© oekonews  Wolfgang J. Pucher
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Das Einzige, was wir müssen, ist wollen...

Der erneuerbare Anteil am österreichischen Energiemix kann weit höher werden

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Bei der gut besuchten Fachtagung ‘Erneuerbare Energien: Bitte mehr!’ am 4. Mai kam
eines deutlich zum Ausdruck: 34 % erneuerbarer Anteil am österreichischen Energiemix sind als Ziel bis 2020 zu wenig. Könnte Österreich doch bis 2020 die Energieversorgung zur Hälfte aus erneuerbaren Energien decken, im Teilbereich der Stromversorgung sogar zur Gänze. Der Effekt bei der Umsetzung dieser Potenziale wären jährlich 150.000 Arbeitsplätze und 25 Mio. t weniger CO2.

Zwischen 2005 und 2008 wurde der erneuerbare Energieanteil um 4 % auf etwa 30 % erhöht. Für die nächsten 12 Jahre nimmt sich Österreich da schon um einiges weniger vor: nämlich wieder 4 %. Der am vergangenen Montag präsentierte nationale Aktionsplan der Interessensvertretungen der erneuerbaren Energiewirtschaft – Österreichischer Biomasse- Verband, IG Windkraft Österreich, Kleinwasserkraft Österreich, Photovoltaic Austria, Austria Solar, ARGE Kompost & Biogas Österreich, proPellets Austria – zeigt, wie Österreich den Anteil an Energie aus erneuerbaren Quellen bis 2020 anstatt der wenig ambitionierten 34 % auf 50 % steigern kann. In Teilbereichen wie etwa der Stromversorgung ist eine nahezu vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien möglich. Erreicht könnte dies durch die Umsetzung eines konsistenten Maßnahmenpaketes nach Vorbild der Verbände werden, das im Kern folgende Leitmaßnahmen vorsieht:

• die Einführung einer CO2-Steuer für den Nicht-ETS-Bereich,
• ein großzügiges Förderprogramm für Investitionen in Solarthermie, Biomassewärme inkl. Fernwärme, Photovoltaik mit der Finanzierung über eine Ressourcenabgabe,
• ein neues Ökostromgesetz in Verbindung mit einem Ausbauplan für Biogas,
• die Forcierung der thermischen Sanierung sowie
• Öffentlichkeitsarbeit, Bewusstseinsbildung, Schulung, Beratung, Aufklärung und verstärkte Forschung.

Die Umsetzung des Aktionsplans der Verbände könnte jährliche Investitionen von über 8 Mrd. Euro auslösen – überwiegend aus privaten Mitteln und über Banken finanziert – und Beschäftigungseffekte von rund 150.000 Arbeitsplätze jährlich schaffen. Österreich könnte damit deutlich unabhängiger von internationalen fossilen Rohstoffmärkten werden, den Devisenabfluss für Energieimporte drastisch verringern und rund 25 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen einsparen.


Vorbild Südtirol

In Südtirol hat man die Chancen, die ein verstärkter Ausbau der Erneuerbaren bietet, bereits genutzt. ‘Die Vision Südtirols ist es, vom derzeitigen Anteil der Erneuerbaren, der ohne Verkehr bei 56 % des Gesamtenergieverbrauchs liegt, auf die stolze Marke von 75 % im Jahre 2020 zu kommen’, so der Südtiroler Energielandesrat Michl Laimer. Seine Politik basiert auf den drei Säulen: intelligenten Energienutzung, Verbesserung der Energieeffizienz und Ausbau der erneuerbaren Energieträger.
Für den erneuerbaren Energie-Mix setzt man in Südtirol auf moderaten und umweltverträglichen Ausbau der Wasserkraft, aber auch auf Biomasse- und Biogasanlagen.
Großes Ausbaupotenzial sieht man bei Solar-, Photovoltaik- und Geothermieanlagen. Bereits jetzt liegt Südtirol mit einer Solar-Kollektorfläche von 356 m2 pro 1000 Einwohner weit über dem EU-Schnitt von 57 m2 pro 1000 Einwohner. Als Energiespeicher der Zukunft sieht die Südtiroler Landesregierung den Wasserstoff, weshalb bereits konkrete Weichen für die Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und für den Aufbau der dementsprechenden Infrastruktur längs der Brennerautobahn gestellt wurden.

Die Fachtagung ‘Erneuerbare Energien: Bitte mehr!’ hat wieder einmal deutlich gemacht, dass Technik, Know-How und die Potenziale für eine Energiewende – von fossil auf erneuerbar – vorhanden sind und nur auf ihren Einsatz warten. Michl Laimer brachte es auf den Punkt: ‘das Einzige, was wir müssen, ist wollen...’.

Die Vorträge der Fachtagung und der nationale Aktionsplan der Verbände stehen auf der Homepage des Österreichischen Biomasse-Verbandes zum Download bereit.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /