WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Klima: Schicksal der Welt in den Händen der USA

- von Herbert Geyer - Die Wähler von Texas entscheiden, ob die ­Malediven ­untergehen

Irgendwie entscheiden ja US-Präsidentenwahlen immerüber das Schicksal der ganzen Welt. Das galt etwa für die Wahl von Franklin D. Roosevelt, der mit den USA in den Zweiten Weltkrieg eintrat, um Europa vom Faschismus zu befreien, ebenso wie für Ronald Reagan, der durch seine Rüstungsprogramme die Sowjetunion in den wirtschaftlichen Ruin trieb. Und auch ohne George W. Bush an der Spitze der einzigen Supermacht würde die Welt jetzt wohl ganz anders aussehen.

Die US-Präsidentenwahl im kommenden Jahr wird wieder über das Schicksal der Welt entscheiden. Denn spätestens seit der Klimakonferenz von Bali und den darauf folgenden Reaktionen der US-Regierung (siehe S. 8) lässt sich absehen, dass unter einer republikanisch geführten Regierung wohl auch nach dem Auslaufen von Kyoto im Jahr 2012 keine US-Beteiligung an einer verbindlichen Senkung der Treibhausgas-Emissionen zu erwarten ist. Und ohne Beteiligung der USA wird auch China - das bis dahin die USA als grösster Emittent von Treibhausgasen ablösen wird - sich auf keine Reduktion festlegen. Kurz: Wenn in den USA eine mit George W. Bush vergleichbare Leuchte zum Präsidenten gewählt wird, dann wird es keinen ernst zu nehmenden Klimaschutz geben, Inselstaaten wie die Malediven werden bis zum Ende des Jahrhunderts unter dem Meeresspiegel verschwinden und die Staaten der Nordhalbkugel müssen sich auf die Zunahme von Dürre- und Sturmkatastrophen einrichten.

Nicht dass in anderen Teilen der Welt alles eitel Wonne wäre: Dass Europas Staats- und Regierungschefs vor ihrem Gipfel in Brüssel für ein paar Stunden nach Portugal jetten, nur damit der dort unterschriebene Reformvertrag als "Vertrag von Lissabon" in die Geschichte eingehen kann, beweist, dass auch in Europa die klimaschützerische Vernunft nicht gerade mit Löffeln gefressen wird. Von den praktischen Erfolgen der bisher zumindest theoretischen Bemühungen einmal ganz abgesehen - z. B. in Österreich: Statt der versprochenen Reduktion der Treibhausgase um acht Prozent halten wir ja derzeit bei einer Vermehrung um 20 Prozent.

Aber diesseits des Atlantiks gibt es zumindest ein gewissen Problembewusstsein - und schön langsam dämmert auch die Erkenntnis, dass die Entwicklung effizienterer Methoden der Energienutzung durchaus auch ein Geschäft sein kann. Ob diese Erkenntnisse auch umgesetzt werden, das hängt leider davon ab, ob sich die Wähler von Texas, Florida und Wyoming für die Demokraten Hillary Clinton oder Barack Obama entscheiden. Eine unsichere Sache.

Rückfragehinweis: WirtschaftsBlatt

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OTS0008 2007-12-17/08:20



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /