Post Oil City- auch in Wien?

Stadtentwicklung, städtische Leitbilder - gesamtheitliche Entwicklung ist notwendig

Wien- Die Ausstellung Post Oil City – Die Stadt nach dem Öl machte vom 28.1.2011 - 14.2.2011 Station in der Wiener Akademie der bildenden Künste und lud am 14.2.2011 zur Finissage samt Podiumsdiskussion zum Thema ‘Auf der Suche nach städtischen Leitbildern für Wien’.

Die Veranstaltung fand reges Interesse, was sich im personellen Andrang manifestierte, wobei die erwarteten Besucherzahlen bei weitem übertroffen wurden.

Dr. Reinhard Seiß, Raumplaner, rekonstruierte für die zahlreichen Zuhörer zu Beginn die Planung, Entstehung sowie die aktuelle Situation der Bauten in Alt Erlaa. Hier wurde ganz bewusst vom Architekten Dr. Harry Glück ein verhältnismäßig großer Anteil an privaten und gemeinschaftlichen Freiräumen vorgesehen, um die soziale Interaktion, das Miteinander zu stärken. Insgesamt trügt der äußere, monotone Eindruck, denn im Inneren befinden sich nicht weniger als 35 verschiedene Wohnungsgrundrisse, 8 Schwimmbäder, sieben davon als Freiluft-Bäder auf den Dächern, 33 Freizeitklubs und 2 Ärztezentren. Im Vergleich zu den Bauten vom Schöpfwerk wog Hr. Seiß ab und sagte hier ganz deutlich, dass die Benefits der Infrastruktur und Freiräume die Nachteile der Bauweise ganz klar aufheben.
Diese Tatsache führt auch dazu, dass in Umfragen unter den Bewohnern die Anzahl der Wege für Freizeitmobilität extrem gering sind, sowie nur wenige einen Zweitwohnsitz besitzen, da sich die Notwendigkeit nicht ergibt, ‘wenn das Grün vor der Haustür zu finden ist.’

DI Volkmar Pamer, Oberstadtbaurat MA 21B, beschrieb in seinem Referat den Entstehungsprozess vom Kabelwerk, einem ehemaligen Fabrikgelände, das als Wohn- und Lebensraum neu bebaut wurde. Hier stach hervor, dass der, durch aktives Zugehen auf die Betroffenen und Anwohner erwirkte, hohe Grad an Bürgerbeteiligung letztendlich zu einer überdurchschnittlich zufriedenstellenden Lösung geführt hat.

Johannes Tovatt SAR/MSA, der Sieger in der Ausschreibung rund um die Seestadt Aspern beschrieb kurz die Hintergründe in seinem Konzept und ging auf die Motivation in der Planung näher ein. Er strich vor allem die, seiner Meinung nach exzellente Anbindung an die Verkehrsmittel an, was jedoch in der anschließenden Diskussion von Hr. Seiß widerlegt wurde, da einzig die U2 als Totschlagargument angeführt werde, die S7 jedoch aufgelöst und die S80 massiv ausgedünnt wurde und somit die Autoverkehrsbelastung auf der A23 massiv zunehmen wird.

Prof. DI. Stefan Gruber MSc, Architekt, sprach sich in der Podiumsdiskussion klar für eine gesamtheitliche Planung aus und sprach die Probleme an, die ein, wie die ‘Seestadt Aspern’, durch und durch geplantes Projekt aufwirft. Hier stellen sich raumplanerische und architektonische Fragestellungen, die (noch) nicht geklärt sind.

Schlussendlich ist zu sagen, dass die Diskussion rund um die Seestadt Aspern wie bereits in vorhergehenden Projekten zu spät gestartet wurde und die öffentliche Meinungsbildung erst nach dem Ausschreiben des Wettbewerbs begann. Hiermit ist die Fragestellung ‘Ob?’ bereits vorweggenommen und es kann nur noch über das ‘Wie?’ entschieden werden. Dass dieses Gebiet, das in etwa der Fläche des 1. Bezirks entspricht, im Endeffekt einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Wiener Stadtgebiet haben wird, ist klar. Und so möchte ich Ihnen den Wunsch von Dr. Reinhard Seiß auf den Weg geben:
‘dass die Politk, die Verantwortung und Aufgaben, die sie offensichtlich innehat (in raumplanerischer Sicht) endlich wahrnimmt.’

Programm der Veranstaltung: www.archplus.net/home/post-oil-city-wien

GastautorIn: Roland Romano für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /