windkraft weltweit noch stärker beflügeln und brächte für die heimische Windkraft-Zulieferindustrie die Chance, ihr jährliches Exportvolumen von derzeit 350 Mio. Euro auf über eine Milliarde Euro zu steigern.

Windkraft wird 20% zu Klimaziel der EU beitragen

Nach Berechnungen der European Wind Energy Association -EWEA wird die Windkraft 20 % zum Klima-Ziel der EU beitragen. Bereits heute werden durch die Nutzung der Windkraft in Europa 100 Mio. Tonnen CO2 vermieden. Im Jahr 2020 können durch den Ausbau der Windkraft jährlich ca. 333 Mio. Tonnen CO2 durch die saubere Stromproduktion vermieden werden - also um rund 230 Mio. Tonnen CO2 mehr als heute. Zur Erreichung des EU Klimaschutzzieles (minus 20% der Gesamtemissionen bis 2020 bezogen auf das Niveau von 1990) müssen die Emissionen um 1.100 Millionen Tonnen CO2 gesenkt werden. Der voraussichtliche Ausbau der Windkraft wird somit rund ein Fünftel des Klimaziels der EU erfüllen.

Weltweit neues Rekordwachstum von 50% in den ersten drei Quartalen - Stillstand in Österreich

"Sollten sich die Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen auf ein ambitioniertes Ergebnis einigen, wird dies den weltweiten Boom der Windkraft weiter beflügeln", so Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft. Weltweit verzeichnet die Windkraft schon jetzt jährliche Zuwachsraten von 20 bis 30%. Dieser Trend ist auch angesichts der Wirtschaftskrise ungebrochen, wie die Zahlen von 2009 beweisen: weltweit wurden in den ersten drei Quartalen 17.814 MW neu errichtet. Das sind sagenhafte 50,3% mehr als im Vergleichszeitraum 2008, in Europa waren es 5.245 MW, immerhin 24% mehr als 2008. "Österreich ist hier leider weltweit das Schlusslicht: 2009 kann keine einzige neue Anlage errichtet werden", bedauert Hantsch. Ende 2009 sind 617 Windräder mit einer Gesamtleistung von 995 Megawatt (MW) am Netz. Diese Anlagen erzeugen rund 2,1 Mrd. Kilowattstunden sauberen Strom und tragen bereits 3,9 % zuröffentlichen Stromproduktion bei.

Knackpunkt Einspeisetarif

Entscheidend für den weiteren Ausbau der Windkraft in Österreich ist der Einspeisetarif. "Wir österreichischen Betreiber haben fix fertige Projekte mit einem Investvolumen von gut 100 Mio. Euro in den Schubladen und warten schon seit Jahren auf einen Einspeisetarif, der den wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen ermöglicht", so DI Fritz Herzog, Geschäftsführer der Ökoenergie Wolkersdorf, die rund 40 Windkraftanlagen mittels Bürgerbeteiligung betreibt. Und weiter: "Seit 2006 war der Tarif einfach nie kostendeckend. Also haben wir im Ausland projektiert. Europaweit liegt der Tarif bei durchschnittlich 10,3 ct pro Kilowattstunde. Bei den österreichischen Windverhältnissen brauchen wir einen Tarif von zumindest 9,8 ct/kWh, zuzüglich der Netzgebühren, die es für uns Erzeuger eigentlich nur inÖsterreich gibt."

Die Einspeisetarif-Verhandlungen sind in eine finale Phase eingetreten. Seit Wochen wird auf den Begutachtungsentwurf des Wirtschaftsministers gewartet. Offensichtlich wird aber versucht, schon im Vorfeld einen Konsens zwischen Wirtschafts,- Umwelt- und Konsumentenschutzministerium sowie den Sozialpartnern herzustellen. DDie Ökostromverbände sind bei diesen Verhandlungen ausgeschlossen. Wenn man nicht wenigstens jetzt, wo die Ökostromförderkosten ohnehin durch das Gesetz klar begrenzt sind, Tarife verordnet, die dem Europavergleich standhalten, dann laufen wir Gefahr, dass Österreich sowohl bei der Windkraft als auch in den anderen Bereichen erneuerbarer Technlogogien völlig den Anschluss verliert und noch mehr zur Lachnummer wird. Wir wollen in saubere Stromproduktion investieren. Und das nicht nur im Ausland!", meint Herzog abschließend.

Investitionen in Milliardenhöhe für Ökostromziel

Bei einem Einspeisetarif auf europäischem Niveau könntenÖsterreichs Windkraftunternehmen 1,3 Mrd. Euro investieren, um dasÖkostromziel von 700 MW neuer Windkraft bis 2015 zu erreichen. Durch die Anfangsinvestitionen und den darauffolgenden Betrieb würde bei der Windkraft eine heimische Wertschöpfung von einer Milliarde Euro sichergestellt werden. 3.500 Jahresarbeitsplätze beim Bau und 700 Dauerarbeitsplätze würden geschaffen.

Exportvolumen österreichischer Zulieferer kann auf über eine Mrd. Euro gesteigert werden

Trotz des Stillstands in Österreich partizipieren renommierte heimische Unternehmen als Windkraftanlagen-Zulieferer vom Wachstum der Windkraft in aller Welt. DI Martin Krill, Sprecher des Firmenbeirates der IG Windkraft und Geschäftsführer desÖkostromanlagen-Planungsbüros PROFES: "Derzeit exportierenösterreichische Unternehmen Komponenten und Dienstleistungen in einem Volumen von jährlich 350 Mio. Euro, ein positives Ergebnis in Kopenhagen bringt für uns die Chance, die Exporte auf über eine Milliarde Euro pro Jahr zu steigern."

Die Windkraft könnte in Österreich ein Viertel der Reduktionsziele bis 2020 bringen

Die Windkraft ist eine der billigsten und am schnellsten zu bewerkstelligenden Klimaschutzmaßnahmen. Durch Österreichs 617 Windräder werden derzeit 1,3 Mio. Tonnen CO2-Emissionen jährlich vermieden. Die Windkraft kann bis 2020 von derzeit 995 MW auf 3.500 Megawatt (MW) ausgebaut werden. Die Windkraftanlagen würden dann statt bisher rund 2 Milliarden kWh ca. 7,3 Mrd. kWh erzeugen, was 10% des heimischen Stromverbrauchs entspricht.

Somit könnte die jährliche CO2 Einsparung durch die Produktion von Strom aus Windkraft von derzeit 1,3 Mio. Tonnen CO2 auf über 4,8 Mio. Tonnen erhöht werden. Diese Steigerung um 3,5 Mio. Tonnen CO2 entspricht etwa 25 % des Reduktionsbedarfes Österreichs von 14 Mio. Tonnen CO2 bis zum Jahr 2020. Durch Einsatz modernster Technik wäre für die Verdreieinhalbfachung der Produktion nur die Steigerung der Anlagenzahl von derzeit 617 auf ca. 1.100 Anlagen notwendig.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /