© Christa Schmid
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Sind Parkplätze wichtiger als Bäume?

Rückblick auf eine turbulente Diskussion um Baumpflanzungen in der Porzellangasse

© Momo Kreutz
© Momo Kreutz

Der dichtbesiedelte, beschränkte Raum in den Wiener Innenbezirken, der schon rein mathematisch niemals ausreichend Parkplätze zur Verfügung stellen kann, schafft bei manchen, die nicht auf's Land ziehen wollen um einen Parkplatz vor der Tür zu bekommen, naturgemäß Ärger.

Heisse BürgerInnen-Versammlung

Am letzten Freitag, den 18.12., fand daher, auf Einladung der Bezirksvorstehung, in den Räumen der Bezirksvorstehung eine Diskussion um die Umgestaltung der Porzellangasse im 9. Wiener Gemeindebezirk statt. Stein des Anstosses waren empörte Reaktionen auf die Umwandlung von Parkplätzen in Baumflächen und Fußgängerübergänge. Sogar der Umweltschutz wurde gerne missbraucht - frei nach dem Motto: "Wenn man lange einen Parkplatz suchen muss, werden unnötig viel Abgase produziert". Kein Argument schien zu dumm, denn wer die Umwelt ernsthaft schützen will, steigt entweder erst gar nicht ins Auto ein oder nimmt sich zumindest einen Garagenplatz, um den Parkplatz-Suchverkehr zu vermeiden.

Konkret wurden 14 Bäume in der Porzellangasse gepflanzt. Ausserdem wurden die bis dato gefährlichen Fußgängerübergänge entschärft und Radständer aufgebaut. Eigentlich alles Maßnahmen, die die Lebensqualität der AnrainerInnen verbessern. Sicher können diese Maßnahmen noch weiter optimiert werden. Klar ist aber auch, dass kritisieren einfacher ist, als mitzugestalten.

Kein Menschenrecht auf einen Parkplatz vor der Haustür

Da durch die Umgestaltungen aber 19 Parkplätze umgewandelt wurden, löste dies bei einem Teil der Bevölkerung den meisten Ärger aus. Bei jenem Teil, der denkt, dass ein Parkpickerl ein Recht auf einen Parkplatz ist. Warum ist das aber nicht so? Es gibt keinen Rechtsanspruch durch ein Parkpickerl, da diese "Gebühr" nicht annähernd die Kosten abdeckt, die verursacht werden. Ein Parkplatz, also etwa 10 Quadratmeter, die sonst nicht weiter genützt werden können, kostet ein Vielfaches von den umgerechnet etwa 14 Euro, die für ein Parkpickerl monatlich anfallen. Naturgemäß kommen aber zu solchen Veranstaltungen die Menschen hin, die etwas ärgert - und nicht die, die mit einer Lösung eh' einverstanden sind. Diejenigen, die für die umgesetzten Maßnahmen sind, waren daher in der Minderzahl. Auch der Autor dieser Zeilen war dort, weil er sich geärgert hat: Die ÖVP Alsergrund hat nämlich Inserate geschalten, wo verhetzerisch gegen diese Umwandlungen "informiert" wurde, und das, obwohl die ÖVP Alsergrund diesen Baumpflanzungen zugestimmt hat. Trotzdem, oder gerade weil mit diesem Thema leicht "Wähler-Fang" betrieben werden kann, muss eine Lösung für die Parkplatz-Situation im Alsergrund gefunden werden. Es gibt daher mehrere Ansätze, wie hier eine Lösung gefunden werden kann, um den Parkplatz-Suchverkehr zu vermindern.

Ein Problem - mehrere Ansätze

* Ansatz 1: Erhöhung der Parkpickerl-Gebühr auf die Summe, die der Parkplatz rechnerisch wert ist. --> Das wird sich niemand trauen, schon gar nicht vor der Wien-Wahl.

* Ansatz 2: AnrainerInnen-Parkpickerl: Bei diesem Modell geht es darum, dass nur die AnrainerInnen, die in der Umgebung wohnen, auch dort, mit dem Parkpickerl, parken dürfen. Dieser Ansatz hat Charme, allerdings ist die Administration aufwendiger und es würde erst recht das Gefühl verstärken, dass man ein Anrecht auf einen Parkplatz in der Umgebung hat.

* Ansatz 3: Stopp der Parkpickerl-Vergabe: Es werden keine neuen Parkpickerl mehr ausgegeben - so wie in der Züricher Innenstadt zum Beispiel. Diese Maßnahme verbessert die Parkplatz-Situation, weil ja auch Parkpickerl zurückgegeben werden. Diejenigen, die neu in den Bezirk ziehen, müssen sich um einen Garagenplatz umsehen oder auf's Auto verzichten. Da der Bezirk ja bestens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen ist, und die Radwege auch immer besser werden, wäre dies ohne Komfort-Verlust möglich. Sinnvoll wäre sicherlich auch der Ausbau der Carsharing-Verleihstationen. Diese Maßnahme wären einen Versuch wert - und könnten im Alsergrund als Pilot-Projekt starten.

Es wird daher spannend werden, ob künftig neue Wege beim Parkpickerl-System beschritten werden. Ändert sich am System nichts, wird die Parkplatz-Raunzerei wohl sobald nicht aufhören. Diese Veranstaltung hat auf alle Fälle deutlich gemacht, wie hart ein Job als Bezirkrat in Wien ist. Hut ab daher vor Bezirksrat Koling (SPÖ) und Bezirksrätin Kreutz (Die Grünen), die beide zu Ihren Entscheidungen standen.

Ein weiterer Bericht findet sich auf dem Web-Blog von Bezirksrätin Momo Kreutz (Die Grünen Alsergrund)


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /