© Fischaufstieg.at
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Innovativer "Fishpass" für nachhaltige Gewässer

Gemeinsame Forschung von Universität für Bodenkultur und Maba

Neue Richtlinie fordert bis 2015 guten ökologischen Zustand - EU Förderung für Kraftwerksbetreiber - Erfolgreiches Pilotprojekt in Niederösterreich

Die Gewinnung von Energie durch Wasserkraft gilt als besonders ökologisch verträglich, jedoch sind damit auch Eingriffe in Fließgewässer verbunden. So müssen Fische nun für ihren Wanderweg Höhenunterschiede zwischen Ober- und Unterwasser überwinden. Auch bei Hochwasserschutzbauten entstehen in den Gewässern Barrieren, die eine natürliche Fischwanderung behindern. Dem österreichischen Unternehmen Maba Fertigteilindustrie (FTI) ist es gemeinsam mit der Wiener Universität für Bodenkultur gelungen, einen speziellen "Fishpass" zu entwickeln. Dieses System wird in Fließgewässern installiert und ermöglicht Fischen die Überwindung von Hindernissen. Bereits seit 2009 wird in Wöllersdorf/NÖ erfolgreich eine Pilotanlage betrieben. Die im Wasserrechtsgesetz implementierte EU-Wasserrahmenrichtlinie bezweckt eine nachhaltige und umweltverträgliche Wassernutzung und regelt gesetzlich die Notwendigkeit von Fischwanderanlagen zur Förderung und Erhaltung der Fischbestände. "Mit dem Maba Fishpass haben wir eine ökonomisch und ökologisch vernünftig einsetzbare Wanderhilfe entwickelt um die natürlichen Fischbestände zu schützen und zusätzlich Energiepotentiale für z.B. Kraftwerksbetreiber zu heben", sagt Dr. Bernhard Rabenreither, Geschäftsführer der Maba Fertigteilindustrie.

In den Gewässern Europas hat sich der Fischbestand im letzten Jahrhundert durch Gewässerbauten stark reduziert. In der EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000 - einer verbindlichen Rechtsvorgabe der EU - wird die Ermöglichung einer nahtlosen Fischwanderung vorgeschrieben. Darin haben sich alle Mitgliedsstaaten verpflichtet bis zum Jahr 2015 sämtliche Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Benötigt werden dafür Systeme, die eine Wanderung der Fische ermöglichen und gleichzeitig den Betrieb eines Kraftwerks sicherstellen. Die Fische haben nach der neuen EU- Richtlinie künftig das Vorrecht.

Forschungsprojekt Universität für Bodenkultur und Maba Fertigteilindustrie

Gemeinsam mit dem Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau an der Wiener Universität für Bodenkultur unter der Leitung von Professor DI Dr. Helmut Mader hat die Maba Fertigteilindustrie den neuen Multi Struktur Slot Fishpass entwickelt, mit dem die Anforderungen der neuen EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllt werden können. Professor Mader: "Mit dem Fishpass ist es möglich einen um 30 bis 40 Prozent geringeren Wasserdurchfluss bei verbesserten, ökologisch optimierten Wanderbedingungen zu erzielen." Der Fishpass ist ein künstlicher Baukörper, der mit einer verhältnismäßig kleinen Wassermenge die optimalen Bedingungen herstellt. "Das Wesentliche beim Maba Fishpass ist, dass mit einem relativ geringen Wasserbedarf die gesamte Fischfauna vorhandene Unterbrechungen umwandern kann", erläutert Rabenreither.

Innovativer Fishpass - Leitfisch entscheidet Systemgröße

Planer von Gewässerbauten, wie beispielsweise Kraftwerken, entscheiden nach den lokalen ökologischen und topologischen Bedingungen welches der unterschiedlichen Systeme von Wander- bzw. Aufstiegshilfen dafür in Frage kommt. Der Maba Fischpass wird in unterschiedlichen Typen und Varianten angeboten sowie bei einem neuen Projekt von Beginn in die Planung eingebunden und behördlich zur Genehmigung eingereicht. Je nach Gewässer wird der passende Fishpass ausgewählt - entscheidend ist die Größe des Leitfisches (die gängigste Art im jeweiligen Gewässer). Derzeit werden drei Größenvarianten des Maba Fishpasses angeboten.

EU Förderung für Kraftwerksbetreiber

Kraftwerksbetreiber müssen sich um die Errichtung der Fischaufstiegshilfe bemühen. Wird dies in absehbarer Zeit durchgeführt, so stellt die EU dafür auch einen Fördertopf zur Verfügung. Bei neuen Kraftwerken muss "nur" die Fischaufstiegshilfe nachgerüstet werden. Bei Kraftwerken die Revisionsarbeiten planen kann der Fishpass im Zuge der Bauarbeiten installiert werden. Um den Auftraggebern einen reibungslosen und raschen Ablauf zu ermöglichen liefert Maba den Fishpass als fertiges Paket inklusive Statik, Abmessungen und einer abgeschlossenen Versuchsreihe. "Der Fishpass wird von Maba in ganz Europa angeboten. Wir rechnen in Kürze mit einem großen Ansturm und empfehlen allen Kraftwerksbetreibern sich möglichst rasch über die notwendigen Anträge zu informieren", so Rabenreither.

Erfolgreiches Pilotprojekt in Niederösterreich

In Wöllersdorf/NÖ wurde 2009 an der Piesting ein Fishpass der kleinen Systemgröße installiert und ist seither erfolgreich im Einsatz. Begleitend wurde ein Monitoring eingesetzt, um zu prüfen, ob und wie Fische wandern und vor allem ob diese den Fishpass annehmen. Das aufwändige Verfahren konnte nach voller Überprüfung erfolgreich abgeschlossen werden. Der Bau einer zweiten Anlage mit mittlerer Beckengröße für das Kraftwerk Hart der KWG im oberösterreichischen Schwanenstadt ist bereits in Planung und wird im Frühjahr 2011 installiert.

Der österreichische Kirchdorfer Konzern mit seinem Tochterunternehmen MABA investiert rund zwei Prozent des Umsatzes in die Entwicklung neuer Produkte und ist damit in der Branche federführend.

www.maba-fishpass.com www.fischaufstieg.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /