© IG Passivhaus -Günter Lang
© IG Passivhaus -Günter Lang

Österreich-Haus erhält höchste Auszeichnung in Whistler

Das Österreich-Haus ist energieeffizientestes Gebäude in ganz Kanada

Whistler - Pünktlich zum Finale der Winterspiele wurde das weithin beachtete Österreich-Haus als erstes kanadisches Passivhaus mit dem Zertifikat des Passivhaus Instituts ausgezeichnet. Das Zertifikat wurde gemeinsam mit der Plakette, die weltweit erstmals verliehen wurde, von der IG Passivhaus Österreich im Namen des Passivhaus Instituts Darmstadt an die Hausherrn überreicht. Das Vorzeigeprojekt ‘Österreich-Haus’ zeigt, dass Spitzen-Ergebnisse auch ganz auf Basis nachhaltiger Energie möglich sind. Das 250 m² große Gebäude haben die Austrian Passive House Group (APG) und die Stadtgemeinde Whistler gemeinsam entwickelt. Damit ist es das energieeffizienteste Gebäude, das jemals bei Olympischen Spielen errichtet wurde.

‘Das Passivhaus ist ein weltweit verfügbarer Energiestandard – überall können die gleichen Gesetze der Physik genutzt werden’, sagt Prof. Dr. Wolfgang Feist vom Arbeitsbereich Bauphysik der Universität Innsbruck und Leiter des Passivhaus Instituts Darmstadt: ‘Der Standard führt durch eine bewährte Planungsmethode zu jeweils klimatisch optimal angepassten, komfortablen Lösungen - die aber alle extrem wenig Energie brauchen und deshalb nachhaltig sind. Sie können sich an den Traditionen in den Regionen orientieren und brauchen so wenig, dass es sich nicht mehr lohnt, konventionelle Heiz- oder Kühlanlagen zu verwenden. Vielmehr werden kleine, optimal angepasste kompakte Systeme eingesetzt - und der Energieverbrauch auf etwa ein Zehntel der in bestehenden Häusern üblichen Werte gesenkt. Und das wird vor allem durch den Einsatz von Wissen und Können der Ingenieure und Handwerker erreicht.

Schlüssellösung für eine sichere Zukunft

‘Wenn man bedenkt, dass 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs für Gebäude aufgewendet werden, und davon der größte Teil für den Heizwärmebedarf aufgeht wird erst deutlich, welchen Stellenwert der Passivhausstandard hat’, betont Günter Lang, CEO der IG Passivhaus Österreich. Im Neubau reduziert er den Energieverbrauch um 70 – 85 Prozent, und der Altbausanierung sogar um 85 – 97 Prozent!

Damit ist die weltweite Umsetzung des Passivhausstandards ein Schlüssel zur Lösung des Weltenergieproblems und der Eindämmung des Klimawandels. Nur die Energie, die nicht benötigt wird, ist versorgungssicher. Sie macht Bevölkerungen und Staaten unabhängig, verbessert deren Handelsbilanz, bietet soziale Sicherheit, schafft durch die Umsetzung der hohen Qualitätsstandards weltweit Millionen von neuen Arbeitsplätzen und ist eine der besten Maßnahmen im Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Und schlussendlich wird damit der zunehmende Kampf um die weltweit knapper werdenden Energieressourcen vermieden, was auch dem Gedanken der Olympischen Spiele entspricht – Spiele für den Frieden.

Ein Fußballfeld hoch wie der Mount Everest

Weltweit existieren mittlerweile 23.000 Passivhäuser, wovon rund 50 in Nordamerika stehen. In Deutschland, dem Geburtsland des Passivhausstandards, existieren 14.000 Passivhäuser. Österreich weist bezogen auf die Einwohner weltweit die höchste Dichte an Passivhausstandard auf, und hat sich mit der neunfachen Fläche an Passivhausstandard pro Einwohner gegenüber dem zweitgereihten Deutschland eine weitere riesige Olympiamedaille verdient. Diese Vorrangstellung verdankt Österreich dem Know-how Vorsprung, der mit Hilfe der IG Passivhaus aufgebaut wurde. Sie vereint Architekten, Planer, Ausführende, Bauproduktanbieter, Bauträger, Wissenschaftler und Energieberater im Dachverband der IGPH mit derzeit mehr als 320 Mitgliedsunternehmen. Die 6.200 Passivhäuser in Österreich mit einer Bruttogeschoßfläche von vier Millionen Quadratmetern entsprechen der Fläche von 560 Fußballfeldern. Die jährlich eingesparte Menge an beispielsweise Erdgas entspricht dabei dem Volumen eines Fußballfeldes mit der Höhe des Mount Everest. Oder anders ausgedrückt, würde eine Nabucco Gaspipeline zweimal rund um die Welt reichen, damit diese eingesparte Gasmenge darin Platz hätte.

Politik ist nun am Zug

Nachdem die UN-Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen leider gescheitert ist, muss die weltweite Politik nun unabhängig davon die Weichenstellungen setzen. In Kalifornien dürfen beispielsweise ab 2020 nur noch ‘Net zero Energy Buildings’ errichtet werden. In der Europäischen Union konnte sich die Kommission und das Parlament ab 2020 zum ‘Nearly to Net zero Energy Buildings’ als Mindeststandard durchringen, was quasi dem Passivhausstandard entspricht. Wales in Großbritannien hat den Passivhausstandard bereits ab 2012 verpflichtend eingeführt, und in Österreichs westlichstem Bundesland Vorarlberg in Österreich ist seit 1.1.2007 für alle geförderten großvolumigen Wohnbauten das Passivhaus aus sozialer Verantwortung Pflicht. Nach drei Jahren hat sich dieser wegweisende Schritt hervorragend etabliert und mittlerweile auch die anfänglichen Skeptiker überzeugt.

In den kommenden Tagen will die Bundesregierung die unter Mitwirkung von 130 Experten ausgearbeitete ‘Energiestrategie Österreich’ präsentieren und wir dürfen gespannt sein, ob die österreichische Politik genügend Mut zeigt, diese Erfolgsstory fortzuschreiben. Wie bereits eine Studie der IG Passivhaus Österreich im Auftrag des ehemaligen Bundeskanzlers gezeigt hat, kostet die eingesparte Kilowattstunde lediglich 20 Prozent gegenüber den Kosten für eine erzeugte Kilowattstunde. Dies würde also nicht nur der Erreichung unserer Klimaschutzziele sehr helfen, sondern zudem die Geldbörsen von Herrn und Frau Österreicher dauerhaft schonen.

‘Schließlich ist es rundum intelligenter Geld in qualitätsvolle zertifizierte Passivhäuser zu investieren, als es einfach zu verheizen’, erinnert Lang die Politik an ihre Verantwortung. Damit würden auch die international anerkannten beachtlichen Erfolge der zahlreichen Passivhaus Demonstrationsprojekte, Grundlagenstudien und Transferprojekte der Forschungsprogrammlinie ‘Haus der Zukunft’ des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie endlich in gesetzliche Richtlinien umgesetzt werden.

Passivhaus bei Energiesparmesse Wels und Ecobuild in London

Wer mehr Informationen über die zahlreichen Vorteile eines Passivhauses und dem zertifizierten Österreich-Haus erfahren möchte, findet auf Europas größter Energiesparmesse in Wels (4.-8.3.2010), den richtigen Ansprechpartner, die Spezialisten der IGPH. Sie stehen in Halle 1 (Informationsstand der IG Passivhaus Österreich). Ebenso vom 1.-3.3.2010 in London im Rahmen der Ecobuild am Stand der WKÖ Außenhandelsstelle beim Austrian Show Case.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /