© Rolf Handke
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Österreich importiert zunehmend CO2-intensive Güter aus dem Ausland

Österreich bezieht seine CO2-intensiven Produkte somit zunehmend als Importgüter aus dem Ausland

Die Österreicher verursachen durch ihren Konsum zunehmend CO2-Emissionen. Während die im Inland emittierte Menge zuletzt leicht sinkt, steigen die Importe CO2-intensiver Güter deutlich. Österreich ist derzeit für 30 Mio. t CO2-Emissionen mehr verantwortlich als in den Standard-Statistiken ausgewiesen.

Das Kompetenzzentrum Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (FIW) veröffentlicht eine vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) in Auftrag gegebene Studie des Wegener Zentrums für Klima und Globalen Wandel (Universität Graz) zum Kohlendioxidgehalt des österreichischen Außenhandels. In dieser aus den Mitteln der Internationalisierungsoffensive der Bundesregierung finanzierten Studie wurden die tatsächliche CO2-Emissionsverantwortlichkeit Österreichs sowie die Effektivität angedachter klimapolitischer Zielvorgaben für den Zeithorizont 2020 untersucht.

Österreichs Treibhausgasverantwortlichkeit höher als bisher gedacht

Die politischen Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beziehen sich im Rahmen der UN Klimarahmenkonvention immer auf die Treibhausgasemissionen, die durch die wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb der Grenzen eines Landes entstehen. Zunehmend wird jedoch eine alternative Bilanzierung diskutiert, die die Emissionen - egal an welchem Ort sie anfallen - immer dem Land zurechnet, in dem die Güter konsumiert werden. Praktisch heißt dies, dass für Österreich einerseits jene Emissionen relevant sind, die innerhalb Österreichs durch die Produktion von letztlich auch heimisch konsumierten Gütern entstehen, und andererseits die in den Importen nach Österreich enthaltenen impliziten ("grauen") Emissionen, die am jeweiligen Produktionsort des Gutes (außerhalb der österreichischen Grenzen) in die Atmosphäre abgegeben wurden. Nicht relevant sind in dieser Bilanzierung hingegen die Emissionen innerhalb Österreichs, die ausschließlich durch die Produktion von österreichischen Exportgütern entstehen.

Das Wegener Zentrum führte erstmalig für Österreich eine multidirektionale multiregionale Input-Output-Analyse mit allen Handelspartnern und unter Berücksichtigung der CO2-Emissionen durch.

Die Ermittlung der tatsächlichen EmissionsverantwortlichkeitÖsterreichs zeigt, dass im Jahr 2004 die CO2-Emissionen auf Basis des Konsums um 38% höher waren als die standardmäßig im Rahmen der UNFCCC berichteten österreichischen Emissionen. Während letztere 79 Mio. t CO2 (Mt-CO2) betrugen, war der Konsum Österreichs in Wirklichkeit für 110 Mt-CO2 verantwortlich. Dies bedeutet, dass die ImporteÖsterreichs wesentlich CO2-intensiver sind als seine Exporte. Dieses Verhältnis ist ebenso wie die absoluten Emissionszahlen über die Zeit angestiegen: im Jahr 1997 war der Indikator auf Basis des Konsums nur um 32% höher, anstelle der Bilanzierung nach dem Produktions-Prinzip bei 67 Mt-CO2, betrugen die Emissionen nach dem Konsum-Prinzip 89 Mt-CO2.

In der vorliegenden Studie für Österreich wird eine relative Entkopplung zwischen dem heimischen Konsum und heimischen CO2-Emissionen nachgewiesen. Gleichzeitig macht jedoch der Kohlendioxidgehalt der Importe, die notwendig sind, um die Konsumentenbedürfnisse in Österreich zu befriedigen, einen immer größeren Anteil der Gesamtemissionswirkung aus: Importe beinhalteten im Jahr 1997 indirekt 44 Mt-CO2, bzw. 62 Mt-CO2 im Jahr 2004. Das heißt, dass für jeden Anstieg der österreichischen Endnachfrage um eine Einheit, bereits zwei Drittel der daraus resultierenden CO2-Emissionswirkung im Ausland anfallen.

Die Effektivität von Post-Kioto-Klimapolitik: je mehr Länder beteiligt, desto effektiver

Österreich steht jedoch mit dieser Entwicklung nicht alleine da - in fast allen Industriestaaten ist ein ähnliches Bild erkennbar. Einer der Gründe dafür, liegt in der Verstärkung klimapolitischer Verpflichtungen einiger Industrieländer und fehlenden Verpflichtungen für Entwicklungs- und Schwellenländer. Dies kann dazu führen, dass zwar die Emissionen innerhalb der Landesgrenzen der regulierten Länder sinken, jedoch die CO2-intensive Produktion in anderen, nicht-regulierten Ländern zunimmt und Österreich bzw. die EU diese Güter dann importiert.

Das Team des Wegener Zentrums untersuchte in diesem Kontext die Auswirkungen von unterschiedlichen Optionen einer Post-Kioto-Klimapolitik für Österreich als Teil der EU. Handelt die EU im Rahmen ihrer 20-20-Ziele des Klima- und Energiepaktes alleine, so geht knapp mehr als die Hälfte der innerhalb der EU eingesparten CO2-Emissionen durch einen Anstieg der Emissionen in anderen Weltregionen wieder verloren - und zwar ausgelöst durch dann CO2-intensivere Importströme aus diesen Regionen in die EU. Diese Rate der Politik-Leakage (also der Nettoineffektivität der Politik) wird bei einer breiteren Länder-Beteiligung an der Emissionsreduktion deutlich kleiner. Sie beträgt dann jedoch weiterhin 21% bis 28%, solange sich Länder wie China oder andere Entwicklungsländer zu keinen Emissionsreduktionen verpflichten.

Zur Einhaltung des vom Weltklimarat propagierten 2GradC-Ziels, welches unser Klimasystem vor den schwerwiegendsten negativen Effekten - ausgelöst durch irreversible Kippeffekte - bewahren soll, ist daher jedenfalls eine Beteiligung sowohl aller Industrie- als auch der Entwicklungs- und Schwellenländer essenziell. Verfolgt nur die EU ihre ambitionierten Ziele, so rückt die Erreichung des 2GradC-Ziels in weite Ferne. Die Modellergebnisse legen sogar nahe, dass selbst bei Verwirklichung aller Reduktionsziele welche weltweit gemäß Kopenhagen Akkord gemeldet wurden, die weltweiten CO2-Emissionen nicht einmal unter das Niveau von 2004 reduziert werden können.

Weitere Informationen sowie die englischsprachige Studie und Policy Note und ein deutschsprachiges Excecutive Summary können kostenlos von der FIW-Homepage heruntergeladen werden: http://www.fiw.ac.at/index.php?id=480#c8868

Quelle: Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger & Dr. Birgit Bednar-Friedl T egener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz www.wegcenter.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /