Walfangverbot vor der Auflösung

Überarbeiteter Vorschlag veröffentlicht

Diese Woche veröffentlichte die Internationale Walfangkommission (IWC) den überarbeiteten Verhandlungsvorschlag über die "Zukunft der IWC" und Regulierung des Walfangs. Im Juni 2010 wird dieser zur Abstimmung vorgelegt. Den von internationalen Artenschutzorganisationen, aber auch einigen Staaten, in den vergangenen Wochen vorgebrachten Kernkritikpunkten wurde in keiner Weise begegnet.

Einige Kritikpunkte sind:

- Das kommerzielle Walfangverbot wird für 10 Jahre außer Kraft gesetzt und alle aktuellen Walfangaktivitäten legitimiert und legalisiert. Dadurch wird die Entwicklung von Märkten für Walprodukte stimuliert. Eine Rückkehr zum globalen kommerziellen Walfangverbot scheint dann ausgeschlossen. Korea hat bereits klar gemacht, sein Recht auf die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs zu nutzen.

- Das Vertragsrecht, wissenschaftlichen Walfang zu betreiben, bleibt für jedes IWC-Mitglied aufrecht und könnte zu jedem Zeitpunkt genutzt werden!

- Die vorgeschlagenen Walfangquoten würden Island und Norwegen keine Reduktion abringen - im Gegenteil: Die Anzahl der tatsächlich gefangenen Wale könnte gegenüber den durchschnittlichen Fangzahlen der vergangenen Jahre ansteigen.

- Der Vorschlag sieht nicht vor, Walfangaktivitäten zu einem bestimmten Zeitpunkt einzustellen, das Gegenteil wäre der Fall.

- Die Walfangaktivitäten im Walschutzgebiet werden legitimiert.

- Jeder Staat hat weiterhin das Recht, gegenüber Bestimmungen und Fangquoten Vorbehalte einzubringen.

"Die Walschutzstaaten haben innerhalb dieser Verhandlungen in keinem Punkt rechtsverbindliche Zugeständnisse von Pro-Walfangstaaten erhalten, um eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation zu erreichen", kritisiert Nicolas Entrup, Sprecher der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS, das Dokument und fügt hinzu: "Die Annahme des Vorschlages wäre mittelfristig eine Rückkehr zum kommerziellen Walfang im globalen Ausmaß - eine unumkehrbar Rückkehr."

Medienberichten zufolge verweisen z.B. die USA auf den Verhandlungserfolg, die Anzahl aktuell getöteter Wale dadurch zu reduzieren. Angeführt wird das angebliche Zugeständnis Japans, die selbst auferlegten Fangzahlen im Walschutzgebiet in der Antarktis auf 400 Zwergwale und 10 Finnwale pro Jahr zu reduzieren.

"Die Angaben sind irreführend", kontert Entrup von der WDCS. "Die Fangquote zur Tötung von Zwergwalen in der Antarktis wäre in der Tat signifikant niedriger, jedoch geht es um die Frage der Anzahl getöteter Wale. Japan hat in den vergangenen Jahren durchschnittlich 473 Zwergwale pro Fangsaison getötet. Die Anzahl getöteter Finnwale könnte sogar ansteigen. Japan erlegte seit der Fangsaison 2000/2001 aus einer selbst auferlegten Fangquote von 50 Finnwalen pro Jahr insgesamt 47 Finnwale. Nun würde der IWC-Vorschlag die Tötung von 10 Finnwalen jährlich legalisieren. Japan hätte somit im Vergleichszeitraum nach dem neuen Vorschlag um 53 Finnwale mehr töten können. Auch könnte Japan rechtlich gesehen weiterhin tun und lassen, was es will. Island und Norwegen dürften nun von den IWC legitimiert mehr Wale jährlich fangen, als sie dies im Durchschnitt in den vergangenen Jahren getan haben. Man betreibt einfach ein Verwirrspiel durch Angaben über Fangquoten und Fangzahlen. Zusätzlich ist in dem Vorschlag die Ausweitung der Waljagd in Grönland vorgesehen, da ein noch nicht genehmigter Antrag auf die Jagd von Buckelwalen darin bereits enthalten ist", sagt der WDCS-Sprecher.

Die WDCS resümiert: "Der IWC-Vorschlag ist eine Belohnung für die Bemühungen der Walfangstaaten, die Staatengemeinschaft zu erpressen. Um das Gesicht nicht total zu verlieren, versucht man, die Öffentlichkeit irrezuführen, da man den Walfangstaaten keinerlei rechtliche Zugeständnisse abringen konnte."

"Ich erwarte, dass die deutsche Bundesregierung sich umgehend und in aller Deutlichkeit von diesem Verhandlungspaket distanziert und alles daran setzt, um innerhalb der Europäischen Union für eine klare Ablehnung zu werben", fordert Entrup

QUelle: WDCS.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /