Transformatoren aus Österreich für zukünftige Stromversorgung

Forschungs- und Innovationsschwerpunkte: Flüstertrafos für Städte und umweltfreundliche Isoliermittel - Zukunftsthemen: Windparks auf hoher See und intelligente Stromnetze

Wien- Siemens ist einer der größten Transformatorenhersteller weltweit, mit 21 Werken in aller Welt und einer installierten Basis von mehreren Millionen Magavoltampere (MVA). ‘Und wir bauen unsere globale Präsenz weiter aus: In den vergangenen drei Jahren haben wir mehr als 200 Millionen Euro investiert in neue Trafowerke in China, Kolumbien, Indien und Abu Dhabi. Vor ein paar Tagen haben wir in Russland den Grundstein für das nächste neue Werk gelegt’, meint Jürgen Vinkenflügel, CEO der Business Unit Transformers im Siemens-Sektor Energy bei einer Pressekonferenz in Wien. In dem von Siemens Österreich verantworteten Wirtschaftsraum Mittel- und Südosteuropa mit insgesamt 19 Ländern befinden sich drei Trafoproduktionen – zwei in Österreich und eine in Ungarn. Die Fertigungsstätte von Siemens Transformers Austria in Weiz zählt zu den größten aller Siemens-Trafowerke weltweit. Auch in Sachen Forschung und Innovation sind die Werke in Österreich innerhalb des Siemens-Konzerns führend. Siemens Transformers Austria beliefert etwa große Offshore-Windparks und beschäftigt sich mit dem Verhalten von Transformatoren in den intelligenten Stromnetzen der Zukunft (Smart Grids). Eine weitere Stärke ist die Fertigung von sogenannten Flüstertransformatoren mit extrem niedrigem Betriebsgeräusch für Ballungsräume.

‘Seit der Integration des VA Tech-Transformatorengeschäfts in den Siemens Konzern im Jahr 2005 ist die Siemens Transformers Austria GmbH & Co KG auf stabilem Wachstumskurs. Umsatz, Auftragseingang und die jährlich produzierte Trafoleistung sind seit 2005 stetig gewachsen. Ein Aufwärtstrend ist mit einem Plus von 400 Arbeitsplätzen auch beim Stand der MitarbeiterInnen zu verzeichnen. Von Österreich aus werden Trafos in die ganze Welt geliefert, die Exportquote liegt bei knapp 90 Prozent", so Gunter Kappacher, Energie-Vorstand der Siemens AG Österreich und Verantwortlicher für das Energiegeschäft in der Region Central Eastern Europe.

Große Leistung ganz leise

Die Werke von Siemens Transformers Austria in Linz und Weiz weisen hohes Innovationspotenzial auf. Durch die Herausbildung von immer mehr und größeren Ballungsräumen spielt die Geräuschemission eine immer wichtigere Rolle. Ziel ist es, mit der Hochspannung möglichst dicht an die Verbraucher, also in den Lastschwerpunkt eines Versorgungsgebiets, zu gelangen. Damit wird die Ausdehnung der Verteilungsnetze mit geringerer Spannung möglichst klein und verlustarm gehalten. Dafür braucht es spezielle Flüstertransformatoren, die so geräuscharm arbeiten, dass sie auch in dicht besiedelten Gebieten aufgestellt werden können. Im Jahr 2005 wurde in Weiz der erste extrem geräuscharme Leistungstransformator (420 MVA/345 kV) mit einem Schalldruckpegel von nur 57 Dezibel für New York gebaut. Ein vergleichbarer Transformator ohne Maßnahmen zur Geräuschreduktion hat einen Schalldruckpegel von rund 80 Dezibel (80 Dezibel entspricht in etwa der Lautstärke von starkem Straßenlärm; 60 Dezibel dagegen nur normaler Sprachlautstärke). Es wird kontinuierlich daran gearbeitet, die Geräuschemission der Transformatoren noch weiter zu reduzieren. Im Fokus der Innovations- und Forschungsbemühungen steht auch die Reduzierung von Leistungsverlusten, die unter anderem durch das elektromagnetische Feld im Inneren des Transformators verursacht werden.

Alternative Isoliermittel für mehr Umweltverträglichkeit

Flüstertransformatoren haben aus Naturschutzgründen auch eine große Bedeutung für umweltsensitive Gebiete mit bestimmten Geräuschanforderungen. Ein weiteres Umweltthema ist die generelle Energieeinsparung durch effiziente Produkte und Systeme, besonders was die Energieverteilung in großen Ballungszentren betrifft. Im Mittelpunkt der Bemühungen um eine größtmögliche Umweltverträglichkeit steht die Auseinandersetzung mit alternativen Isolierflüssigkeiten im Trafoinneren statt der üblichen Mineralöle. Hier wird unter anderem an der Verwendung von Ester geforscht. Diese Isolierflüssigkeiten zeichnen sich durch hohe Feuerbeständigkeit und leichte biologische Abbaubarkeit aus. Ein bereits am Markt vorhandenes alternatives Isoliermittel auf Ester-Basis ist Midel von der britischen Firma M&I Materials. Das Trafowerk in Linz hat bereits 2005 den ersten 230-kV-Transformator mit Midel-Isolation für einen schwedischen Kunden gebaut.

Gleichstrom als Herausforderung

Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Siemens Transformers Austria konzentrieren sich auch auf die intelligenten Stromnetze der Zukunft. Die Entwicklung von Smart Grids geht Hand in Hand mit dem zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energieformen. In diesem Zusammenhang gewinnt zukünftig die Übertragung großer Strommengen über weite Distanzen an Bedeutung. Siemens ist einer der weltweit führenden Anbieter von Smart Grid-Komponenten, wozu auch die energieeffiziente Hochspannungs-Gleichstromübertragungstechnik (HGÜ) zählt. Seit Ende 2009 ist beispielsweise eine Rekord-Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage in China in Betrieb. Damit können große Mengen sauberer Wasserenergie über knapp 1.500 Kilometer fast verlustfrei transportiert werden. Diese Technik ist auch ein wichtiges Element im Wüstenstromprojekt der Desertec Industrial Initiative (DII). Da Gleichstrom die Geräuschemission von Transformatoren erhöht, gilt es das zukünftig vermehrte Aufkommen von Gleichstrom in den Netzen zu berücksichtigen. Im Trafo-Werk Linz hat es dazu bereits zahlreiche Versuche gegeben. Anfang dieses Jahres gelang die weltweit erste sogenannte Gleichstromkompensation, die das durch Gleichströme verursachte Geräuschverhalten in Transformatoren positiv beeinflusst.

Viel Wind um Transformatoren
Siemens-Transformatoren tragen dazu bei, dass erneuerbare Energiequellen effizient genutzt werden können. Das Werk Linz der Siemens Transformers Austria ist Lieferant für bedeutende europäische Offshore-Windparks. Im Jahr 2008 wurde ein 220 MVA/165 kV-Trafo für den weltgrößten Windpark Horns Rev II vor der dänischen Küste geliefert. Heuer wurden zwei Transformatoren für den Offshore-Windpark Galloper in der Nordsee ausgeliefert. Auch der Windpark Gwynt y Môr vor der Küste von Nordwales, der ab 2011 errichtet wird, wird mit Siemens-Transformatoren aus Österreich ausgestattet.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /