© Christian Fürthner / PID
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Der "Energiefresser Verkehr" hat hohes Einsparpotential

A1 Telekom Austria und SPAR gewinnen VCÖ-Mobilitätspreis Wien

Wien - Gleich zwei Sieger gab es heuer beim VCÖ-Mobilitätspreis Wien. A1 Telekom Austria und Spar wurden von VCÖ, Stadtrat Rudi Schicker und ÖBB-Postbus mit dem
VCÖ-Mobilitätspreis Wien ausgezeichnet.

Gleich zwei Gewinner bei VCÖ-Mobilitätspreis Wien

Zwei Mal ein Gewinn- auch für die Umwelt. Zwei Projekte, eines von der A1 Telekom Austria und eines von SPAR, wurden von der Jury gleich gut bewertet. Das Motto war heuer "energy.change.mobility". Gesucht waren Projekte, die den Energieverbrauch des Verkehrs verringern. Die A1 Telekom Austria ermöglicht mit der Entwicklung von Telepresence die Vermeidung von Geschäftsreisen. SPAR hat mehrere Schritte gesetzt, damit mehr Einkaufsfahrten vom Pkw auf das Fahrrad bzw. das Elektro-Fahrrad verlagert werden. Der VCÖ-Mobilitätspreis Wien wurde heuer zum 6. Mal in Kooperation mit der Stadt Wien und dem ÖBB-Postbus durchgeführt.
"Die Zeit des billigen Erdöls geht langsam aber sicher zu Ende. Es ist daher im Interesse der privaten Haushalte und der Wirtschaft, den Energieverbrauch des Verkehrs deutlich zu verringern. Gerade der Verkehr entpuppt sich heute als der große Energiefresser in unserer Gesellschaft. Die 56 eingereichten Projekte beim diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreis Wien zeigen, dass es zahlreiche Ansätze
gibt, die Energieeffizienz des Verkehrs zu erhöhen", betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Der VCÖ-Mobilitätspreis Wien wurde heuer zum 6. Mal in Kooperation mit der Stadt Wien und dem Postbus durchgeführt. Im Jahr 2009 verbrauchten die privaten Wiener Pkw rund 525 Millionen Liter Sprit. Der VCÖ weist darauf hin, dass durch eine Verringerung der Pkw-Fahrleistung um 20 Prozent und der Verringerung
des Durchschnittsverbrauchs um 10 Prozent, der Spritverbrauch um 155 Millionen Liter verringert werden kann. "Bei heutigen Spritpreisen wäre das eine finanzielle Entlastung für die Wiener Haushalte von rund 180 Millionen Euro pro Jahr. Und es würden rund 380.000 Tonnen CO2 vermieden werden. Energieeffizienz im Verkehr nutzt der Bevölkerung und schützt das Klima", macht Gratzer aufmerksam. Verkehr vermeiden, Verkehr verlagern, und Verbrauch verringern, lauten die zentralen Punkte, um dieses Ziel zu erreichen.

Besser "ohne" Auto

Der Wiener Verkehrsstadtrat Rudi Schicker sieht vor allem in der Kombination von Fahrrädern und E-Bikes mit dem Öffentlichen Verkehr, eine verkehrsorganisatorische Revolution schlummern: "Deswegen forcieren wir derzeit die Errichtung von Radabstellanlagen entlang von U-Bahn-Stationen, wie beispielsweise bei der neuen U2-Verlängerung bis zur Aspernstraße. Aber auch die neue Radgarage auf der
Kennedybrücke beim derzeit in Bau befindlichen "Wienfluss-Radweg", stellt mir ihren 100 sicheren und komfortablen Radstellplätzen eine ideale Kombination mit der U4-Station bzw. den übrigen Straßenbahn- und Buslinien dar."

Das Auto ist im Haushalt der Hauptverbraucher von Energie. Selbst ein Niedrigenergiehaus mit Auto hat einen höheren Gesamtenergieverbrauch als ein Standardhaus ohne Auto. Die Daten im Detail: Ein Durchschnitts-Haushalt verbraucht in einem Standardhaus ohne Auto 17.691 kWh pro Jahr. Ein Haushalt in einem
Niedrigenergiehaus mit Auto verbraucht hingegen durchschnittlich 21.422 kWh pro Jahr - also um 21 Prozent mehr. "Wirklich energiesparend wird ein Niedrigenergiehaus dann, wenn der Haushalt ohne Auto auskommt", so VCÖ-Sprecher Gratzer. Der Energieverbrauch verringert sich dann auf durchschnittlich 10.652 kWh pro Jahr.

Die Einkaufsfahrten haben einen großen Anteil am Verkehrsaufkommen. 26 Prozent der Alltagswege der Wienerinnen und Wiener dienen dem Einkaufen und privater Erledigungen. Das Fahrrad spielt derzeit als in Wien beim Einkaufen (noch) eine geringe Rolle. Nur 16 Prozent der Wienerinnen und Wiener kaufen zumindest gelegentlich mit dem Fahrrad ein, in Vorarlberg beträgt der Anteil 44 Prozent.
Eine Studie der Wirtschaftskammer zeigt, dass die Hälfte der Einkäufe weniger als fünf Kilogramm wiegen und für das Fahrrad geeignet sind. "Eine gute Nahversorgung ermöglicht es, Einkäufe umweltfreundlich zu erledigen", betont der VCÖ. Sehr gut ist bereits die Bilanz bei den Wiener Einkaufsstraßen. 90 Prozent der Kundinnen und Kunden der Wiener Einkaufsstraßen kommen mit den Öffis, zu Fuß oder mit dem
Fahrrad, nur zehn Prozent mit dem Pkw. Hingegen kommen bis zu 97 Prozent mit dem Auto zu Einkaufszentren an der Peripherie.

Für Stadtrat Schicker ist dies eine Bestätigung, wie wichtig für die Wiener Einkaufsstraßen eine gute Anbindung an das Öffentliche Verkehrsnetz ist und welche Bedeutung hierbei der Stadtund Verkehrsplanung zukommt: "Vor allem die U-Bahnen sind die besten Frequenzbringer. Auch eine attraktivere Gestaltung des öffentlichen Raumes wirkt sich positiv auf die Passantenfrequenz aus, wie zum Beispiel die
Neugestaltung des Elterleinplatzes an der Hernalser Hauptstraße zeigt. Hinzu kommen gemeinsame Initiativen wie das Projekt 'Lebendige Straßen', die sich gezielt mit der Frage des Umgangs mit leerstehenden Geschäftslokalen beschäftigen und eine Fülle von innovativen Maßnahmen zur Belebung der Straßen setzen."

Geschäftsreisen speilen eine große Rolle

In Österreich wurden heuer im ersten Halbjahr jede Woche im Schnitt 60.000 Geschäftsreisen durchgeführt. Acht von zehn Geschäftsreisen werden mit dem Pkw oder dem Flugzeug absolviert. Die Energiebilanz ist schlecht, wie eine VCÖ-Studie zeigt. Gerade die bei Geschäftsreisen häufigen Kurzflüge verbrauchen viel Energie und belasten die Umwelt sehr stark. Während der Energieverbrauch der Bahn bei durchschnittlich 9 kWh pro 100 Personenkilometer beträgt, ist der Energieverbrauch bei Kurzstreckenflügen mit rund 270 kWh pro 100 Personenkilometer 30 Mal so hoch. Insgesamt setzen die Unternehmen infolge der Wirtschaftskrise bei Geschäftsreisen den Sparstift an, wie die VCÖ-Untersuchung zeigt. Während im Jahr 2007 noch 4,96
Millionen Geschäftsreisen absolviert wurden, waren es im Jahr 2008 4,65 Millionen Geschäftsreisen und im Vorjahr 4,1 Millionen. Heuer setzte sich im 1. Halbjahr der Rückgang bei den Geschäftsreisen weiter fort: Mit 1,56 Millionen Geschäftsreisen wurden um rund ein Drittel weniger Geschäftsreisen gemacht als im 1. Halbjahr 2009.

"Als Bundeshauptstadt und als Standort zahlreicher Konzernzentralen sind Geschäftsreisen für Wien ein sehr großes Thema. Gerade in Zeiten knapper Budgets und aus ökologischen Gründen sind Videokonferenzen zunehmend für Unternehmen und für öffentliche Verwaltungen eine sinnvolle Alternative zu Geschäftsreisen", meint
Gratzer. Im Vorjahr haben rund 1,1 Millionen Österreicherinnen und Österreicher eine Geschäftsreise unternommen, fast 30 Prozent davon wohnen in Wien. In Österreich ist die Anzahl der Unternehmen, die Videokonferenzen nutzen von sechs Prozent im
Jahr 2009 auf zwölf Prozent im 1. Halbjahr 2010 gestiegen. Das Potenzial ist in Österreich groß wie der Vergleich mit Deutschland zeigt. In Deutschland nutzt bereits jedes dritte Unternehmen Videokonferenzen. "Videokonferenzen helfen Verkehr zu vermeiden. Der Energieverbrauch wird verringert, Schadstoff- und CO2-Emissionen
vermieden. Das waren die Gründe, warum das Projekt Telepresence von der Jury des VCÖ-Mobilitätspreis Wien so gut bewertet wurde", betont Gratzer.

Telepresence ist ein modernes Videokonferenzen-Konzept. Durch große Bildschirme, und die Bild- und Tonübertragung mittels Breitband-Technologie wird das Gefühl erzeugt, den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern direkt vis a vis zu
sitzen. "Telepresence hat gegenüber Geschäftsreisen eine ganze Reihe von Vorzügen", erklärt A1 Telekom Austria Vorstand Alexander Sperl. "Es ist ein optimales Instrument, das neben der einfachen Handhabung auch dadurch besticht, dass man das Gefühl hat, als sitze man mit dem Gesprächspartner im gleichen Raum. Aber natürlich sparen wir auch Reisekosten und Reisezeiten und vor allem reduzieren wir den CO2 Ausstoß - das ist eine weitere wichtige Initiative im Rahmen unserer
Umweltaktivitäten!"

A1 Telekom Austria benutzt das System intern, mit dem Ziel die Zahl der eintägigen Geschäftsreisen von 8.000 pro Jahr um ein Viertel zu verringern. In Wien gibt es zwei Konferenzräume, jeweils einen gibt es in Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg, Innsbruck und Feldkirch. Die acht Konferenzräume werden auch an Kundinnen und Kunden vermietet.

Einkaufsmobilität einmal anders

SPAR erhält für nachhaltige Einkaufsmobilität den VCÖ-Mobilitätspreis Wien Spar hat ein 6-Punkte Programm zur Förderung des Radfahrens und der E-Mobilität gestartet. Unter anderem wurden vor den 135 Spar-Filialen in Wien in Kooperation mit der Stadt Wien insgesamt 450 neue Fahrradabstellplätze geschaffen. Zudem werden 30
E-Tankstellen für Elektro-Fahrräder errichtet und Angestellte von SPAR erhielten einen 100 Euro Gutschein für den Kauf eines Elektro-Fahrrads. Ziel ist, dass in drei Jahren zehn Prozent der Angestellten bei Spar mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz kommen. "Mit dem 6-Punkteprogramm trägt SPAR zur Verbesserung der Lebensqualität in Wien bei. Wir gehen diesen Weg - für unsere Umwelt, für unsere Region", erklärt Mag. Alois Huber, SPAR-Geschäftsführer für Wien und Niederösterreich.

Postbus-Regionalmanager Alois Ometzberger betont: "An die Zukunft denken heißt auch, Neues und Innovatives entwickeln! Dieses Motto haben sich die diesjährigen Siegerprojekte A1 Telekom Austria für Telepresence und SPAR für nachhaltige Einkaufsmobilität als Basis genommen, und dieser Gedanke wird auch bei der ÖBB Postbus GmbH gelebt. Deshalb unterstützen wir auch gerne den Mobilitätspreis, der
in Wien zum 6. Mal vergeben wird. Für die ÖBB-Postbus GmbH sind Umweltbewusstsein und Klimaschutz wichtige Themen. Wir investieren viel in die Entwicklung neuer Technologien und Konzepte, um wirksame Maßnahmen zur Reduktion der Emissionswerte und der Schadstoffbelastung setzen zu können. Denn der Öffentliche Verkehr hilft der Umwelt."

Der VCÖ dankt auch dem Verkehrsverbund Ost-Region und den Wiener Linien für die Unterstützung des VCÖ-Mobilitätspreis Wien.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /