© Thomas Preiss
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"energy.change.mobility"- Umdenken geht

Zwölf Projekte wurden beim VCÖ-Mobilitätspreis 2010 zum Thema "energy.change.mobility" ausgezeichnet

Wien- Ein spannender Abend mit herausragenden Projekten, die mögliche Veränderungen im Verkehrsbereich aufzeigen, so könnte man das Resümee über den gestrigen Abend ziehen. Gemeinsam mit BM Doris Bures und BM Niki Berlakovich wurden gestern von VCÖ GEschäftsführer Dr. Willi Nowak im RZB-Gebäude in Wien die österreichischen VCÖ-Mobilitätspreise verliehen. Eine 17-köpfige Fachjury hatte im Vorfeld eine Vielzahl von eingereichten Projekten bewertet.

GESAMTSIEGER Emrich Consulting ZT-GmbH Energieausweis für Siedlungen

Den Gesamtsieg konnte der ‘Energieausweis für Siedlungen’, entwickelt von der ‘Emrich Consulting’, die in Wien und Niederösterreich ein Büro hat, erlangen.

"Es erscheint widersprüchlich, dass ein Null-Energiehaus auf der grünen Wiese, fern von jeder Siedlung, die höchste Wohnbauförderung bekommen kann", meinen dazu die Einreicher des Projektes, DI Rainer Zeller und DI Hans Emrich. Der von Emrich Consulting entwickelte Energieausweis für Siedlungen berücksichtigt erstmals auch den Energieverbrauch der Mobilität. Wie wichtig das ist, zeigt eine aktuelle VCÖ-Studie: 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs eines durchschnittlichen Haushalts mit Auto geht auf das Konto der Mobilität.

Das ausgezeichnete Projekt beurteilt die Energiebilanz nicht nur anhand der wärmetechnischen Eigenschaften der Häuser, sondern bezieht auch die Distanz zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz, die Anbindung an den Öffentlichen Verkehr sowie Fuß- und Radwege innerhalb der Siedlung mit ein. Jeder Siedlung wird ein Energielevel von A bis G zugeordnet. Damit ist ein Vergleich zwischen verschiedenen Standorten in der Gemeinde möglich. Bereits 25 Gemeinden in Niederösterreich überprüfen mit dem Energieausweis für Siedlungen die Gesamtenergieeffizienz (siehe www.energieausweis-siedlungen.at ).

Kategorie GEBIETSKÖRPERSCHAFTEN

Sieger: plan-b Regionales Mobilitätsmanagement der Gemeinden Bregenz, Hard, Kennelbach, Lauterach, Schwarzach und Wolfurt ein.kaufen - rad.fahren

Der VCÖ-Mobilitätspreis in der Kategorie ‘Gebietskörperschaften’ ging an das ‘plan-b Mobilitätsmanagement’ der Gemeinden Bregenz, Hard, Kennelbach, Lauterach, Schwarzach und Wolfurt. Ein Monat lang wurde an alle, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln einkaufen, einen Glückspunkt in einem Sammelpass übergeben. 130 Geschäfte beteiligten sich an der Aktion. Alle vollen Sammelpässe nahmen an einer Verlosung mit Preisen teil. ‘Gerade kurze Autofahrten verbrauchen viel Sprit. Viele Einkäufe können sehr gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß klimafreundlich erledigt werden’, betont dazu VCÖ-Geschäftsführer Nowak.

2. Platz Land Salzburg Abteilung Raumplanung Analyse der Entwicklungspotenziale für zukünftiges Wohnbauland im Einzugsgebiet leistungsstarker ÖV-Haltestellen (Bahn und Bus)

Den zweiten Platz in der Kategorie ‘Gebietskörperschaften’ erreichte die Abteilung Raumplanung des Landes Salzburg. Ziel des ausgezeichneten Projektes ist es, die Wohnbautätigkeit entlang hochwertiger Einrichtungen des Öffentlichen Verkehrs zu entwickeln. ‘Die Wahl des Wohnstandorts entscheidet, wie lange Arbeits- und Einkaufswege sind und mit welchen Verkehrsmitteln diese zurückgelegt werden können. Haushalte, die einen guten Öffentlichen Verkehr in der Nähe haben, ersparen sich meist ein Zweitauto oder überhaupt ein Auto. Und senken damit ihren Gesamtenergieverbrauch deutlich’, gratuliert VCÖ-Geschäftsführer Nowak den Gewinnern. Den Preis nahmen der zuständige Landesrat Walter Blachfellner und von der Abteilung Raumplanung Friedrich Mair und Johannes Lebesmühlbacher entgegen.

Kategorie INTERNATIONALE PROJEKTE Sieger Arbeitskreis Verkehr in Freiburg Vauban Autoreduzierter Stadtteil Freiburg Vauban

Der Stadtteil Vauban hat rund 5.000 Einwohner und 600 Arbeitsplätze. Das Besondere an diesem Stadtteil ist, dass er als gesamtes verkehrssparend angelegt ist. Die Pkw-Dichte beträgt in Vauban rund 200 Pkw / 1.000 Einwohner (zum Vergleich: Österreich 512 Pkw / 1.000 EW, Wien hat 390 Pkw / 1.000 EW). Im Jahr 2006 wurde der Stadtteil ans Straßenbahnnetz angeschlossen. Rund 400 Bewohnerinnen und Bewohner nutzen Carsharing, es gibt 15 Carsharing-Autos. Was interessant ist: 57 Prozent haben das eigene Auto nach dem Einzug in Vauban verkauft und leben nun ohne Auto.

Kategorie ORGANISATIONEN & VEREINE Sieger Caritas der Erzdiözese Salzburg Gesamtkonzept Mobilitätsorganisation Caritas Salzburg

Die Caritas der Erzdiözese Salzburg gewinnt die Kategorie ‘Organisationen und Vereine’ beim VCÖ-Mobilitätspreis. Die Caritas hat ein umfassendes Mobilitätskonzept für den gesamten Caritasverband der Erzdiözese Salzburg umgesetzt. Jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen, erhalten 80 Prozent der Kosten der Jahreskarte / Monatskarte ersetzt. Zudem wurden Fahrradabstellanlagen mit hoher Qualität errichtet und das Radfahren zur Arbeit beworben. Die Firmenfahrzeuge wurden auf Erdgasantrieb umgerüstet. ‘Ein vorbildhaftes Projekt’, gratuliert VCÖ-Geschäftsführer Nowak. Den VCÖ-Mobilitätspreis nahm Caritas-Direktor Hans Kreuzeder entgegen.

Kategorie UNTERNEHMEN powered by ÖBB Sieger Haberkorn Ulmer GmbH Haberkorn Ulmer Jobrad Jobticket

Haberkorn Ulmer gewinnt mit dem Projekt ‘Jobticket und Jobrad’. Neue Mitarbeitende bekommen ein zwei-Wochen-Ticket für den Öffentlichen Verkehr geschenkt. Wenn sich die Mitarbeiter entschließen, weiterhin mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren, zahlt Haberkorn Ulmer die Jahreskarte. Zusätzlich stehen für den Weg vom Bahnhof zum Unternehmen firmeneigene Fahrräder kostenlos zur Verfügung. ‘Der VCÖ wünscht sich, dass dieses vorbildhafte Projekt von vielen Unternehmen nachgeahmt wird’, gratuliert VCÖ-Geschäftsführer Nowak.

2. Platz illwerke vkw Elektromobilität erlebbar machen

Auch der zweite Platz in der Kategorie Unternehmen geht an Vorarlberg: Die illwerke vkw wird bis Ende 2011 an sechs Schnittstellen zum Öffentlichen Verkehr VLOTTE e-stationen errichten. An diesen Stationen kann man unkompliziert E-Fahrzeuge ausleihen.

2. Platz cargo-partner GmbH Klimawandel und Güterbeförderung – ein ganzes Maßnahmenpaket setzt Zeichen

Auch Cargo Partner, die ihren Standort Fischamend, haben wurden beim VCÖ-Mobilitätpreis ausgezeichnet, als zweiter in der Kategorie Unternehmen. Ziel ist es, die CO2-Emissionen beim Gütertransport zu verringern. Das beinhaltet die Auslastung der Fahrzeuge, die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene sowie Spritspartrainings und ökologische Richtlinien für die Beschaffung von Firmenfahrzeugen. Allein im Jahr 2008 konnten durch die Optimierung beim Transport 19.000 Tonnen CO2 vermieden werden.

Kategorie ÖFFENTLICHER VERKEHR Sieger Verkehrsverbund Tirol GmbH / ÖBB-Personenverkehr AG Regionalmanagement Tirol Einführung Wipptal S-Bahn

Die Einführung der Wipptal S-Bahn wurde als bestes Projekt in der Kategorie ‘Öffentlicher Verkehr’ ausgezeichnet. Die Einführung der Wipptal S-Bahn durch den Verkehrsverbund Tirol und die ÖBB-Personenverkehr AG Tirol brachte deutliche Verbesserungen für die Fahrgäste: Klimatisierte Niederflurbahnen verbinden Innsbruck und Steinach am Brenner seit Dezember 2008 im 30-Minuten-Takt, zwischen Innsbruck und Brenner fährt der Zug im Stundentakt. Am Wochenende wird zudem ein Nachtzug angeboten. Die Busanschlüsse ins Wipptal wurden auf den neuen Fahrplan abgestimmt. Im Jahr 2009 erreichte der Öffentliche Nahverkehr auf dieser Strecke ein Fahrgastplus von 5,9 Prozent oder 70.000 Fahrgästen. Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit sind gestiegen. ‘Kurze Wartezeiten und regelmäßige Verbindungen, wie bei der Wipptal S-Bahn umgesetzt, machen den Öffentlichen Nahverkehr attraktiv und ermöglichen vielen Menschen den Umstieg vom Auto auf die energieeffizientere Bahn. Durch solche Projekte wird Österreich unabhängiger vom Erdöl’, gratuliert VCÖ-Geschäftsführer Nowak.

2. Platz Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft m.b.H. EcoTram – Energieoptimierung der thermischen Fahrzeugsysteme bei Schienenfahrzeugen

In der Kategorie ‘Verkehrsunternehmen’ erreichte die EcoTram den zweiten Platz. Umgesetzt wurde die EcoTram von Siemens, den Wiener Linien, Vossloh und Kiepe, der TU Graz, der SCHIG und RTA (Rail Tech Arsenal). Bei sehr heißer und kalter Witterung kann bei U-Bahnen der Energieaufwand für Heiz- und Klimageräte höher sein als der Betrieb. Bei der EcoTram wurden die Potenziale zur Energieeinsparung ausgelotet. Durch die EcoTram wird im Betrieb der Wr. Linien eine jährliche Energieeinsparung von 600 Tonnen CO2 erwartet. ‘Die EcoTram leistet einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlichen und wirtschaftlichen Form der urbanen Mobilität’, gratuliert VCÖ-Geschäftsführer Nowak den Gewinnern.

Kategorie PRIVATPERSONEN / IDEEN Sieger Ewald Matthias Tauber Makroökonomische Aspekte im Bereich der Vergaberichtlinien öffentlicher Aufträge

"Unternehmen, die in großer Entfernung ihres Unternehmensstandortes als Billigstbieter zu Aufträgen der öffentlichen Hand gelangen, erzeugen im Laufe der Abwicklung dieser Aufträge zusätzlichen Verkehr. Die Vergabe an einen annähernd preisgleichen Anbieter aus naher Umgebung wäre makroökonomisch die bessere Wahl", erklärt Ewald Matthias Tauber den Grundgedanken. Deshalb sollen Verkehrskosten ebenfalls als wichtiges Vergabekriterium für öffentliche Aufträge herangezogen werden. Die Einbeziehung der negativen externen effekte des Verkehrs in die Vergabe öffentlicher Aufträge bietet ein großes Potenzial zur Verkehrsreduktion und damit zur Verringerung des Energieverbrauchs.

Kategorie BILDUNGSEINRICHTUNGEN Sieger Sustainability4U – NachhaltigkeitsBlattform der 4 Grazer Universitäten UniMobil_4U

Die Universität Graz, die Technische Universität Graz, die Medizinische Universität Graz und die Kunstuniversität Graz haben sich im Jahr 2009 zu einer Nachhaltigkeitsplattform unter dem Label "Sustainibility4U" zusammengeschlossen. An den vier Grazer Universitäten sind insgesamt fast 50.000 Studierende und mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter potenzielle und reale Botschafter nachhaltiger, energiesparender Mobilität.

Das Projekt basiert auf Onlinebefragungen zum Mobilitätsverhalten der Studierenden und Mitarbeitenden. Davon abgeleitet wurden gefährliche Straßenzüge entschärft und die Mobilität am Campus optimiert. Die Universitäten untereinander wurden optimal miteinander verbunden und lückenlos an das städtische Radwegenetz angeschlossen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /